
Die kleinere der von mir gefundenen Formen entwickelte sich in einem Material, das
reich an Schwefelbakterien war und einige Tage im Institut gestanden hatte. Die Körperlänge
betrug 110—120 [a . Ausgeschleuderte Trichocysten waren leicht zu erhalten. Die Länge
ihrer Kapsel betrug 8 [a , ihre Gestalt war leicht gebogen. Die Membran zeigte das typische
bläuliche Aufleuchten. Die an der Außenseite der Krümmung liegende Membran war deutlich
dicker als die an der Innenseite. Die Länge des ausgeschleuderten Fadens betrug 20 ( a .
In ihm ließ sich ein stärker aufleuchtendes Fadenbasisstück von 8 ja Länge regelmäßig
unterscheiden. Das Ende des letzteren wurde durch ein kleines Granulum hervorgehoben.
Ebenso war das äußerste Ende des Trichocystenfadens durch ein stärker aufleuchtendes
Körnchen gekennzeichnet (Abb. 30 c). Die ruhenden Trichocysten glichen in Größe und
Gestalt der Kapsel der ausgeschleuderten, ihr Vorderende war in einen kleinen Fortsatz
ausgezogen.
Die größere Form der Art, die ich beobachtete, war etwa 140 [a lang. Sie fand sich in
einem Aufguß von Pflanzenmaterial aus dem Schloßgartenteich.
Die ruhenden Trichocysten w aren kleiner, nämlich nur 5,5— 6 ja lang. Sie waren gleichfalls
gebogen und mit einem Fortsatz am Vorderende versehen (Abb. 30f). Die Kapsel der
ausgeschleuderten Trichocysten glich in Größe und Gestalt den Ruhestadien. Der ausgeschleuderte
Faden entsprach ziemlich genau der doppelten Kapsellänge. Der an die Kapsel
anschließende Teil des Fadens zeichnete sich regelmäßig durch ein stärkeres Aufleuchten
aus (Abb. 30 d). Die Länge dieses Abschnittes war nicht ganz konstant. In einzelnen Fällen
erreichte er 6 ^a , also die volle Kapsellänge, in anderen Fällen dagegen nur 3 (a . In letzterem
Falle war aber stets in der Mitte des ausgeschleuderten Fadens ein Granulum zu sehen. Ich
möchte daher annehmen, daß auch hier das Ende des Fadenbasisstückes bei diesem Granulum
liegt, sehr häufig aber dessen vorderer Abschnitt unsichtbar bleibt. Diese Trichocysten
ergehen vielleicht die Möglichkeit, die auch sonst beobachtete Tatsache zu deuten,
daß das Fadenbasisstück nicht immer volle Kapsellänge erreicht. Der Trichocystenfaden
der vorliegenden Art war ziemlich breit, sodaß die Konturen des schwach aufleuchtenden
Teiles einen deutlich erkennbaren, optisch leeren Binnenraum einschlossen.
Gattung: Loxophyllum.
Loxophyllum meleagris Dujardin .
Dieser sehr charakteristische und häufige Ciliat bot mir Gelegenheit, Material von verschiedenen
Fundorten und zu verschiedenen Zeiten zu untersuchen. Unterschiede in den
Trichocysten konnte ich nicht beobachten. Das häufigere Vorkommen erlaubte die etwas
abweichend gebauten Trichocysten zu untersuchen.
Die ruhenden Trichocysten (Abb. 31h) stellen meist schwach gekrümmte Stäbchen dar,
deren Länge bei den verschiedenen Individuen zwischen 8 und 12 ja schwankt. An den beiden
Enden sind die Kapselgranula sichtbar. Die ruhenden Trichocysten leuchten in ihrer
ganzen Breite auf. Die Explosion ist bei den ganzen Tieren durch Reizung m it dem Dunkelfeldkondensor
sowie hei den isolierten Trichocysten mit Hilfe von Ferrocyankalilösung
leicht zu erreichen. Bei Anwendung des letzteren Verfahrens gelingt es unschwer, an isolierten
Trichocysten die Explosion unter dem Mikroskop zu verfolgen. Die zahlreichen,
pathologischen Bildungen, die man dabei erhält, gestatten einen Einblick in den Feinbau,
wie ich weiter unten zeigen werde.
