Das Häutungsintervall J ist also bei extremer Trockenheit beträchtlich größer als
bei extremer Feuchtigkeit.
Die kleinere Häutungszahl und das kleinere Häutungsintervall bei extremer Feuchtigkeit
erklären auch die kürzere Entwicklungszeit im Vergleich zu extremer Trockenheit.
Tabelle: Einfluß von Trockenheit und Feuchtigkeit auf das Häutungsintervall J.
J 1 J2 J3 J4 J5 J 6 J7 JP
Trocken I 8,7 7,9 8,8 10,4 11,9 13,5 15,3 14,9 Tage
Feucht I 7,9 7,1 7,9 8,4 8,8 10,5 m . i .
Differenz 0,8 0,8 0,9 2,0 3,1 3,0 2,9 1
Trocken II 9,1 8,3 9,0 9,7 10,9 10,7 11,8 12,0 „
Feucht I I 7,8 7,1 7,5 , 7,5 8,3 8,3 10,7 „
Differenz 1,3 1,2 1,5 2 2 2,6 2,4 1,3 I
Trocken I I I 8,7 8,6 9,3 11,1 12,5 13,8 14,9 15,2 „
Feucht III 8,2 7,8 7,8 8,1 8,7 9,9 11,5 11,3 |
Differenz 0,5 0,8 1,5 3,0 3,8 3,9 3,4 3,9 1
Die Differenzen im Häutungsintervall werden besonders groß nach der 3. Häutung. Bis
zur 3. Häutung ist bei Feuchtigkeit in Versuch I und I I I für den Durchschnitt eine Verkürzung
um 10%, bei Versuch I I um 17% gegenüber Trockenheit festzustellen. Von der
3. Häutung an beträgt die Verkürzung dagegen bei Versuch I 23%, bei Versuch I I 23%,
bei Versuch I I I 27% (im Durchschnitt). Das Verpuppungsintervall jB in der Übersicht
als J P bezeichnet — zeigt die gleiche Erscheinung. Bei Versuch I haben wir bei „Feucht“
eine Verkürzung um 19%, bei Versuch I I um 10,8% und bei Versuch I I I um 26%.
Z u s amm e n f a s s e n d kann gesagt werden: Die Häutungszahl bei Anthrenus fasciatus
ist abhängig einmal vom Geschlecht der Tiere, dann auch von den äußeren Faktoren:
Nahrung, Temperatur und Feuchtigkeit.
Unter optimalen Lebensbedingungen ist die Häutungszahl am geringsten. J e mehr
man sich aber bei den äußeren Faktoren vom Optimum entfernt, um so höher wird die
Häutungszahl.
Etwas befremdend sind zunächst vielleicht die Resultate, die in unseren Versuchen
über den Einfluß der Feuchtigkeit und Trockenheit gefunden wurden.
Anthrenus fasciatus sollte als Bewohner trockener Klimate — trocken ist sowohl sein
Groß- wie sein Kleinklima — eigentlich bei Trockenheit eine kleinere Häutungszahl zeigen
als bei Feuchtigkeit, ebenso wie man zunächst bei Trockenheit eine kürzere Entwicklungszeit
als bei extremer Feuchtigkeit erwarten sollte. Wir fanden aber ein der
Erwartung gerade entgegengesetztes Resultat. Dabei zeigt die Entwicklung bei Trockenheit
ganz deutlich optimalen Charakter: sehr geringe Mortalität (S. 55), schwere, kräftige
und große Käfer und außerdem stärkste Vermehrung in lückenloser Generationsfolge
über Jah re hin. An diesem Beispiel sieht man klar, wie vorsichtig man sein muß, wenn
man aus der Tatsache der kürzesten Entwicklungszeit auf eine optimale Entwicklung
schließen will.
Der Einfluß der äußeren Faktoren auf die Häutungsdauer.
