net ebenso wie P é n a r d die Trichocysten spindelförmig. Im Dunkelfeld dagegen erscheint
das Hinterende der ruhenden Trichocysten deutlich abgerundet. Die Länge der etwas gebogenen
Ruhestadien beträgt 12—14 (a . Die im Vergleich zu den übrigen Trichocysten sehr
breiten Ruhestadien laufen am Vorderende in einen Fortsatz aus. Ihre Explosion ist nach
Zerquetschen der Tiere leicht zu erzielen. Schon P é n a r d beobachtete sehr richtig, daß
hierbei aus den Trichocysten ein Faden ausgeschleudert wird, nimmt aber an, daß anschließend
die ganze Trichocyste sich abkugelt. Letzteres habe ich im Dunkelfeld nie beobachten
können, halte es auch für unwahrscheinlich. Gelegentlich hebt sich allerdings bei den Trichocysten
von Hemiophrys eine Membran mehr oder minder kugelförmig von der Kapsel
ab, wodurch vielleicht die Beobachtung von P é n a r d erklärt werden kann. Bei der Beobachtung
im Dunkelfeld kann man sich leicht davon überzeugen, daß die Kapsel der ausgeschleuderten
Trichocysten vollkommen der Gestalt der Ruhestadien entspricht. Die Länge
des bei der Explosion austretenden Fadens beobachtete ich zu etwa 25 p-, also etwa gleich
der doppelten Länge der Kapsel. Irgendwelche Unterteilung des Fadens konnte ich an normal
aussehenden Trichocysten nicht beobachten. Der Kapselwandung fehlt die charakteristische
Blaufärbung, die wir sonst bei diesem Abschnitt finden. Sie leuchtet weißlich auf.
Auch der Faden ist im Vergleich zu anderen Trichocysten sehr gut sichtbar (Abb. 28a).
Ganz vereinzelt beobachtete ich am Vorderende des ausgeschleuderten Trichocysten-
fadens einen sehr dünnen Faden, der aber nur einmal die Länge des in Abbildung 28 b
gezeichneten Fadens besaß. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Struktur, die ich als
End f a d e n bezeichne, wie ich näher bei der Besprechung der Trichocysten von Loxophyllum
meleagris ausführen werde, und die bei der Umstülpung des Trichocystenfadens ausgestoßen
wird. Normalerweise scheint hier der Endfaden zu verschwinden oder unsichtbar zu
werden. Bei der Explosion der Trichocysten dieser Form, die einhergeht mit typischen Bewegungen,
die P énard sehr treffend mit den Bewegungen eines Nematoden vergleicht, hat
man regelmäßig den Eindruck, als ob die Länge des ausgeschleuderten Fadens größer sei,
als man sie nach Ablauf der Explosion findet. Es wäre denkbar, daß es hierbei sich um den
eben genannten dünnen Endfaden handelt, der auch dann, wenn er selbst unsichtbar bleibt,
durch seine bewegende Wirkung auf benachbarte Teilchen eine größere Länge des Trichocystenfadens
vortäuscht.
Hemiophrys meleagris E hrb.
Ich möchte eine überall von mir häufig gefundene Form so bezeichnen, obwohl die
Maße der ruhenden Trichocysten nicht ganz übereinstimmen mit den Angaben von K a h l.
Die ruhenden Trichocysten sind etwa sichelförmig gestaltet, am Hinterende abgerundet, am
Vorder ende zugespitzt. Die Mehrzahl war 10 ¡a , vereinzelte bis 15 t*- lang. Die ziemlich dicke
Wandung umgibt einen verhältnismäßig breiten, optisch leeren Innenraum. Die durch Zerquetschen
der Tiere isolierten Trichocysten explodieren sehr schnell, doch finden sich kaum
vollkommen normal aussehende Stadien (Abb. 28c). Nur in ganz seltenen Fällen konnte ich
die charakteristische Blaufärbung der Kapselwand sehen. Meist war diese dick und intensiv
weißlich auf leuch tend, wie bei der vorigen Art. Ich hatte verschiedentlich den Eindruck,
als ob sich die Kapsel bei der Explosion der Trichocyste etwas kontrahiert, also
kleiner ist als die zugehörigen Ruhestadien. Bei 12 ja Kapsellänge beobachtete ich die
Länge des Fadens zu 20 |a ; sie blieb also hinter dem zweifachen Wert der Kapsel zurück,
ähnlich wie ich es auch bei den anderen Trichocysten dieser Gattung fand.
