
 
        
         
		Alle  notwendigen  Angaben  über  die  C a t g u t v e r d a u u n g   durch Mi t t e l d a rm-   
 d r ü s e n   finden  sich  in  Tabelle X I  verzeichnet.  Aus  Abb.  23  geht mit  aller  Deutlichkeit  
 hervor, daß  die Aziditätszunahme  je  ein Optimum im sauren pH 6,3 und alkalischen Milieu 
 pH  7,5—7,9  zeigt, während um  den Neutralitätspunkt  
 herum  ein  deutliches Minimum  zu  erkennen  
 ist.  Das  gleiche  Verhalten  zeigte  die  Wirkungskurve  
 des Magensaftes (S.  87  und Abb. 17).  
 Bemerkenswert  ist  außerdem,  daß  die Aziditätszunahme  
 im sauren Bereiche etwa doppelt so groß  
 ist wie  im  alkalischen;  eine Feststellung,  die  für  
 den Magensaft  nicht  in  der  gleichen Weise  gilt.  
 Während  der  Aziditätszuwachs  fü r  Magensaft  
 und  Mitteldarmdrüsenextrakt  im  sauren  Milieu  
 fast  gleich  groß  ist, macht  die Wirksamkeit  des  
 Magensaftes auf der alkalischen Seite den doppelten  
 B etrag derjenigen des Mitteldarmdrüsenmaterials  
 aus. 
 Sehr  interessant  ist  ein Vergleich  zwischen  
 der Aziditätszunahme und der Beschaffenheit der  
 Saite. Während fü r den Magensaft eine deutliche  
 Abhängigkeit beider Faktoren schon äußerlich zu  
 erkennen war (S. 86—87), gilt dies  für die Mitteldarmdrüsen  
 nicht. Besonders  bemerkenswert ist,  
 daß  nicht  einmal  innerhalb  der  Phosphatpufferstufen  
 eine Regelmäßigkeit zu erkennen ist. So ist  
 Abb. 23 :  Die  Wirkung  des  Mitteldarmdrüsenmaterials  
 von  Buccinum  undalum  L.  auf  Catgut.  
 Abscisse:  pH-Werte;  Ordinate:  Verbrauch  an  n/10  
 KOH  in  ccm.  Die  Zahlen  an  der  Kurve  bedeuten  
 die  pH-Optima. 
 (Vgl.  hierzu  Tabelle  XI.) 
 die Saite der Stufe V leicht zerreißbar und  der Aziditätszuwachs  sehr  gering,  während wir  
 auf Stufe V III genau das Gegenteil feststellen. Es will mir  scheinen,  als  ob  im   Ma g e n s 
 a f t e   e in  F a k t o r   anwesend  ist,  w e l c h e r   di e  S a i t e  besonders im alkalischen Milieu  
 z um  Qu e l l e n  und damit zu einem leichteren mechanischen  Zerfall  b r i n g t .   Dieser  Faktor  
 fehlt mehr oder weniger in den Mitteldarmdrüsenanreibungen.  Es  liegt  nahe,  anzunehmen, 
   daß  d ie   S e k r e t e   d e r  V o r d e r d a rm d r ü s e n   i n   d i e s e r   R i c h t u n g   w i r k s 
 am sind. Im Magensafte sind sie in größeren Mengen  vorhanden  als  in  den  Gängen  der.  
 Mitteldarmdrüsen und fallen daher in unseren Versuchen wenig ins Gewicht. 
 D ie   q u a l i t a t i v e   A u f s p a l t u n g   de s   Mu s k e l e i w e i ß e s   wurde  in  der  auf  
 S.  88  geschilderten  Art  durchgeführt.  In   der  folgenden  Übersicht  seien  die  Ergebnisse  
 mitgeteilt. 
 Ü b e r s i c h t 
 über  die  qualitative  Muskeleiweißverdauung  durch  Mitteldarmdrüsenmaterial  in  Phosphatpuffern  
 (1:30)  bei  pH =  7,12.  Prüfung  des  klaren  Filtrates  auf  Spaltprodukte  nach  
 dem Fällen  durch Kochen mit n /l  Essigsäure. Verdauungstemperatur:  37° C. 
 Sofortbest.  Nach  26%  Std.  Nach  97  Std. 