Da sich bei A. fasciatus, wie oben schon gesagt wurde, die HäutungsVorgänge sehr
gut beobachten lassen, so ist hier ein Objekt gegeben, an dem man auch die Dauer des
Häutungsprozesses und ihre Abhängigkeit vom Geschlecht und den Außenfaktoren gut
beobachten kann. Unter der Häutungsdauer soll im Nachstehenden die Zeit verstanden
werden, die zwischen dem Auftreten des struppigen Stadiums und der abgeschlossenen
Häutung liegt (S. 72). Es ist unter diesem Begriff also mehr gefaßt als der Akt des unmittelbaren
Schlüpfens der Larve aus der alten Haut. Die Häutungsdauer umfaßt auch
die Vorgänge, die die Häutung einleiten, soweit sie sich am äußeren Tier klar und deutlich
beobachten lassen. Die Tabellen S. 82 und Tabelle S. 83 geben eine Übersicht über
die Abhängigkeit der Häutungsdauer von den äußeren Faktoren bei cf cf und 5 2. Dabei
ist zunächst der Durchschnitt der Häutungsdauer für jede Häutung jeder Versuchsreihe
angegeben. Die letzte Rubrik D. 1— 6 gibt den Gesamtdurchschnitt jeder Versuchsreihe
für die Häutungen 1— 6 wieder. Den Durchschnittswert für eine höhere Häutungszahl
zu wählen, wäre unzweckmäßig gewesen, weil sonst eine Reihe von Versuchsserien beim
Vergleich hätten ausgeschaltet werden müssen, da 6 Häutungen für diese die Maximalzahl
der Häutungen (wenigstens für den Durchschnittswert) dar stellen.
Der Vergleich der Gesamtdurchschnittswerte für die Häutungen 1— 6 bei 0 ° und
5 2 (Übersicht S. 82) zeigt nun eine geradezu staunenswerte Übereinstimmung in allen
Versuchsserien. Für beide Geschlechter stimmen also die Werte für die Häutungsdauer
so sehr überein, daß man sagen kann: Die Häutungsdauer bei beiden Geschlechtern ist
gleich. Sie wird nicht durch das Geschlecht beeinflußt. (Vgl.: Häutungsintervall, S. 74.)
Im wesentlichen findet man diese Tatsache auch bestätigt, wenn man die Werte für
die Einzelhäutung jeder Versuchsreihe bei beiden Geschlechtern vergleicht. Natürlich
schwanken wohl im einzelnen die Werte für die Häutungsdauer etwas. Aber bei genauer
Durchsicht der beiden Tabellen ergibt sich klar, daß es sich hier nicht um gesetzmäßige
Schwankungen handeln kann, sondern um Unterschiede mehr zufälliger Natur, die sich,
wie die Gesamtdurchschnittswerte ergeben, völlig ausgleichen. Da also keine Unterschiede
zwischen cf cf und 52 bestehen, können bei den weiteren Ausführungen auch solche Versuche
Berücksichtigung finden, wo die Larve durch die Ungunst der Lebensbedingungen
sich nicht bis zur Imago weiter entwickelt, sondern vor der Verpuppung schon abstirbt,
wo also das Geschlecht nicht festgestellt werden konnte.
P rü ft man nun nach, inwieweit die Häutungsdauer von den äußeren Faktoren abhängig
ist, so ergibt sich für:
1. die Temperatur
die längste Häutungsdauer (im Durchschnitt D 1—6) mit rund 9,0 Tagen bei 20°, 5,0
Tagen bei 25°, 3,2 Tagen bei 30°, 2,4 Tagen bei 35° und 3,2 Tagen bei 40°.
Bei der niedrigsten Temperatur ist die Häutungsdauer am längsten, um bei Temperaturerhöhung
kontinuierlich abzunehmen, bis bei 35° die kürzeste Entwicklungsdauer
erreicht ist. Bei 40°, also bei dem Übertritt in das Pessimum der oberen Temperaturgrenze,
tritt wiederum eine bedeutende Verlängerung der Häutungsdauer auf, die allerdings
noch immer stark unter dem Wert des Pessimal wertes für die untere Temperaturgrenze
(20°) liegt, ja selbst noch bedeutend geringer ist als bei 25°, wo die Entwicklung
bis zum Vollinsekt völlig normal und ungestört verläuft. Setzen wir für den gemeinsamen