
als Kommissuren bezeichnet werden können, sollen hier berücksichtigt werden. Es sind
das folgende:
1. Die vordere Kommissur, welche die Verbindung zwischen den beiden Tubercula optica
herstellt. Diese Kommissur ist in Abbildung 35 a getroffen.
2. Dicht dahinter ist eine zweite Kommissur, welche die dorsalen Teile des Protocere-
brums verbindet.
3. Zwei dünne Faserbündel stellen die Verbindung zwischen den zwischen Zentralkörper
und den aufsteigenden Wurzeln liegenden Hirnteilen her.
4. Zwei über dem Zentralkörper liegende Kommissuren können als Intercerebralkommissuren
bezeichnet werden (Abb. 34d).
5. Die stärkste Kommissur der beiden Hauptlappen verläuft ventrocaudal vom Zentralkörper.
Sie zieht quer über den Oesophagus hinweg (Abb. 34 e).
6. Eine größere Anzahl dicht zusammengelagerter Kommissuren verbindet die ventro-
caudalen Teile des Protocerebrums (Abb. 35 d).
7. Als Kommissur kann auch der bereits erwähnte T ractus opticus posterior bezeichnet
werden.
8. Die beiden Nebenlappen werden durch eine zwischen dem Oesophagus und den Pilzwurzeln
verlaufende Kommissur verbunden (Abb. 34d).
2. Deuterocerebrum.
Das Deuterocerebrum der Landwanzen zeigt durchweg eine gute Entwicklung. Es übertrifft
an relativer Größe dasjenige der meisten ändern Insekten. Besonders mächtig
(Abb. 33) ausgebildet ist es bei den Coreidae (Syromastes), was zweifellos durch die starke
Entwicklung der Antennen dieser Formen bedingt ist. Diese sind von sehr zahlreichen
Sinnesborsten besetzt, die bei den Landwanzen alle nach demselben Typus gebaut zu sein
scheinen. Die proximalen Fortsätze der Sinneszellen bilden in ihrer Gesamtheit den sensorischen
Teil des Antennennerven. In der Antennenbasis vereinigen sich mit diesem N ervenbündel
die motorischen Nerven zu einem äußerlich einheitlichen Nervenstrang. Schnittpräparate
zeigen aber deutlich, daß dieser Nerv in seinem ganzen Verlauf aus mehreren
Nervenbündeln besteht. Die beiden Hauptbündel erkennt man recht gut bei dem in Abbildung
33 dargestellten Längsschnitt (N. ant. s. und N.ant.m.). Außerdem zeigt dieser Schnitt
sehr klar, daß das Wurzelgebiet dieser beiden Nervenbündel weit auseinander liegt. Das
dorsale sensible Bündel tritt in den Lobus olfactorius ein, während das ventrale, motorische
Bündel zum motorischen Teil des Deuterocerebrums zieht. Diese Zweigliederung ist, wie
Abbildung 33 zeigt, durchaus zwanglos. Sie wurde auch bei den meisten daraufhin untersuchten
Insekten festgestellt. Die Bezeichnungen dieser Teile sind allerdings recht verschieden.
Der olfactorische Teil wird bald als Riechlapp en (L e y d ig , K ü h n l e ) , Antennenanschwellung,
Bulbus olfactorius (D i e t l , J o n e s c u ), Antennennervenlappen ( R a b l -R ü c k h a r d t ) , bald
als Lobus olfactorius ( F l ö g e l , B ö t t g e r , B r e t s c h n e id e r ) , lobe olfactif (V ia l l a n e s )
bezeichnet. Auch der motorische Teil träg t recht verschiedene Namen. V ia l l a n e s nannte
ihn le lobe dorsal, J o n e s c u ganz entsprechend Dorsalmasse. Die weitere Forschung hat
aber gezeigt, daß die „Dorsalmasse“ durchaus nicht immer dorsal liegt, daß sie im Gegenteil
manchmal (z.B. bei Forficula) sogar ventral zu liegen kommt. K ü h n l e schlug deshalb
die Bezeichnungen „Nebenriechmasse“ oder „parosmetische Masse“ vor. Auch diese
Bezeichnungen erscheinen m ir nicht sehr glücklich gewählt. Ich werde daher im folgenden
stets nur von dem motorischen Teil des Deuterocerebrums reden.
a) Sensorischer Teil.
