von Fulgora maculata bearbeitet. Ans seiner histologischen Beschreibung geht indessen
nicht viel mehr hervor, als daß das Gehirn aus einer äußeren Körnerschicht und einer
inneren Punktsubstanz besteht und daß „Blutlakunen“ die Gehirnmasse durchziehen. Zwei
Abbildungen, ein Horizontalschnitt und ein Sagittalschnitt, welche B u g n io n veröffentlicht,
zeigen indessen, daß das Gehirn von Fulgora weitgehend mit demjenigen der Zikaden übereinstimmt.
Diese auffallende Übereinstimmung berechtigt wohl zu einigen ergänzenden und
kritischen Bemerkungen zu der BUGNiONschen Arbeit.
In seinen beiden Abbildungen sind nur wenige Einzelheiten dargestellt und die wenigen
Details, welche abgebildet sind, wurden trotzdem nicht in ihrer Bedeutung erkannt. So
geht z. B. aus seinem Sagittalschnitt (Abb. 12) klar hervor, daß die Lage der Pilzkörper bei
Fulgora ganz ähnlich ist wie bei den Zikaden. Diese Pilzkörper sind an der Kleinheit der
Globulizellen, welche durchaus richtig zur Darstellung gebracht sind, einwandfrei wiederzuerkennen.
Wir finden bei B u g n io n aber weder eine entsprechende Bezeichnung in der
Figur noch irgendwelche Erwähnung im Text. Ebensowenig erwähnt B u g n io n die in seiner
Abbildung 12 so klar hervor tretenden „Hinterpilzzellen“ (KÜh n l e ). Das Deuter ocerebrum
wird weder in seiner Abbildung noch im Text erwähnt. Das Tritocerebrum erkannte B u g n
io n nicht. E r bildet jedoch diesen Hirnteil in seinem Sagittalschnitt ab und bezeichnet
ihn als „éminence conique“ , ohne sich über die Bedeutung desselben zu äußern. Der Vergleich
mit dem Zikadengehirn ergibt jedoch eindeutig, daß meine E rklärung der Abbildung
B u g n io n s richtig ist.
Einige Ergänzungen kann ich bezüglich der von B u g n io n entdeckten Antennensinnesorgane,
die er als „organes olfactifs“ bezeichnet und die in seiner Arbeit einen breiten Raum
einnehmen. Den feineren Bau dieser Sinnesorgane klarzulegen gelang B u g n io n indessen
nicht. Ich fand nun ganz ähnlich gestaltete Sinnesorgane auf den Antennen von Cixius
nervosus, einer einheimischen Fulgoride (Abb. 83). Es handelt sich um kreisförmige bis
ovale Sinnesfelder, welche von kräftigen Chitinborsten umstellt sind. Diese Borsten hat
auch B u g n io n abgebildet. Die eigentlichen percipierenden Organe aber h at er nicht gesehen.
Diese stellen vollkommen durchsichtige, äußerst zarte Sinneszapfen dar, welche drei- bis
viermal so lang sind als die starren Chitinzapfen, zwischen denen sie hindurchtreten. Die
Mehrzahl dieser Sinneszapfen ist kreisförmig angeordnet, nur einige wenige, meist drei,
erheben sich in der Mitte der Sinnesfelder.
Den feineren Bau dieser Sinnesorgane erkennt man besser an Schnittpräparaten. In
Abbildung 84 ist ein Teil eines Längsschnitts durch eine Antenne dargestellt. Man erkennt,
daß im Bereich der Sinnesfelder die dicke Chitincuticula (Ch) durchbrochen ist. Die W andung
der Sinneszapfen ist so dünn, daß die Darstellung in Abbildung 84 schon als übertrieben
dick angesehen werden muß. In jeden dieser dünnwandigen Schläuche ragen mehrere
(6—10) Sinneszellen (Sz) hinein. Diese haben einen sehr schlanken Bau, besonders
gilt das für den Teil der Sinneszelle distal von dem Zellkern. Deutlich lassen sich an diesem
Zellteil zwei scharf gegeneinander abgegrenzte Abschnitte unterscheiden: ein proximaler
Teil, welcher sich mit Eisenhämatoxylin stark färbt, und ein distaler Teil, welcher nur noch
aus feinsten Nervenfibrillen zu bestehen scheint. Diese Fibrillen lassen sich bis zur Wandung
der Sinneszapfen verfolgen. Proximal vom Zellkern geht die Zelle in eine Nervenfaser
über, welche mit den Fortsätzen der übrigen Sinneszellen zusammen zum Deutero-
cerebrum zieht. Zwischen den Sinneszellen findet man eine geringe Anzahl von großen
Zellen (tr.Z), welche nach Lage und Bau zweifellos umgebildete Epidermiszellen darstellen
und sich am Aufbau der Sinneszapfen beteiligen. Wir vergleichen sie daher am besten mit
den trichogenen Zellen der Insektensinneshaare.