 1. Zusatz  von  n/l  NaOH:  Keine Fällung  (vgl.  aber S.  88). 
 2. Biuretprobe:  Negativ  Positiv  Positiv 
 3. Milionprobe:  Ganz  schwach +   Stärker +   Stark + 
 4. Sulfosalizylsäure  20%: 
 5. Phosphorwolframsäure: 
 6. Phosphor wolframsäure  
 +  n /l Schwefelsäure: 
 Sofortbest.  Nach  26% Std.  Nach  97 Std. 
 In  keinem  Falle positiv. 
 Ganz schwach +   Stärker +   Stark + 
 aber nicht so stark  
 wie Magensaft. 
 Kein  kristalliner Niederschlag. 
 Nach den Ergebnissen dieser Versuchsreihe findet ohne Zweifel ein Abbau des Muskeleiweißes  
 durch  das Mitteldarmdrüsenmaterial statt. Wie weit  und  über welche Stufen der  
 Abbau  geht,  soll  hier  nicht  erörtert werden. 
 Die  Ergebnisse  der  q u a n t i t a t i v e n   Bestimmungen  sind  auf  Tabelle  X II  und  
 Abb.  24  dargestellt. Die Kurve  stimmt mit  derjenigen  des Magensaftes  und  dem  gleichen  
 Substrate  überein.  Beide  weisen  nur  e in   Optimum  auf.  Dieses  liegt  für  die  Drüsen  
 zwischen  pH  7,2  und  7,9.  Es  wurde  in  unserem  Falle  durch  den  Puff er Wechsel  etwas  
 beeinflußt.  Mengenmäßig  stimmen  die Aziditätszunahmen zwischen Saft und Drüse ziemlich  
 überein. 
 T a b e l l e   XII. 
 M i t t e l d a r m d r ü s e   :  M u s k e l e i w e i ß - A b b a u . 
 Materialansatz:  5  g Mitteldarmdrüse  -(-  150  ccm  Puffer. 
 Substratansatz:  0,1  g  getrocknetes  Rindermuskeleiweiß. 
 Verdauungsansatz:  5  ccm  Materialansatz  -(-  0,1  g  Substratansatz. 
 Antisepticum:  0,5  ccm Toluol. 
 Verdauungszeit:  24  Stunden  bei  37° C. 
 Bestimmungsmethode:  Alkoholtitration  nach  W i l l s t ä t t e r . 
 Alkoholzusatz:  50  ccm  100%  Aethylalkohol. 
 Alkoholkonzentration:  91%. 
 Indikator:  0,5  ccm  1%  Thymolphthalein  in  100%  Alkohol. 
 Titriert  mit:  n/10  KOH. 
 Wi r kun g. 
 I. 
 II. 
 III. 
 IV.  
 V. 
 VI. 
 VII. 
 VIII. 
 IX. 
 X. 
 XI. 
 V e r d a i   
 Puffergemisch 
 Glycocoll-NaOH 
 Na-K-Phosphat 
 K-Biphthalat-HCl 
 u n g s v  
 V erdauungsansatz-  
 pH-Werte  
 8,25  
 7,86  
 6,92  
 7,47  
 7,16  
 6,79  
 6,33  
 5,81  
 5,67  
 5,28  
 4,97 
 Aziditälszuwachs  
 in  ccm  
 0,96  ccm  
 1,31  „ 
 1,05  „ 
 0,85  „ 
 1,10  „ 
 1,03  „ 
 0,81  „ 
 0,78  „ 
 0,60  „ 
 0,35  „ 
 0,30  „ 
 Auch  die  P e p t o n a u f s p a l t u n g  weist  eine  eingipflige  Kurve  auf,  wie  man  aus  
 Tabelle XXII und Abb.  25  ersieht. Auch  sie stimmt mit derjenigen des Magensaftes  außerordentlich  
 gut  überein.  In   beiden  Fällen  liegt  das  Optimum  bei  pH =  6,2,  aber  mengenmäßig  
 wird  durch  die  Mitteldarmdrüsen  etwa  2,5mal  soviel  gespalten  wie  durch  den  
 Magensaft.  Bei  pH =  9   hört  jede  Peptonspaltung auf.  R o m i j n   (1935)  legte das Wirkungsoptimum  
 des  Mitteldarmdrüsenmaterials  von  Sepia  offtcinalis  für  Pepton  (ex  alb.)  auf  
 pH  6,1  fest.