An den ausgeschleuderten Trichocysten (Abb. 31a) fällt die Kapsel durch das bläuliche
Aufleuchten der Membranen in bekannter Weise auf. Vorder- und Hinterende werden durch
Kapselgranula eingenommen. Der normal ausgeschleuderte Trichocystenfaden läßt zwei
Abschnitte erkennen, nämlich den direkt an die Kapsel ansetzenden eigentlichen Trichocystenfaden,
der der einfachen Kapsellänge entspricht, und einen sehr viel feineren anschließenden
Abschnitt, den ich als „Endf a den“ bezeichne, dessen Länge nicht genau
bestimmt ist, im allgemeinen aber auch etwa der Länge der Kapsel entspricht. Die Grenze
zwischen den beiden Abschnitten ist durch ein Granulum hervorgehoben.
Der Trichocystenfaden zeichnet sich durch ein verhältnismäßig starkes Aufleuchten
im Dunkelfeld aus. Eine Ausnahme bildet nur ein kurzes Stück, das an das vordere Kapsel-
granulum ansetzt und das nur mit Mühe sichtbar ist. An dieser Stelle erscheint der Faden,
der im übrigen stets gerade gestreckt verläuft, regelmäßig mehr oder weniger scharf abgeknickt.
Im Gegensatz zu dem eigentlichen Trichocystenfaden ist der feine „Endfaden“ fast
ausnahmslos stark gekrümmt.
Daß der „Endfaden“ eine Bildung besonderer Art darstellt, die nicht mit zum Trichocystenfaden
zu rechnen ist, dafür spricht dessen veränderliche Länge und Gestalt. Auch
ließen sich an ihm in keinem Falle voneinander getrennte Begrenzungslinien nachweisen,
wie dieses bei dem eigentlichen Trichocystenfaden insbesondere an gefärbten Präparaten
recht deutlich ist. Der eigentliche Trichocystenfaden ist also in vorliegendem Falle unzweifelhaft
auf den an die Kapsel anschließenden Abschnitt von der Länge der Kapsel beschränkt.
Ein Verständnis für die Einzelheiten des Baues des Trichocystenfadens lieferten
mir die unter Einwirkung von Ferrocyankalilösung entstandenen pathologischen Formen
(Abb. 32). Vor allem ist hier eine Reihe von Bildern von Bedeutung, wie ich sie entsprechend
früher fü r die Wanderung des Fadenendstückes bei der Prorodow-Trichocyste
bzw. in der vorliegenden Arbeit für die Wanderung des Fadenbasisstückes bei den Trichocysten
von Actinobolina beschrieb. Auch hier wieder läßt die Wandung der Kapsel auf
größere oder geringere Ausdehnung ihr normales, bläuliches Aufleuchten vermissen und
erscheint verdickt und hell weiß. Entweder ist die Wandung der K a p s e l^ - abgesehen von
ganz kurzen Abschnitten am Vorder- und Hinter ende — in ihrer ganzen Länge in dieser
Weise verändert oder es erstreckt sich die Veränderung nur auf den vorderen Teil der Kapsel.
Im ersteren Falle (Abb. 32 a) beobachten wir, daß der Trichocystenfaden, an den sich
in normaler Weise der Endfaden ansetzen kann, eine besonders schwache Lichtbeugung
zeigt und nur mit größter Mühe sichtbar ist. Im zweiten Falle (Abb. 32bu.c) setzt sich die
leuchtende Substanz, die die Kapselwandung verdickt, über das vordere Granulum hinaus
in den Faden fort und zwar soweit, daß die Gesamtlänge des leuchtenden Abschnittes annähernd
der einfachen Länge der Kapsel entspricht. Der restliche Teil des Fadens ist wiederum
nur schwierig nachzuweisen. Die Lage der leuchtenden Zone ist nicht festgelegt, sie
wurde in den verschiedensten Höhen gefunden. Gelegentlich war die hier im Zusammenhang
gefundene Substanz auch in zwei Stücke auseinandergerissen, von denen der eine Teil in
der Kapsel, der andere im Faden lag.
Ganz offensichtlich haben wir es hier mit einer Struktur zu tun, die dem Fadenendstück
bzw. dem Fadenbasisstück homolog ist, also in den ruhenden Stadien der Kapselwandung
anliegt und erst im Verlaufe der Explosion in das Lumen des Fadens eintritt und
darin vorwandert. Da bei den vorliegenden Trichocysten infolge der Kürze des Fadens dieser
in seiner ganzen Länge von der Substanz eingenommen wird und keine besondere Lagebezeichnung
möglich ist, möchte ich für die Struktur den Ausdruck „F a. d e n s t ü c k “ vor