Der Faden explodierter Trichocysten zeigte gelegentlich eine Unterteilung in einen der
Kapsel benachbarten dünneren und einen entfernteren dickeren Teil, doch scheint es sich
hierbei nicht um eine normale Bildung zu handeln, sondern um eine pathologische Struktur.
Recht häufig zeigten sich blasige Abhebungen an den ruhenden und ausgeschleuderten
Trichocysten, die ich schon oben erwähnte.
Hemiophrys procera PÉNARD.
’ Die an dem sehr streckbaren Hals erkennbare Form sammelte ich im Frü hjahr im Tümpel
bei Haus Langen; die ruhenden Trichocysten waren etwas länger als K ahl angibt,
nämlich 20 ¡a lang. In einem m it Magnesiumsulfat hergestellten P räp a ra t fand ich daneben
noch kürzere, etwa 10 (a lange Trichocysten. Möglicherweise bezieht sich die Angabe von
P énard, der bei der vorliegenden Art die Länge der Trichocysten zu 10 fA angibt, auf diese.
Es handelt sich hierbei vielleicht um unreife Trichocysten, wofür spricht, daß ich sie nicht
in ausgeschleudertem Zustande beobachtete.
Die großen Trichocysten sind durch die Einwirkung des Dunkelfeldkondensors leicht
zur Explosion zu bringen (Abb. 29). Die Länge des ausgeschleuderten Trichocystenfadens
wurde zu etwa 35 [a gefunden, entsprach also annähernd der doppelten Kapsellänge. In
vielen Fällen, allerdings nicht ausnahmslos, hob sich der der Kapsel benachbarte Abschnitt
des Fadens durch ein intensiveres Aufleuchten vom distalen Teil ab. Ein Lumen war im
ganzen Trichocystenfaden nicht zu erkennen.
Hemiophrys aselli K ahl.
Die Tiere fanden sich auf den Kiemenblättchen von Wasserasseln aus dem Teich im
Garten des Institutes. Die Trichocysten, von denen K a h l angibt, daß sie denen von H. pleu-
rosigma ähneln, zeigten auch im Dunkelfeld die Ähnlichkeit (Abb. 28e). Die Trichocysten-
kapsel ist relativ breit und 10 ja lang. Die Länge des ausgeschleuderten Fadens wurde zu
16 [a , also auch wieder weniger als die doppelte Kapsellänge gemessen. Es besteht die Möglichkeit,
daß die Explosion bei den beobachteten Trichocysten nicht vollständig abgelaufen
war, doch ist zu berücksichtigen, daß bei allen untersuchten A rten dieser Gattung der Trichocystenfaden
die doppelte Kapsellänge nicht erreichte. Der Trichocystenfaden ließ keine
Unterteilung erkennen und war in seiner ganzen Ausdehnung gut sichtbar.
Untergattung: Lionotus.
Lionotus duplostriatus Maupas.
Die Form tra f ich zwischen faulendem Tang, der in den Teichen an der Westmauer
von Helgoland gesammelt war. Die ruhenden Trichocysten (Abb. 30 b) waren häufig leicht
gebogen und am Vorderende mit einer relativ langen Spitze versehen. Sie waren 8—9 |a
lang. Bei der Explosion wurde ein Faden von doppelter Kapsellänge ausgeschleudert, dessen
an die Kapsel anschließender Teil in einer Länge von etwa 6 |a verdickt erschien und
dessen End teil sehr dünn war (Abb. 30 a).
Lionotus lamella Schewiakoff.
K ahl gibt für die Art, die durch die rad iä r gestellten Trichocysten im abgeflachten
Hinterende leicht kenntlich ist, das Vorkommen von kleineren Degenerationsformen an.
Die verschiedenen Formen unterscheiden sich auch durch die Größe ihrer Trichocysten.
Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, daß es sich nicht um Varianten, sondern um
verschiedene Arten handelt.
Zoologica, Heft 91. 4