
umfang durch Abscheidung von Flüssigkeit durch den After zusehends verringert. (Vgl.
hierzu die Tiergrößen auf S. 5 5 ,1.)
Die Wandung des Magens ist bei praller Füllung so stark gedehnt, daß sie durchsichtig
wird. Unter dem Binocular kann man in diesem Falle deutlich erkennen, daß d e r
I n h a l t des M a g e n s a n s e i n e r P e r i p h e r i e d u r c h d i e T ä t i g k e i t d e r W im p
e r n b e w e g t wi r d. Zwischen dem eigentlichen Nahrungsballen und der Magenwand
findet sich nämlich eine Flüssigkeitshülle, welche den Cilien als Medium dient. Sie besteht
natürlich aus den abgesonderten Verdauungssäften, Schleim und verschlucktem Seewasser.
In dieser Hülle schwebt der feste Mageninhalt wie ein Ball und dreht sich bei
jeder Bewegung der Schnecke entsprechend seiner Schwere. Nimmt man einen Nahrungsbrocken
aus dem Vorderdarm zwischen die Finger, so fühlt er sich schlüpfrig an und
weist eine bestimmte Härte auf. P rü ft man dagegen ein Stück Muskelfleisch, welches
bereits einige Zeit im Magen gelegen hat, in der gleichen Weise, so zerbröckelt es mürbe.
Wirft man es in Seewasser, so bilden sich sofort Schlieren, während der Nahrungsballen
aus dem Vor der dar me kompakt ohne Schlierenbildung liegen bleibt.
Es besteht also kein Zweifel* daß der Nahrungsballen durch die Tätigkeit der Wimpern
von der Peripherie her mechanisch aufgelockert, von Schleim befreit und mit Verdauungssäften
vermengt wird. Die Cilien peitschen gleichsam feine Fäserchen und Bröck-
chen von den verschluckten Fleischstücken los, die nun mit großer Oberfläche den Enzymen
dargeboten werden. Daher sieht auch nach Fischfleischfütterung die Flüssigkeit
des Magens milchweiß aus. Erst wenn man sie filtriert, erscheint die braune Farbe des
Magensaftes, die wir noch kennenlernen werden. Fein zerkleinertes Rindfleisch macht
schon wenige Stunden nach der Nahrungsaufnahme einen ziemlich verflüssigten Eindruck,
der keineswegs a l l e i n auf enzymatische Zerlegung zurückgeführt werden kann. In erster
Linie beruht die „Verflüssigung“ auf einer sehr feinen Durchmischung des Fleisches mit
den Verdauungssäften. Andererseits kann man sich leicht davon überzeugen, daß mechanisch
schwer zu bearbeitende Bestandteile der N ahrung, wie Fischhaut oder Bindegewebe,
fast unverändert im Kote wiedererscheinen (vgl. Tabelle I I I Nr. 9).
Diese Verteilung der Nahrung in der Verdauungsflüssigkeit ist b i o l o g i s c h von
sehr großer Bedeutung. Sie dürfte kaum weniger wichtig sein als die chemische Aufspaltung.
Wie wir noch eingehend zu besprechen haben werden, gelangt die Nahrung aus
dem Magen in die Gänge der Mitteldarmdrüsen, wo sie weiter verdaut wird. Hier
findet man sie immer in Form einer weichen Paste vor, die sich aus den feinsten Fäserchen
des Rohmaterials zusammensetzt. Größere Partikel können gar nicht in die Drüsengänge
eindringen. Andererseits geht die chemische Aufspaltung durch die Enzyme verhältnismäßig
langsam vor sich, während die Kotabscheidung, d. h. die Entleerung des
Magens, schon sehr bald erfolgt. Wahrscheinlich wird durch die Bewegung der Nahrungsteilchen
die enzymatische Wirkung der Sekrete erhöht, was auch Vonk und Wolvekamp
(1929) für die Spaltungskraft des Säugetiertrypsins im Laboratoriumsversuch nachweisen
konnten. Diese Tatsachen muß man sich immer vor Augen halten, wenn man Versuche
im Reagensglase anstellt.
