
suchte, beschreibt deren Trichocysten als feine Nadeln, die überall von gleicher Breite und
beiderseits abgestutzt sind. Es besteht hier ein gewisser Widerspruch zwischen den beiden
TJntersuehern. Eine endgültige Entscheidung wird erst zu fällen sein, wenn die Trichocysten
im Dunkelfeld untersucht wurden.
Schließlich ist noch das Vorkommen von Trichocysten bei der Gattung Strombidium
bekannt. Diese Trichocysten wurden von den bisherigen Untersuchern: ENTZ SEN., Anig-
stein, Sauerbrey usw. als Nesselkapseln angesehen, bei denen aus einer Kapsel ein Faden
ausgestülpt wird. Das Dunkelfeld zeigt aber in eindeutiger Weise die U nrichtigkeit der Angaben.
Die Zeichnungen und Beschreibung von Anigstein lassen klar erkennen, daß sie sich
auf teilweise explodierte Trichocysten beziehen, wie ich sie auch selbst im Hell- und Dunkelfeld
beobachten konnte. Da bei diesen, möglicherweise dank ihrer gegliederten Struktur,
häufiger der Fall eintritt, daß ein Teil der Trichocysten explodiert, während der übrige
Anfangs- oder Endteil nicht explodiert und das Aussehen und die Lichtbrechung der Buhe?
Stadien zeigt, so ist es verständlich, daß Anigstein den nicht explodierten Teil für eine
Kapsel gehalten hat, aus dem der explodierte Teil herausgetreten sein soll. Im Hellfeld können
diese halb explodierten Trichocysten tatsächlich den Eindruck machen, als ob ein
Faden aus einer Kapsel ausgetreten sei, wie ich mich selbst überzeugen konnte. Im Dunkelfeld
läßt sieh aher die vermeintliche Kapsel durch ihre breiten, stark aufleuchtenden Wandungen
leicht als unexplodierter Teil nachweisen, während der vermeintliche Faden den
explodierten Teil darstellt und den für die ausgeschleuderte Siromfeidium-Trichoeyste
charakteristischen, gegliederten Aufbau zeigt. In keinem Falle habe ich bei den von mir
untersuchten Arten, deren Trichocysten ausnahmslos eine vollkommene Übereinstimmung
in ihrem B au zeigten, irgend einen Teil gefunden, den ich nach Größe und Gestalt mit der
ruhenden Triehocyste hätte vergleichen und demnach als Kapsel hätte bezeichnen können.
Dieser Nachweis wäre aher für die eindeutige Charakterisierung der Strombidium-Trichocysten
als Nesselkapseln unbedingt zu fordern.
Wie ich oben ausführte, halte ich es bei dem außerordentlich schwachen Licht-
hreehungsvermögen der vollkommen explodierten Strombidium-Trichocysten, die selbst im
Dunkelfeld nur mit Anstrengung zu erkennen sind, für unwahrscheinlich, daß Anigstein
und den anderen Untersuchem solche Vorgelegen haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach
hahen sie alle mehr oder minder stark pathologische Stadien untersucht und beschrieben.
Die „Protrichocysten“.
Mit den hier beschriebenen Formen wäre die Zahl der schon in ungefärbten P rä paraten
unterscheidbaren und erkennbaren Trichocysten erschöpft. Ich habe zunächst
eine große Zahl von Trichocysten unberücksichtigt gelassen, bei denen das Fehlen von exakt
faßbaren, morphologischen Strukturen eine entsprechende Einordnung erschwert oder unmöglich
macht. Sie stellen die große Zahl der „unsichtbaren“ im Gegensatz zu den eben
besprochenen „sichtbaren“ Trichocysten dar, denen wir bei der Untersuchung der verschiedensten
Ciliatengruppen — auch über die hier behandelten hinaus — begegnen.
Da der Mangel an sicher nachweisbaren Strukturen einen zuverlässigen Vergleich
untereinander und mit den übrigen Trichocysten verhindert, so schlage ich vor, alle solche
im ausgeschleuderten Zustande ohne besondere Präparation unsichtbaren Trichocysten
unter dem Begriff „Protrichocysten“ zusammenzufassen. Der Nachweis und die Untersuchung
der „Protrichocysten“ ist einerseits durch Färbung mit Methylenblau oder anderen
basischen Farbstoffen möglich, erfolgt aber besser wegen der m it der Färbung stets verbundenen
Deformation mit Hilfe der „Tuschemethode“ von BRESSLAU. Solange noch keine
anderen Methoden vorliegen, muß sich vorläufig die Untersuchung der Protrichocysten im
allgemeinen auf die Beschreibung ihrer Gestalt beschränken.
