
allem die Schwierigkeit des Auffindens der ungefärbten Trichoeysten beruht. An den gefärbten
Tricboeysten beobachtete ich auch gelegentlich das Tröpfchen am Vorderende, wie ich
es für die Plagiopyla-Trichoeysten beschrieb. Der „kapselähnliche“ Abschnitt ist dadurch
ein wenig unterschieden von dem entsprechenden Teil der Plagiopyla-Trichocyste, daß hier
die Verdickung der Wand am Hinterende fehlt, Die Maße einiger aüsgeschleuderter Tri-
chocysten sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengesteält.
Tabelle 3. Maße einiger Trichoeysten von Trichospira inversa.
Hinterer Abschnitt in u Vorderer Abschnitt in u Gesamtlänge in ß
4,0 14,2 18,2
4,3 14,8 19,1
4,0 13,5 17,5
4,3 16,2 20,5
4,3 18,9 23,2
3,0 14,2 17,2
4,0 16,9 20,9
4,0 16,2 20,2
Bei Trichospira ist, wie man aus der Tabelle 3 erkennt, das Verhältnis der Länge des
„kapselähnlichen“ Teiles zur Länge des Fadenteiles anders als bei Plagiopyla. Bei letzterer
Gattung entsprach der „kapselähnliche“ Teil etwa einem Drittel der Gesamtlänge der ausgeschleuderten
Trichocyste, während er hier nicht mal ein Viertel davon ausmacht.
Die Isolierung ruhender Trichoeysten glückte nicht. Sie scheinen nach der Beobachtung
im lebenden Tier Stäbchen von etwa 4 [/. Länge darzustellen.
Familie: Clathrostomidae.
Gattung: Clathrostoma.
Clathrostoma viminale P enard.
Der erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen A rt begegnete ich im Herbst zwischen
frischem Pflanzenmaterial aus dem Schloßgartenteich. Ich fand sie aber auch in dem Stauteich
bei Haus Langen.
P enard beschreibt die Trichoeysten dieser sehr typischen und nicht zu verkennenden
Art als ähnlich denen von Frontonia. Das Dunkelfeld bestätigt diese Ansicht nicht. Vielmehr
gleichen diese Trichoeysten äußerlich fast vollkommen denen von Paramecium (Abb.
46 b). Wie diese lassen sie einen Schaft unterscheiden, der von dünnen Konturen begrenzt
wird und am Hinterende spitz zuläuft, und dem am Vorder ende eine Spitze auf sitzt. Letztere
läßt auch eine Unterteilung in ein basales Korn und die eigentlich auf sitzende Spitze
erkennen und zeigt gelegentlich auch eine aufgelagerte „kappenähnliche“ Bildung. Zum
Unterschied von der Paramecium-Trichocyste ist der Schaft etwas stärker spindelförmig
und die Spitze etwas gedrungener. Die Gesamtlänge der Trichoeysten betrug etwa 38—40 [/..
Trotz der weitgehenden Ähnlichkeit möchte ich glauben, daß wir es lediglich mit einer
Konvergenzerscheinung zu tun haben, denn im Verhalten gegen Farbstoffe und Salzlösungen
zeigen sich recht erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Trichocystenformen. Gegenüber
Methylenblau verhalten sich die Trichoeysten ebenso wie die von Paramecium, d. h.
die Begrenzungslinien des Schaftes werden gefärbt, während die Spitze ungefärbt bleibt.
Abweichend dagegen verhält sich die Trichocyste von Clathrostoma gegen Methylviolett.
Hierin färbt sich in den meisten Fällen der Schaft in seiner ganzen Breite und nur gelegentlich
bleibt noch im Innern ein schmaler dunkler Gang ungefärbt. Vor allem fehlt bei dieser
Färbung die charakteristische Grube im Quellkörper des Schaftes, die ich bei der Para-
mecwm-Trichocyste unterhalb der Spitze fand. Nach der Färbung mit Methylviolett erscheint
die Spitze breiter als im ungefärbten Zustande, während der Schaft durch Schrumpfung
etwas schmaler wird und noch sehr viel deutlicher als ungefärbt eine Spindelform
zeigt.
Vollkommen abweichend von den Paramecium-Trichoeysten verhalten sich die von
Clathrostoma gegen Salzlösungen. Ruhestadien lassen sich mit Magnesiumsulfat nicht isolieren.
In diesem Salz findet m an Explosionsformen mit dünnen Wänden, die unterhalb der
Spitze eine sehr starke, bauchige Auftreibung zeigen. In dieser Lösung fanden sich recht
häufig weniger weitgehend explodierte Stadien, bei denen ein viereckiger Querschnitt einwandfrei
festgestellt werden konnte. Es steht dieser Befund in Parallele zu den oben
besprochenen Trichoeysten der nicht näher bestimmten Cyclogramma-Art auf Seite 32
(Abb. 46 c).
In sehr starker Ferrocyankalilösung glückte mir auch die Isolierung ruhender Tricho-
cysten (Abb. 46 a). Solche ähneln in ihrer Unterteilung in Fortsatz und Körper den ruhenden
Trichoeysten von Paramecium, es ist aber bei ihnen der Fortsatz viel kürzer im Verhältnis
zum Körper. Die Gesamtlänge der ruhenden Trichoeysten beträgt 6—7 [/., wovon
etwa 1,4 p- auf den Fortsatz entfallen.
Im Gegensatz zu den Paramecium-Trichocysten glückte es nicht, in der Ferrocyankalilösung
ruhende Stadien zur Explosion zu bringen. Auch die charakteristischen Bilder mit
dem Spitzenausbildungsapparat am Hinterende fanden sich in keinem einzigen Falle.
Familie: Colpodidae.
Gattung: Colpoda.
Colpoda cucullus 0 . F. Müller.
Die Art entwickelte sich regelmäßig in Moosaufgüssen. Ich fand jedoch meist tricho-
cystenfreie Formen. Eine Ausnahme machten nur die Individuen eines Aufgusses auf
Moos, das aus einem Kalksteinbruch bei Nolle im Teutoburger Wald stammte.
Durch Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor ließen sich die in den lebenden Tieren
deutlich sichtbaren Trichoeysten leicht zur Ausschleuderung bringen, sie blieben aber nach
der Ausschleuderung auch im Dunkelfeld unsichtbar. Eosin war nicht geeignet, um sie nachzuweisen.
Bewirkte man die Ausschleuderung mit Hilfe einer verdünnten Methylenblaulösung,
so bildeten sie ein dichtes Geflecht von blau gefärbten, langgestreckten Spindeln von
25—30 [J- Länge. Nur in den seltensten Fällen waren die ausgeschleuderten Trichoeysten
gerade, meist vielmehr stark gekrümmt und stark gebogen. Im Dunkelfeld ließen die mit
Methylenblau gefärbten Trichoeysten in ihrem Innern einen dunklen Längsgang nach-
weisen. Ein Trichocystenkorn oder eine entsprechende Struktur habe ich nicht erkennen
können.
Die von mir beobachteten Trichoeysten sind offensichtlich nicht identisch mit den sehr
viel kürzeren Tektinstäbchen, die Schneider bei der gleichen Art beschreibt. Letztere
scheinen nicht neben den Trichoeysten vorzukommen, da sie sonst wahrscheinlich bei der
angewandten Methylenblaufärbung sichtbar geworden wären.