Selbstverständlich hat der Wimperschlag keine große Tiefenwirkung, daher muß
dafür gesorgt sein, daß der Nahrungsballen so eng wie möglich in Verbindung mit der
cilientragenden Magenwand bleibt. Das wird durch to ni s c he n Druck erreicht. Sobald
sich der Mageninhalt verringert, folgt die Magen wand. Schneidet man einen prall
gefüllten Mägen von Buccinum an, so quillt der Inhalt sofort unter Druck heraus und die
Muskulatur kontrahiert sich.
Die Wülste und Furchen der Magenwand leiten die Flimmerströme und den tonischen
Druck in bestimmte Bahnen, die teilweise in die Mitteldarmdrüsenöffnungen führen (vgl.
S. 52 und Abb. 14).
Auf Abb. 14 sind die F l im m e r s t r a ß e n des Ma g e n s eingezeichnet. Sie folgen
den Wülsten und Furchen und ziehen im
allgemeinen vom Oesophagus zum Enddarm.
Nur der Ma g e n a u s g a n g ist dadurch
gekennzeichnet, daß die Wülste und
Rillen sowohl wie die Flimmerströme hier
senkrecht auf der Hauptrichtung stehen.
Sie führen in die durch den Hauptwulst
abgegrenzte Rinne des Enddarmes.
Nach meinen Beobachtungen am gefüllten
Magen halte ich es für sehr wahrscheinlich,
daß die Mag en kapp e eine
besondere Bedeutung für die Beförderung
der aus dem Magensack abgeflimmerten
und abgepreßten Nahrungspartikel in
die Mitteldarmdrüsengänge besitzt. Ihre
Flimmerströme verlaufen so, daß sich
die vom Mageninhalt abgespaltenen Teilchen
schließlich in der auf die hintere
Abb. 14: Aufgeschnittener Magen von Buccinum undatum. Die
Pfeile deuten die Schlagrichtung der Flinnnerhärchen an.
Durch den Mageneingang wurde eine Sonde geführt, um das
desselben :
Mitteldarmdrüsenöffnung gerichteten basalen Rinne sammeln müssen (vgl. S. 52). Leider
kann man die Flimmerstraßen auf der Rückwand des gefüllten Magens nicht verfolgen.
Aus diesem Grunde habe ich die Cilienströme am aufgeschnittenen Darmkanal sehr
oft überprüft, indem ich Tuschekörnchen aufstreute. Diese werden als Fremdkörper meist
sofort in Schleim eingehüllt und in den Rillen, bisweilen auch mitten über die Wülste
hinweg, in der auf Abb. 14 eingezeichneten Richtung getrieben. Die Abscheidung des
Schleimes war dabei nicht nur an den Reizort gebunden, sondern ging in breiter Front
vor sich, was eine Reinigung der Magen- und Enddarmschleimhaut zur Folge hat.
Leider konnte ich niemals beobachten, daß meine Versuchstiere irgendwelche P a rtikel
in die Mitteldarmdrüsengänge aufnahmen. Sowohl Tusche- wie Farbkörnchen, als
auch Fleischfäserchen wurden in jedem Falle vorbeigetrieben. Sehr deutlich war aber
e in A n s p r e c h e n d e r b e i d e n Mi t t e l d a rm d r ü s e n ö f f n u n g e n a u f c h e m i s c h e
Re i z e festzustellen. So füh rt das Auftropfen von Rindfleischsaft oder das Auflegen eines
Kochsalzkristalls auf die Drüseneingänge zu einer Erweiterung derselben, während das
Heranbringen einer 0,2%-Salzsäure ihre sofortige Schließung bewirkt. Sie weisen damit
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pylorus der Säugetiere auf, der nach Schellworth
(1922) und Rosenbaum (1925) eine Reizschwelle für Säuren besitzt, welche derjenigen
des Geschmacksorganes beim Menschen entspricht. Leider konnte bei diesen Versuchen
keine Sekretion von Mitteldarmdrüsensaft beobachtet werden. Immerhin weisen die E rgebnisse
in eine Richtung, die schon von Krijgsman (1928, S. 274) für die Mitteldarmdrüsen
von Helix angedeutet wurde. Hier wie bei Buccinum findet eine Sekretion von