Als den Prototyp der Protrichocysten kann man die durch die Untersuchungen von
Bresslau bekannt gewordenen „Tektinstäbchen“ von Colpidiumcolpoda betrachten. Die von
mir benutzte Bezeichnung „Protrichocyste“ stammt von K lein. E s wird durch meine Definition
der Umfang dieses Begriffes beträchtlich erweitert. Klein geht bei seiner Definition
von der Gestalt der ruhenden Triehocyste aus. Diese Abgrenzung ist meines Ermessens
praktisch schwer durchzuführen, weil die Untersuchung der Ruhestadien in vielen Fällen
nur mit Hilfe komplizierter Präparätionen möglich ist. Bereitet doch häufig schon die Entscheidung
der Frage, ob man es mit einer Alyeolarsehieht oder einer Lage dichtgedrängter
Trichocysten zu tun hat, große Schwierigkeiten, wie eine Reihe von Beispielen aus der
TrichoCystenforschung zeigt.
Würde man bei. der Einteilung der Trichocysten von den Ruhestadien ausgehen, so
würde man z. B. auch noch den Nachteil in Kauf nehmen müssen, daß in Gestalt und Verhalten
sehr ähnliche Gebilde voneinander getrennt würden. Ich denke hier an die Protrichocysten
von Prorodon, die ich früher (1934) genauerbeschrieb, die in ausgeschleudertem Zustande
den „Tektinstäbchen“ weitgehend gleichen. Bei erstehen aber sind die Ruhestadien
sehr gut; sichtbar und sogar zu isolieren und lassen dann eine ziemlich komplizierte Gestalt
erkennen, während im Gegensatz dazu die Ruhestadien der letzteren nur schwer nachgewiesen
werden können.
Der von B rkssi.au eingeschlagene Weg, die Grenze zwischen den von ihm als Tektinstäbchen
bezeichneten Gebilden und den eigentlichen Trichocysten auf Grund des Ausmaßes
der Quellungsanisotropie der ausgeschleuderten Stadien zu bestimmen, geht auch von letzteren
aus, h at aber den Nachteil, daß, wie Bresslau und Schneider selbst angeben, ein kontinuierlicher
Übergang in der Gestalt der Trichocysten zwischen den Grenzfällen des Kurz-
Stäbchens und der Nadel besteht und dadurch die Zuteilung zu einer dieser beiden Gruppen
nicht durch ein eindeutiges Merkmal festgelegt ist. Sicherlich liegen den beiden Einteilungsvorschlägen
von Klein und Bresslau wichtige Gesichtspunkte in -bezug auf die feinere
Organisation der Trichocysten zugrunde. Dennoch erscheint mir die praktische Durchführung
einer E inteilung auf Grund derselben mit großer Unsicherheit behaftet.
Mein Vorschlag, die Unsichtbarkeit der ausgeschleuderten Trichocysten im Hell- und
Dunkelfeld als Kennzeichen ihrer Erotrichocystennatur zu benutzen, weist diesen Übelstand
zumindest in geringerem Maße auf, da es nur selten der Fa ll ist, daß sich diese Frage
nicht eindeutig entscheiden läßt. Noch eindeutiger wird die Einteilung, wenn wir uns die
Erfahrung zunutze machen, daß Eosin in allen von m ir beobachteten Fällen die im Dunkelfeld
sichtbaren Konturen färbte und sie dadurch deutlicher sichtbar machte. Die typischen,
im Dunkelfeld unsichtbaren Protrichocysten ließen keine mit diesem Farbstoff färbbaren
Teile erkennen.
Scheint im ersten Augenblick vielleicht die Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit der Tri
cbocysten auf einem sehr oberflächlichen Merkmal zu beruhen, so zeigt doch eine genauere
Betrachtung, daß wir auf diesem Wege eine Reihe von Trichocysten zusammenfassen, die
in ihrem Verhalten gewisse gemeinsame Züge aufweisen. Sicher handelt es sich aber um