
Fadenabschnitt im Anschluß an die Kapsel eine Ausnahme macht, ähnlich wie bei den
Trichocysten von Loxophyllum meleagris, so dürfen wir auch für sie die Anwesenheit eines
Fadenstückes annehmen. Letzterer Hinweis fehlt allerdings für die Trichocysten von Lacry-
maria pupula. Bei der Schwierigkeit, die ihre Trichocystenuntersuchung bereitete, ist eine
endgültige Klärung nicht möglich, aber in Analogie zu den beiden anderen Lacrymaria-
Arten wohl anzunehmen, daß auch hier ein Fadenstück vorhanden ist.
Keinerlei Andeutung für die Anwesenheit eines Fadenstückes habe ich bisher bei den
Trichocysten einer Reihe von Prorodon- Arten finden können (Prorodon mar garitif er-Typ).
Ob ein Fadenstück hier vollkommen fehlt, oder nur durch besondere Umstände unsichtbar
ist, vermag ich nicht zu sagen.
Ein Fadenendstück, das aus dem Faden austritt und zur Verlängerung desselben dient,
habe ich außer bei verschiedenen weiteren Prorodon-Arten nur noch bei Dileptus anser
wiederfinden können. Es handelt sich hier also um eine verhältnismäßig seltene Bildung.
Ob außer der Lage des Fadenstückes an der Basis und am Vorderende desselben auch
noch die Lage innerhalb des vorderen Fadenteiles vorkommt, will ich nicht mit Bestimmtheit
festlegen. Bei der auf Seite 12 beschriebenen Holophrya spec. sah ich im Endteil des
Fadens einen stärker auf leuchtenden Wandabschnitt von Kapsellänge, der möglicherweise
eine solche Bildung darstellt. Ich besitze auch eine Zeichnung, bei der der stärker aufleuchtende
Abschnitt noch nicht ganz das Vorderende erreicht hat, sich also ebenso verhält wie
ein typisches Fadenstück. In keinem anderen Falle habe ich aber wieder eine gleiche
Lage des Fadenstückes feststellen können.
Bei Loxophyllum meleagris fand sich noch ein weiterer Fadenabschnitt, der durch
pathologische Explosionsstadien als nicht identisch mit dem Fadenstück bewiesen werden
konnte. Es handelt sich um einen sehr hinfälligen Teil, der sich an das Vorderende des
Fadens anschließt und für den ich die Bezeichnung „ E n d f a d e n “ vorschlug. Regelmäßig
konnte der Endfaden nur bei dieser Art gefunden werden. In vereinzelten Fällen tra f ich
auf entsprechend aussehende Fadenteile bei Laerymaria olor und Hemiophrys pleurosigma.
Wie das hypothetische Schema, das ich in Abbildung 27 fü r die Trichocyste von Loxophyllum
meleagris gab, zeigt, vermute ich, daß der Endfaden die Substanz darstellt, die bei
der ruhenden Trichocyste das Lumen des eingestülpten Fadens ausfüllt. Da auch bei Lacry-
maria und Hemiophrys der Endfaden nur in Ausnahmefällen beobachtet wurde und im allgemeinen
unsichtbar war, so ist denkbar, daß ihm über die hier genannten Arten hinaus
eine weitere Verbreitung zukommt, nur daß er im allgemeinen der Beobachtung entgeht.
Möglicherweise erscheint er auch bei anderen Trichocysten in anderer Gestalt.
Die Formen der Nesselkapseltrichocysten und ihr Auftreten im System.
Versuchen wir, die von mir beobachteten Trichocysten in bestimmte Typen einzuteilen,
so haben wir neben der Länge des Trichocystenfadens die Lage des Fadenstückes zu
berücksichtigen (Abb. 65). Ich schlage vor, die Bezeichnung der Typen nach Gattungen zu
wählen, für die die betreffende Form charakteristisch ist.
Als erster Typ wäre der Lacrymaria-Typ (Abb. 65 a) aufzustellen, dessen Trichocysten-
faden annähernd der einfachen Kapsellänge entspricht. Das Fadenendstück lag in allen
Fällen innerhalb des Fadens. Da Trichocysten mit Faden von einfacher Kapsellänge nur
selten Vorkommen, empfiehlt es sich vorläufig nicht, diesen Typ weiter unterzuteilen, z. B.
nach der Länge des Fadenstückes, das bei Enchelyodon elegans nur den halben Faden erfüllte
oder nach der Anwesenheit eines Endfadens, der nur bei Loxophyllum meleagris
regelmäßig gefunden wurde.