Außer diesen eigenartigen Sinnesorganen findet man auf den Antennen noch eine große
Anzahl gewöhnlicher Sinnesborsten, welche in ihrem Bau nichts Bemerkenswertes zeigen.
Das Gehirn von Cixius erinnert sehr an dasjenige der übrigen Cicadariae, wie überhaupt
innerhalb dieser Sektion weitgehende Übereinstimmung im Bau des Oberschlundganglions
besteht. Als Beispiel greifen wir die Familie der Cieadidae heraus, zumal sich
innerhalb dieser Gruppe Vertreter mit relativ großem Gehirn befinden, welches sich zudem
recht gut für Versilberungen eignet. In größerer Zahl stand mir Dundubia rufivena
zur Verfügung, die ich auf Sumatra sammelte. Von den einheimischen Singzikaden gelang
es mir, wenigstens einige Exemplare von Cicadetta montana in der Umgebung Tübingens
zu erbeuten.
a) Protocerebrum.
a) F a z e t t e n a u g e n u n d Lo b u s opt i c us .
Die Fazettenaugen der Cicaden wurden durch die Untersuchungen von WILL (1840),
Grenacher (1879) und K uhn (1926) erforscht. Die KuHNsche Arbeit stellt im wesentlichen
eine Bestätigung der GRENACHERschen Untersuchungen dar. Bei allen bis jetzt untersuchten
Zikaden wurden vier Kristallzellen, zwei Hauptpigmentzellen und acht gleichartig ausgebildete
Sehzellen festgestellt. Die Zahl der Nebenpigmentzellen scheint zu wechseln. Nach
den Untersuchungen von K uhn an Tibicen, Cicadetta, Triecphora, Typhlocyba umgeben die
Hauptpigmentzellen die Kristallkegel in ihrer ganzen Länge. Bei der von mir untersuchten
Dundubia (Abb. 85 u. 86) ist die Lage der Hauptpigmentzellen so, daß nur die proximale
Spitze des Kristallkegels (Kz) von ihnen umhüllt ist (Abb. 85 Hp). Da das Pigment in den
Nebenpigmentzellen (Np) nur sehr spärlich vorhanden und zudem sehr hell gefärbt ist,
besteht die Möglichkeit, daß ein und derselbe Lichtstrahl mehrere Kristallkegel und die
dazugehörenden Rhabdome trifft. Vielleicht ist dieses abweichende Verhalten der Hauptpigmentzellen
dadurch zu erklären, daß Dundubia ein ausgesprochenes Dämmerungstier
ist, welches nur abends und in hellen Tropennächten zu fliegen scheint, tagsüber aber sich
im Halbdämmer des Buschwaldes aufhält.
Noch in anderer Hinsicht scheint der Bau der Fazettenaugen von Dundubia von dem
der übrigen Zikaden abzuweiehen. Gr en a c h e r fand bei Aphrophora und Cicada, daß eine
Trennungslinie zwischen den einzelnen Rhabdomeren nicht festzustellen ist, daß das Rhab-
dom vielmehr einheitlich ist und von einem Längskanal durchzogen wird. K u h n bestätigte
diese Angaben bei Tibicen und Cicadetta. Bei den mit viel größeren Sehelementen ausgestatteten
sumatranischen Zikaden konnte ich überall eine deutliche Trennung der einzelnen
Rhabdomeren erkennen. Da aber die Augen innerhalb der einzelnen Familien weitgehende
Übereinstimmung zeigen, wie das auch K u h n betont, so ist anzunehmen, daß auch
bei den übrigen Zikaden keine Verschmelzung der Rhabdomere stattfindet, daß eine solche
vielmehr lediglich durch schlechte Fixierung vorgetäuscht wird.
Die Abgrenzung der Fazettenaugen gegen die Kopfhöhle erfolgt bei allen Homopteren
durch eine einfache Basalmembran. Unterhalb derselben treten die Retinafasern zu größeren
Bündeln zusammen, die sich aber unmittelbar vor E in tritt in das I. optische Ganglion
wieder in Einzelfasern auflösen.