werden, machte ich außerdem bei Hemicyclium die Erfahrung, daß in einzelnen Fällen die
Konturen des Schaftes unsichtbar waren und erst nach Anwendung des Farbstoffes hervortraten.
Alle übrigen Kriterien wiesen in diesem Falle aber darauf hin, daß wir es nicht mit
einer membranlosen Trichocyste zu tun haben.
Den rein grünlichen Farbton des Fluorescenzlichtes der Eosinfärbung, wie ich ihn bei
den Trichocysten von Paramecium beobachtete, fand ich bei den anderen Trichocysten nur
selten wieder so deutlich. Meistens war es ein stark mit Rot untermengtes Licht, in dem die
gefärbten Teile auf leuchteten. Doch lege ich auf diesen Unterschied in der Färbung kein
Gewicht.
Was, wie ich schon oben erwähnte, die eigentlichen Trichocysten vor den Protricho-
cysten auszeichnet, ist die sehr viel größere Formbeständigkeit. Es liegt natürlich nahe,
diese Eigenschaft der Anwesenheit der Membran zuzuschreiben, die den ausgeschleuderten
Stadien einen gewissen Halt bietet. An dem eigentlichen Streckungsprozeß dürfte die Membran
dagegen höchstens in zweiter Linie beteiligt sein, wie die oben genannten Fälle typisch
langgestreckter, spindelförmiger Protrichocysten beweisen.
Die Rolle der Membran bei der Formgestaltung der Trichocysten hat natürlich zur Voraussetzung,
daß sie eine beträchtliche Festigkeit besitzt. Da die mechanisch widerstandsfähigeren
Körper allgemein einen höheren Lichtbrechungsindex besitzen -S ic h brauche nur
z. B. an Horn oder Chitin zu erinnern —, so wird uns hierdurch auch verständlich, daß die
Trichocystenmembran trotz ihrer submikroskopischen Dünne das einzige ist, was wir an
den ungefärbten Trichocysten wahrnehmen können, neben dem Trichocystenkorn und den
sich davon ableitenden Strukturen.
Allgemeine Bemerkungen über die Trichocysten mit Ausnahme
der Nesselkapsel-Trichocysten.
Vergleicht man die bisher besprochenen ausgeschleuderten Stadien der Trichocysten
miteinander, so ist es nicht möglich, irgend ein morphologisches Kennzeichen als ihnen allen
eigentümlich herauszustellen, selbst wenn wir die in ihrer Struktur vollkommen abweichenden
nesselkapselähnlichen Trichocysten unberücksichtigt lassen. Das einzige gemeinsame Merkmal
ist das mehr oder weniger ausgeprägte Vermögen einer einseitigen Streckung, über
das man im einzelnen aber auch nicht viel aussagen kann, da der dem Streckungsprozeß
zugrunde liegende Quellkörper an sich unsichtbar ist und bei seiner Sichtbarmachung mit
Hilfe von Farbstoffen die Gefahr seiner Deformation sehr groß ist. Da man aber auch bei
Anwendungen von Färbungen nie mit Sicherheit angeben kann, ob man tatsächlich die
Quellsubstanz in ihrer Gesamtheit erfaßt hat, so bleibt uns dieser wesentlichste Teil der
Trichocysten weitgehend unbekannt.
Neben der allgemein verbreiteten Quellsubstanz finden wir sehr häufig bei den Trichocysten
Membranen auf der Oberfläche, die aber auch nicht als allgemeines Kennzeichen gelten
können, da die sehr große Gruppe der Protrichocysten sie vermissen läßt. Als ein anderes,
sehr weit verbreitetes Bauelement konnte ich in sehr vielen Fällen am Vor der ende der
Trichocysten ein Granulum beobachten, das ich als Trichocystenkorn bezeichnete. Bei den
früher von mir untersuchten Trichocysten von Paramecium und Frontonia hatte ich als
wesentliche Eigenschaft für das Trichocystenkorn die Färbbarkeit mit Eosin hingestellt.