Der Lobus olfactorius ist gegen die übrigen Hirnteile außerordentlich deutlich abgegrenzt.
Selbst gegen den motorischen Teil des Deuterocerebrums ist die Grenze sehr leicht
zu ziehen. Sie wird hier lediglich durch ein verbindendes Faserbündel überbrückt. Auch
bezüglich seiner Struktur hebt sich der Lobus olfactorius sehr klar von seiner Umgebung
ab, was vor allem durch den Aufbau aus den Riechglomeruli bedingt ist. Letztere bilden
in ihrer Gesamtheit eine Rindenschicht, welche eine zentrale Fasermasse umschließt
(Abb. 33 und 58).
Die Glomeruli bauen sich aus den End Verzweigungen zahlreicher sensorischer Antennennervenfasern
auf, und zwar liegen die • Endbäumchen e i n e r Riechfaser stets nur in
einem e i n z i g e n Glomerulus. Bei Apis hat K e n y o n dagegen Riechfasern festgestellt,
welche z.T. mit mehr als einem Glomerulus in Verbindung stehen. Solche Riechfasern
konnte ich bei den Wanzen nicht finden. Die Endigungen der Riechfasern zeigen vielmehr
alle den Bau, wie er in Abbildung 59 dargestellt ist.
Al l e von den Antennen kommenden sensorischen Nervenfasern endigen in den Glomeruli
des Lobus olfactorius. Die Verbindung der verschiedenen Glomeruli untereinander und
mit den ändern Gehirnteilen erfolgt durch Neurone, deren Zellkörper dem Lobus olfactorius
außen angelagert sind. Vor allem kommt hierfür eine klar umgrenzte Gruppe ungefähr
gleichgroßer Zellen in Frage, welche bei den Wanzen mit großer Regelmäßigkeit im dorso-
lateralen Teil des Lobus olfactorius liegt. Diese Zellen entsenden ihre Fortsätze meist durch
eine einzige Einströmungspforte ins Innere des Lobus olfactorius, wo sie sich reich verzweigen
(Abb. 58). Die Haupt Verzweigungen dieser Zellen bilden den zentralen Faserteil
(Abb. 33 und 58).
Eine bessere Vorstellung von dem Bau dieser Neurone erhält man durch Anwendung
von Versilberungen. Bei dem in Abbildung 60 dargestellten Schnitt ist ein großer Teil der
Verzweigungen einer solchen Zelle getroffen. Mit ihren Endverzweigungen umspinnt sie
zahlreiche Glomeruli. Besonders gut gelingt die Darstellung dieser Endverzweigungen bei
Syromastes marginatus, weshalb einige Glomeruli mit den sie umspinnenden feinsten Endverzweigungen
hier abgebildet seien (Abb. 61).
Fortsätze dieser Zellen sammeln sich im caudalen Teil des Lobus olfactorius zu einem
einheitlichen Bündel, welches in dorsaler Richtung das Protocerebrum durchzieht und in
die inneren Pilzglomeruli eintritt. Es ist dies der sog. Riechstrang, welcher schon wiederholt
unter verschiedenen Namen beschrieben wurde. Der Verlauf dieser wichtigsten Verbindungsbahn
zwischen Deutero- und Protocerebrum geht klar aus den Abbildungen 34 e,
35 a-e, 43 (Tr.olf.) hervor, so daß sich eine Beschreibung erübrigt.
Außer dem Riechstrang besteht bei den Wanzen noch eine zweite Verbindung zwischen
Deutero- und Protocerebrum. Diese entspringt etwas caudal vom Riechstrang und läßt sieh
bis zum Zentralkörper verfolgen. Dieser Faserzug ist in Abbildung 34 d getroffen. Er
scheint sich z. T. im Zentralkörper, z. T. in den lateralen Teilen des Protocerebrums aufzulösen.
Die Verbindung zwischen Deutero- und Protocerebrum findet in der Literatur eine recht verschiedene Beurteilung:
Der Riechstrang wurde erstmals von B e l l o n c i (1882) beschrieben als Olfactorius-Opticus-Bündel. V ia l l a n e s (1886)
beschrieb ihn als „faisceau optico-olfactif“. Als Ursprung dieses Bündels betrachtet er die Pilzbecher. Von hier aus soll es