Bei den Trichocysten, deren Fadenlänge den doppelten Wert der Kapsellänge erreicht,
lassen sich vier verschiedene Typen aufstellen, von denen drei häufiger, der vierte dagegen
nur in einem einzigen Falle gefunden wurden Die erste Möglichkeit ist die, daß das Fadenstück
als Fadenbasisstück im Anfangsteil des Fadens1 liegt. Dieser Typus war der häufigste.
Ich mochte fü r diese Form die Bezeichnung „Didinium-Tjp“ vorschlagen (Abb. 65b).
Außer1 bei Didinium nasutum fand ich ihn bei den Gattungen: Actinobolina, Pseudoproro-
don, Enchelys, Trachelophyllum, Spathidium, Homalozoon, Lionotus und Loxophyllum.
Die zweite Möglichkeit ist die, daß das Fadenstück am Ende des Fadens, aber noch
innerhalb desselben liegt (Abb. 65c). Dieser Fall scheint bei der auf Seite 12 beschriebenen
Holophrya spec. vorzukommen, deren Trichocysten überhaupt eine Ausnahmestellung einnehmen.
In keinem anderen Fälle wurde dieser Typ wiedergefunden.
Die dritte Möglichkeit s t e ll dif-dar, daß das Fadenstück als Fadenendstück aus dem
Fadenende heraustritt und in seiner Verlängerung liegt. Dieser Trichocystentyp ist als Prorodon
teres-Typ (Abb. 65d) zu bezeichnen. Außer bei verschiedenen anderen Arten der Gattung
Prorodon fand ich ihn nur noch bei Dileptus anser.
Als vierte Möglichkeit bei einem Faden von doppelter Kapsellänge ist der Prorodon
margaritifer-Typ, bei dem ein Fadenstück überhaupt nicht nachweisbar ist (Abb. 65 e), zu
nennen. Mit Sicherheit fand ich diesen Typ nur bei verschiedenen A rten der Gattung Prorodon.
Zwar war auch bei verschiedenen Hemiophrys-Arten ein Fadenstück nicht nachzuweisen,
doch glaube ich eher, daß bei ihnen das Fadenstück durch besondere Umstände
verborgen blieb, da ja bei Hemiophrys procera ein Fadenbasisstück deutlich ausgebildet war.
Betrachten wir die Verteilung der aufgezählten Trichocystentypen in dem System, so
können wir hier im großen und ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit feststellen, und zwar
in dem Sinne,, daß wir meist bei verwandten Gattungen auf gleiche Trichocysten treffen,
dagegen innerhalb der höheren systematischen Einheiten verschiedene Trichocystentypen
Vorkommen können. In anderen Fällen konnte ich aber auch innerhalb der gleichen Gattung
verschiedene der oben aufgestellten Trichocystentypen bei verschiedenen Arten finden. Treten
innerhalb des gleichen Tieres Trichocysten verschiedener Größe auf, so gehören sie
immer dem gleichen Typus an.
Zur Erläuterung des Gesagten sei darauf hingewiesen, daß wir innerhalb der Familie
der Holophryidae in der von K ahl gegebenen Fassung sämtliche oben .aufgeführten Tricho-
cysten-Typen in den Gattungen: Prorodon, Pseudoprorodon, Holophrya und Lacrymaria
antreffen. Wenn auch nicht in so ausgesprochenem Maße zeigen auch die übrigen Familien
eine gewisse Uneinheitliehkeit in bezug auf die auftretenden Trichocysten-Typen. Beschränken
wir uns dagegen auf die einzelnen Gattungen der Holophryidae, bei denen ich Gelegenheit
hatte, mehrere Arten zu untersuchen, so ergibt sich fast immer eine größere Einheitlichkeit,
die darauf hinweist, daß wir es bei den Trichocysten mit einem systematisch wertvollen
Merkmal zu tun haben. Einen besonders geschlossenen Eindruck machte in dieser
Beziehung die Gattung Prorodon, bei der ich fast ausschließlich die beiden für diese Gattung
charakteristischen Trichocystentypen - I auch noch hinausgehend über die hier
beschriebenen Arten fand. Die einzige Ausnahme bildete die auf Seite 11 beschriebene
Form. Die von mir als Holophrya alveolata bezeiehnete Form zeigt außer durch den Besitz