
zu sezernieren. Daß der von Wigglesworth (1935) an dem Corpus allatum von Rhodnius
gemachten Feststellung von zwei Hormonen, einem Häutungs- und einem Eibildungshormon,
allgemeine Bedeutung zukommt, muß ich auf Grund meiner Experimente an Dixippus, über
die ich demnächst berichten werde, bezweifeln.
Bei dem in Abbildung 132 dargestellten Stadium fallen vor den Corpora allata bandförmige
Zellhaufen auf (Cc). Bei älteren Stadien findet man von diesen Bändern nur noch
einzelne Zellen und bei erwachsenen Tieren ist die Zahl derselben noch geringer. Nach der
Lage und Struktur dieser Zellen darf man wohl annehmen, daß es sich um Homologa der
Corpora cardiaca handelt.
ß) D a s Ge h i r n d e r Mä n n c h e n .
Der Sexualdimorphismus zeigt sich im Bau des Gehirns der Schildläuse schon auf
sehr frühem Stadium. Abbildung 133 a stellt das Gehirn eines Weibchens des 1. Larvenstadiums
und Abbildung 133 b dasjenige eines gleichalten Männchens dar. Unterschiede zeigt
vor allem der Lobus opticus, welcher beim Männchen schon auf diesem Stadium viel größer
ist als beim Weibchen. Außerdem besitzt das Männchen bereits auf diesem Stadium
einen Zentralkörper (Abb. 133b, CK), welcher demjenigen der Imago in seiner Form und
Struktur schon recht ähnlich ist.
Diese Unterschiede treten auf dem folgenden Larvenstadium noch viel klarer in Erscheinung.
Abbildung 127 und Abbildung 134 stellen wieder das Gehirn zweier gleich alten
Tiere dar. Aus der zunächst einheitlichen Ganglienmasse des Lobus opticus haben sich nun
beim Männchen (Abb. 134) drei deutlich geschiedene Zellhaufen differenziert. In beiden
Geschlechtern sind zunächst nur zwei optische Ganglien (I u. II) vorhanden. Die Lagebeziehung
dieser Ganglien ist beim Männchen (Abb. 134) insofern verändert, als dieselben durch
die sich kräftig entwickelnden Zellhaufen der drei definitiven Ganglien weit auseinander
gedrängt wurden.
Bemerkenswert erscheint, daß die Differenzierung der imaginalen optischen Ganglien
derjenigen der Augen vorausgeht. Abbildung 135 zeigt, daß das I. und II. optische Ganglion
schon weitgehend entwickelt sind, während die Differenzierung der Augen noch auf den
ersten Anfängen steht. Bevor wir auf den Bau der imaginalen Ganglien zu sprechen kommen,
müssen wir auf Bau, Entwicklung und morphologische Bedeutung der Augen der Coc-
cidenmännchen eingehen, zumal hierüber bis jetzt noch nichts bekannt ist.
aa) E n tw i c k l u n g d e r ima g i n a l e n Auge n.
Die erste Anlage der imaginalen Augen zeigt sich in Form einer Epidermisverdickung.
Insgesamt treten vier solcher Verdickungen auf: je eine (Abb. 135, JA) liegt unmittelbar
vor den Larvenaugen (Abb. 135, LA), während die beiden ändern an die Stelle der abgeworfenen
Mund Werkzeuge treten.
In Abbildung 136 ist ein schon etwas älteres Stadium dargestellt. Die Sinneszellen (Sz)
unterscheiden sich schon deutlich von den benachbarten Zellen durch ihre beträchtliche
Länge und durch die Ausbildung eines Stäbchensaums (St). Jede Sinneszelle setzt sich in
eine basale R etinafaser fort.
Bald darauf senkt sich das ganze Sinnesepithel becherförmig ein (Abb. 137). Die Zellen
des Becherrandes wuchern in Form einer Ringfalte vor, um sich schließlich über der eingesenkten
Retina zu schließen (Abb. 138). Die zentralen Teile dieser Ringfalte zeichnen sich
durch eine außerordentlich starke Färbbarkeit aus und beginnen bald mit der Bildung
einer Linse (Abb. 139, L). Das Chitin derselben färbt sich mit Eisenhämatoxylin tief
schwarz und hebt sich dadurch sehr scharf von der angrenzenden Chitincuticula ab. Die
lentigenen Zellen erschöpfen sich allmählich bei der B ildung der Linse. Beim fertigen Tier
liegen sie nur noch in Form einer schmalen Zellschicht der Linse von innen her an.
