
übergehen, gekennzeichnet ist. Das Deuteroeerebrum ist nur schwach entwickelt. Man erkennt
seine Lage an der Ursprungsstelle des Antennennerven (Abb. 11, N.ant.).
Die optischen Ganglien liegen als kegelförmige Gebilde unmittelbar unter der Retina
der großen Fazettenaugen. Sie stehen mit den zentralen Gehirnteilen durch einen sehr langen
Tractus optico-cerebralis in Verbindung (Abb. 11, Tr. opt.-cer.), so daß ein ganz ähnliches
Bild zustande kommt wie bei Fulgora maculäta. In der Zahl und der Anordnung
der Ocellen unterscheiden sich die Singzikaden von den Fulgoriden. Es treten drei Stirn-
ocellen auf, welche dicht beisammen stehen. Vom Medianocellus gehen zwei Nerven ab, von
den Lateralocellen nur je einer. Man darf daraus folgern, daß ersterer durch Verschmelzung
von zwei Ocellen zustande gekommen ist. Die Nerven sämtlicher Ocellen bilden ein
einheitliches Bündel, welches an der Vorderseite des Gehirns entspringt (N. oc.). Sein Verlauf
innerhalb des Gehirns soll uns erst weiter unten beschäftigen.
Unter den Cercopidae zeigen Philaenus (Abb. 12) und Triecphora im wesentlichen denselben
Bau. Bei dieser Familie treffen wir den geringsten Grad der Ganglienkonzentration
an. Bei Philaenus (Abb. 12) ist sowohl das I. als auch das II. Thorakalganglion m it den benachbarten
Ganglien durch deutliche Kommissuren verbunden.
Bei den Membracidae und Jassidae sind das II. und III. Thorakalganglion mit den
Abdominalganglien zu einer Einheit verschmolzen. Das I. Thorakalganglion ist mit diesem
Nervenknoten durch kurze Kommissuren verbunden. Abbildung 13 zeigt das Nervensystem
von Tettigonia viridis von der Ventralseite. Ähnlich wie bei den ändern Cicadariae sind
am Tritocerebrum konische Erhöhungen festzustellen, welche ohne scharfe Grenze in die
Frontolabralnerven übergehen. Das Frontalganglion (Gl.fr.) tritt gegenüber der starken
Entwicklung der Frontalnerven nur schwach in Erscheinung.
2. Psylloidea.
Das Nervensystem der Psylliden zeigt durchweg eine viel höhere Konzentration als
bei den Cicadarien. Stets sind die drei Thorakalganglien mit den Abdominalganglien verschmolzen.
Das Unterschlundganglion ist dicht an diesen Nervenknoten herangerückt und
mit ihm durch kurze Kommissuren verbunden. Wesentlich länger ist dagegen die Schlundkommissur.
Die großen Facettenaugen stehen durch wohlentwickelte Lobi optici mit dem
eigentlichen Gehirn in Verbindung. Die drei Ocellen liegen weit voneinander entfernt. Der
Medianocellus ist auf die Ventralseite des Kopfes gerückt, während die beiden Lateralocellen
in unmittelbarer Nähe der Facettenaugen stehen.
Das Deuteroeerebrum und das Tritocerebrum treten oberflächlich nur undeutlich in
Erscheinung. Auf diese Gehirnteile sei daher erst bei der Behandlung des histologischen
Aufbaus eingegangen. Hier sei nur vorausgeschickt, daß sich diese Hirnteile in ihrem Bau
und ihrer Anordnung eng an diejenigen der Cicaden anschließen lassen.
3. Phytophthires.
Die Pflanzenläuse schließen sich, soweit es sich um geflügelte A rten handelt, eng an die
Psylliden an. Bei allen Familien sind im typischen Falle drei Ganglienmassen zu unterscheiden:
Oberschlundganglion, Unterschlundganglion und einThorako-Abdominalganglion.
Das Nervensystem der Aleurodidae wurde erst vor kurzem durch Weber (1934) beschrieben.