Wenn diese Eigenschaft auch in allen den Fällen, in denen das Trichocystenkorn auch ohne
Färbung sichtbar ist, zutrifft, so scheint es sich, soweit sich dies feststellen ließ, bei den
Protrichocysten nicht mit Eosin zu färben. Dagegen lassen letztere nach Färbung mit
Methylenblau usw. am Trichocystenvorderende häufig ein Korn w ahr nehmen, das m an wohl
unter Verzicht auf das Merkmal einer besonderen färberischen E igentümlichkeit am besten
ebenfalls als Trichocystenkorn bezeichnet. Nicht nach weisen ließ sich ein Trichocystenkorn
bei den Trichocysten von Plagiopyla und Trichospira. Ebenso fehlte ein typisches Trichocystenkorn
bei den Trichocysten von Metopus und Strombidium. In einigen Fällen, wie
bei der Paramecium- und Clathrostoma-Trichocjste war das Trichocystenkorn dadurch verdeckt,
daß es sich an der Bildung einer Trichocystenspitze beteiligte. Möglicherweise hat das
Trichocystenkorn auch Anteil an der Bildung der Schirmchen bei den Trichocysten der
Trichopelmiden. Vor allem wäre die Ableitung des eigenartigen „Kreuzes“ am Vorderende
der Trichocysten von Hemicyclium von einem Trichocystenkorn denkbar.
Das Fehlen gemeinsamer morphologischer Elemente kann nicht hindern, die Trichocysten
und die Protrichocysten in ihrer Gesamtheit als verwandte Bildungen anzusehen. Hierfür
spricht neben der allen eigentümlichen Fähigkeit zu einer mehr oder minder ausgeprägten,
gerichteten Quellung die einheitliche Färbbarkeit mit basischen Farbstoffen und
die Nichtfärbbarkeit der Quellsubstanz mit Eosin. Durch die färberische Eigenschaft unterscheiden
sich die ganzen Trichocysten scharf von den Rhabditen der Plathelminthen. Letztere
färben sich nicht mit den basischen Farbstoffen, wohl aber mit Eosin, also einem sauren
Farbstoff.
Die nahen Beziehungen zwischen den Trichocysten und Protrichocysten werden dadurch
verdeutlicht, daß der viereckige Querschnitt, den Schneider bei den Protrichocysten
von Prorodon, Urotricha, Coleps und Tillina vorfand, von mir auch bei typischen
Trichocysten, nämlich denen von Clathrostoma, gefunden wurde. Auch die eine Art Zwischenstellung
zwischen Trichocysten und Protrichocysten einnehmenden Explosionsstadien
der auf Seite 32 beschriebenen Cyclogramma spec. zeigten einen viereckigen Querschnitt.
Der großen Mannigfaltigkeit der ausgeschleuderten Stadien steht eine viel geringere
Formenzahl der ruhenden Trichocysten gegenüber. U nter den ruhenden Trichocysten stehen
zahlenmäßig an erster Stelle die spindelförmigen, denen wir ausschließlich, aber hier sehr
verbreitet, bei den holotrichen Ciliaten begegnen. Sie stehen offensichtlich in Beziehung zu
dem für die ausgeschleuderten Stadien beschriebenen Typus der Spindeltrichocyste. Mit der
besonderen Differenzierung des Vorderendes bei manchen dieser Trichocysten hängt die
Ausbildung eines Fortsatzes am Vor der ende der Ruhestadien zusammen. In angedeuteter
Form fand sich ein solcher bei Disematostoma, in weiter differenzierter Form bei Frontonia
und am ausgeprägtesten bei Clathrostoma und Paramecium, wo die ausgeschleuderten Stadien
mit einer Spitze versehen sind.
Als zweiten Typ der ruhenden Trichocysten hat man den Stäbchen-Typ zu unterscheiden,
der in der einfachsten Form als kleines, gleichmäßig dickes Stäbchen bei Metopus
bacillatus beobachtet wurde. In anderen Fällen zeigte das Stäbchen am Vorderende eine
Zuspitzung und war in seinem Innern mit einem dunklen Gang versehen. In dieser Ausbildung
begegneten w ir diesem Typ unter den holotrichen Ciliaten bei Plagiopyla (wenn wir
von den teilweise ähnlich aussehenden Ruhestadien der Nesselkapsel-Trichocysten absehen)
und unter den spirotrichen Ciliaten bei Metopus und den Strombidium-Arten.
Bei den nicht als nesselkapselähnlich zu bezeichnenden Trichocysten schwankt die
Größe der ausgeschleuderten wie auch der ruhenden Stadien nur in verhältnismäßig engen