ßß) Mo r p h o l o g i s c h e B e d e u t u n g .
Die Augen der Schildlausmännchen werden allgemein als Ocellen bezeichnet. Ihre Zahl
wird verschieden angegeben. Bei Dactylopius cyperi sind nach Signoret acht Ocellen vorhanden,
vier davon sind als Stirnocellen aufzufassen, bei Dactylopius vitis dagegen sind
nur zwei Stirn- und zwei Seitenocellen festzustellen. Bei der Gruppe der Monophlebinen sind
Einzelaugen in größerer Zahl vorhanden, so daß sie Fazettenaugen ähnlich sehen. Für
Lecanium werden durchweg vier Ocellen angegeben. Diese Zahl stimmt insofern nicht, als
zu diesen vier „Ocellen“ noch zwei Larvenoeellen hinzukommen, welche bei den Männchen
wie bei den Weibchen persistieren. Daß die vier „Ocellen“ von Lecanium mit den Stirnocellen
der übrigen Rhynchoten nichts zu tun haben, geht schon daraus hervor, daß sie
mit dem Lobus opticus in Verbindung stehen, während, wie wir wiederholt gesehen haben,
die Stirnocellen in ganz anderer Weise innerviert werden. Zweifellos handelt es sich um
stark abgeänderte Fazettenaugen. Dafür spricht außer der Innervation durch die Lobi
optici die weitgehende Übereinstimmung in der ersten Anlage dieser Augen mit der Fazet-
tenaugenanlage der Blattläuse. Hinsichtlich der Lagebeziehung zwischen Fazetten- und
Larvenaugen erinnern die Schildlausmännchen allerdings mehr an die Aleurodidae, zumal
wie bei letzteren die Larvenaugen am Hinterrand der Dorsalaugen stehen.
Merkwürdig ist das Auftreten einer sich über das ganze Auge erstreckenden Linse,
welche die Ableitung von einem Fazettenauge sehr erschwert. Die Coccidenmännchen stehen
aber in der Hinsicht nicht vollkommen isoliert. Vor nicht langer Zeit hat Werringloer
(1932) die einlinsigen Augen der Dorylinen (Ameisen) untersucht. Auch hier findet ein
Ersatz der fazettierten Cornea durch eine Einzellinse statt. Bei den meisten Arten sind
unter der Linse allerdings noch Ommatidien differenziert, ihre Ausbildung unterbleibt nur
bei Eciton coecum. Durch die Untersuchung der Entwicklung dieser Augen und der Innervation
h at Werringloer bewiesen, daß es sich um umgebildete Fazettenaugen handelt.
Weiterhin hat E nderlein (1903) bei den Mallophagen unicorneale Fazettenaugen festgestellt,
ohne allerdings auf deren Bau genauer einzugehen.
Die unicornealen Fazettenaugen der Coccidenmännchen unterscheiden sich von denjenigen
der Dorylinen und der Mallophagen dadurch, daß sie jederseits in Zweizahl auf treten,
wenigstens ist das bei Lecanium corni der Fall. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich ähnlich
wie bei den Mottenschildläusen (Aleurodidae) um Doppelaugen handelt. Bei den letzteren
war es auf Grund entwicklungsgeschichtlicher Untersuchungen möglich, das Zustandekommen
der Trennung der beiden Augenhälften zu erklären. Bei den Coccidenmännchen ist das
sehr erschwert durch das A uftreten eines Ruhestadiums vor der Umwandlung in die Imago.
Während dieses Ruhestadiums findet eine weitgehende Umlagerung und Verlagerung von
Anlagematerial statt. Dabei rücken unter anderem auch die Anlagekomplexe der ventralen
Hälften der Fazettenaugen auf die Ventralseite des Kopfes an die Stelle der abgeworfenen
Mundgliedmaßen. Es erscheint mir auf Grund von Präparaten durchaus wahrscheinlich,
daß es sich nicht um eine aktive Wanderung dieser Anlagen handelt, daß dieselben vielmehr
passiv auf die Ventralseite gezogen werden infolge des Schwindens der diese Kopf-
region ursprünglich einnehmenden Mund Werkzeuge.