Auch Weber unterscheidet die oben genannten drei Ganglienmassen. Den Bau
des stomatogastrischen Nervensystems konnte Weber nicht klarlegen. Nach meinen Beobaehtungen
besteht weitgehende Übereinstimmung mit den Blattläusen. Es kann daher auf
diese Familie verwiesen werden.
Innerhalb der Aphidae bestehen bezüglich des Baus des Nervensystems recht bedeutende
Unterschiede, je nachdem es sich um geflügelte oder um ungeflügelte Generationen
handelt. Diese Unterschiede werden vor allem durch die verschiedene Ausbildung der Augen
bedingt. Die ungeflügelten Generationen haben durchweg kleinere Fazettenaugen als die
geflügelten Formen. In manchen Fällen fehlen ihnen die Fazettenaugen sogar ganz. Einen
solchen Fall stellt Pemphigus bursarius dar. Wir wählen diese Art fü r eine ausführlichere
Darstellung deshalb, weil sich bei ihr die Beziehung zwischen dem Bau der Sinnesorgane
und dem Bau des zentralen Nervensystems besonders klar aufzeigen läßt.
Zuvor aber müssen wir kurz auf die Ökologie und den Generationswechsel dieser Art
eingehen. Dies geschieht am besten an Hand des in Abbildung 14 dargestellten Schemas:
Anfang April schlüpft aus dem überwinterten Ei die junge Fundatrix (t), die Gründerin
der Blattlauskolonie. Sie wandert zu den Stielen
der sich eben entfaltenden Blätter von Populus
nigra, wo sie zu saugen beginnt. Die angestochenen
Stellen des B lattstiels schwellen stark an, und
die Fundatrix wird dadurch allseitig umwallt.
Sie wird so zur Bewohnerin einer nach außen hin
fast völlig abgeschlossenen Galle, in welcher sie
rasch heranwächst. Nach fünf Häutungen ist die
Fundatrix erwachsen und bringt nun ab Mitte
Mai parthenogenetisch zahlreiche Junge zur Welt.
Diese wachsen zu einer geflügelten Generation
heran (W). Ende Ju n i verläßt diese Generation die
sieh spaltförmig öffnende Galle und setzt eine verhältnismäßig
geringe Anzahl von Jungen an Salat
oder ändern Compositen ab. Diese Larven
werden zu den sog. Wurzelläusen, welche durchaus
unterirdisch leben. Sie sind ungeflügelt wie Abb-14- Erklärung im Text,
die Fundatrix, aber von heller Farbe und schlankerem
Körperbau ($). Die Nachkommen dieser Generation wachsen zunächst gleichfalls an
den Wurzeln heran, entwickeln sich aber zu geflügelten Tieren (V), welche an sonnigen Septembertagen
zu einer Schwarzpappel fliegen, um dort ihre Nachkommen, die einzige getrenntgeschlechtliche
Generation des ganzen Zyklus, abzusetzen («f und t) . Beide Geschlechter
dieser Generation sind sehr klein und ungeflügelt. Jedes Weibchen bildet nur ein einziges,
dotterreiches, befruchtungsbedürftiges Ei, welches im darauffolgenden Frühling die Fundatrix
aus sich hervorgehen läßt. Wir haben also bei Pemphigus bursarius einen regelmäßigen,
erblich festgelegten Wechsel von fünf Generationen.
Diese Generationen sind äußerlich z. T. sehr unähnlich. Drei Generationen sind ungeflügelt
( f , u n d ? ) und zwei geflügelt ( ? und ?). Die beiden geflügelten Generationen
sind sich in jeder Hinsicht durchaus ähnlich, auch in bezug auf das Nervensystem. Die drei
ungeflügelten Generationen unterscheiden sich zwar äußerlich sehr voneinander, vor allem
fällt die zweigeschlechtliche Generation durch ihre geringe Größe auf, im Bau des Nervensystems
aber besteht weitgehende Übereinstimmung, wenn w ir von der verschiedenen Größe