einheiten), die Kasein spaltet, eine noch schwächere (.'arboxypolypeptidase (0 Enzymeinheiten),
eine Dipeptidase (0,06 Enzymeinheiten) und eine etwas stärker wirkende Amino-
polypeptidase (0,45 Enzymeinheiten). Da es der Verfasserin ebensowenig wie mir gelang,
das reine Sekret dieser Drüsen zu gewinnen, so ist die Beurteilung einer Suhstratspaltung
im Experiment sehr schwierig. Man muß immer mit einem Anteil der hormalerweise
intrazellulär wirksamen Enzyme rechnen (vgl. .S. 110—111).
H i r s c h (1914, S. 80) sagt zu diesem Punkte ganz richtig: „. . .das Be z e i c h n e n d e
der V e r d a u u n g s d r ü s e n ist nicht mehr, daß sie ein Ferment besitzen, sondern daß
sie einen Ub er sc hu ß an F er m e n t in sieh erzeugen. Jedes Ferment ist zunächst intrazellulär!
Verdauungsdrüsen sind also dann solche Drüsen, welche soviel Ferment in sich
erzeugen, daß es nach außen extrazellulär abgegeben werden kann.“ — Besonders die
Aufspaltung niedermolekularer Eiweißbausteine kann, da sie in den Zellen fast aller Gewebe
vor sich geht, schwer als Kriterium zur Kennzeichnung einer Drüse als Verdauungsdruse
herangezogen werden. Aus diesen Gründen gerade ist bei allen physiologischchemischen
Versuchen die Kenntnis der b i o l o g i s c h e n Vorgänge von außerordent-
licher Wichtigkeit.
Daher stelle ich diesem Kapitel einige biologische Versuchsreihen voran, die mir
ganz besonders aufschlußreich zu sein scheinen. Wie bereits auf S. 57 in anderem Zusammenhänge
erwähnt wurde, fütterte ich die Schnecken bisweilen mit Brust- und Schwanzflossen
von Gadus und Pleuronectes. Dabei gelang es in mehreren Fällen, den Versuchstieren
3 cm lange Stücke während des Fressens in das Pharyngostom zu schieben (S 41)
die, sobald sie hinter den Abwehrhöekern der Eadula angekommen waren, nicht mehr
ausgespien werden konnten (S. 57).
r, J Im 1fTrSi n Versuche (am 13- 9- 1932) reichte ich eine 3 cm lange Schwanzflosse von
Gadus. Nach 20 Stunden wurde der Vorderdarm eröffnet. Die Flosse lag noch völlig
frisch, ohne die Spur eines Verwesungsgeruches, chemisch unangegriffen vor der ersten
Biegung dieses Darmabsehnittes. Das wasserklare Sekret, welches das Lumen füllte,
reagierte sehr schwach auf blaues Lackmuspapier. Im Magen fand sich nur wenig Saft vor.
I .. H g !die normale Durchgangszeit durch den Darmkanal 2- bis 3mal 24 Stunden betrag
t (S. 63), bestand die Möglichkeit, daß erst bei längerer Einwirkung der Vorderdarmdrusensekrete
eine Verdauungstätigkeit festzustellen gewesen wäre. In einem zweiten Versuche
(am 14. 9. 1932) verfütterte ich daher vier zusammenhängende Flossenstrahlen von
U em o n e c te s , die eine Länge von 3 cm besaßen, mit anderem Futter zusammen. Nach 3mal
24 Stunden wurde der Darmkanal eröffnet. Das Flossenstück lag genau wie im vorhergehenden
Versuche vor der ersten Biegung des Vorderdarmes und zeigte auch bei
mikroskopischer Untersuchung keine Spur eines-chemischen Angriffes. Die dünnen Säume
an den distalen Enden der Strahlen verliefen völlig glatt und die Chromatorphoren
machten einen durchaus frischen Eindruck. Die Flosse selbst war von einer klaren
Flüssigkeit umgeben, die blaues Lackmus schwach rot färbte. Sie roch noch völlig frisch
was wahrscheinlich, wenn sie während dieser Zeit an der Luft gelegen hätte, nicht der
Fall gewesen wäre.
Schließlich war es möglich, den Versuch so durehzuführen, daß ein Tier eine Flosse
gleicher Lange von Gadus mit anderem Fu tter in etwa 72 Stunden durch den ganzen
Darmkanal hindurchtrieb (vgl.Tabelle III, Nr. 13, und Abb. 15). Ein Stück Sahl i -Sai t e
welches infolge der Drehungen die Flosse von allen Seiten umschnürte, war leicht zerreißbar
und das Flossengewebe selbst war erheblich angegriffen, nur die harten Flossenstrahlen
zeigten keine Spur eines chemischen Eingriffes.
Di e s e V e r s u c h s r e i h e b ewe i s t g a n z k l a r , d a ß d i e V o r d e r d a rm-
d r ü s e n s e k r e t e a l l e i n u n t e r b i o l o g i s c h e n B e d i n g u n g e n k e i n e A u f s
p a l t u n g d e r a u s h o c hmo l e k u l a r e n E iw e i ß s t o f f e n b e s t e h e n d e n H a u p t n
a h r u n g d e r V e r s u c h s t i e r e h e r b e i f ü h r e n könne n.
Auch die q u a l i t a t i v e n V e r s u c h e mit Vor der darmdrüsenmaterial weisen in die
gleiche Richtung. Karminfibrinflocken wurden in keinem Falle zerlegt. Auffallend war
dabei aber, daß bereits nach V2 Stunde eine Rötung des Ansatzes auftrat, die mit enzymatischer
Aufspaltung des Substrates sicher nichts zu tun haben kann (vgl. S. 83).
Da Catgut als Testobjekt für den Magensaft gelten kann (S. 69 und 86), wurden zwei
Versuchsreihen mit Phosphatpuffern angesetzt, um die Zerreißbarkeit der Saite zu prüfen.
Das Drüsen-Puffer-Verhältnis war 1:30 bzw. 1:10. Die Länge der Saite betrug 10 cm. Als
Antisepticum dienten 20 Tropfen Toluol. Die pH-Werte der ersten Reihe lauteten: I. pH
~ 7,52; II. pH = 7,14; III. pH = 6,76; IV. pH = 6,27; V. pH = 5,68. Die Werte der zweiten
Reihe konnten aus Materialmangel nicht bestimmt werden. Nach 24- bzw. 48stündigem
Stehen im Thermostaten bei 37° C war kein Unterschied in der Beschaffenheit der Saiten
gegenüber denen in reinen Pufferlösungen zu bemerken. Nach 3mal 24 Stunden waren
die Saiten in den Ansätzen I—I I I stark gequollen und ließen sich daher leichter zerreißen
als die übrigen. Von einem Zerfall durch chemische Aufspaltung war jedoch nicht
die Spur zu bemerken.
Wir sehen also, daß selbst unter Bedingungen, die für das Mitteldarmdrüsenmaterial
bereits nach 24 Stunden eine „leichte Zerreißbarkeit“ bewirken (vgl. Tabelle XI, Werte IV
und V) und unter denen die Saite im Magensafte bereits „verflüssigt“ ist (Tabelle VI,
Wert VII), das Vor der darmdrüsenmaterial keinerlei Aufspaltung herbeiführt. Vergleiche
hierzu aber das auf S. 102 über die Zerreißbarkeit der Saite Gesagte.
Mit Mus k e l e i w e i ß wurde folgender Ansatz in der auf S. 111—112 für L ei b l e i n -
Drüsenmaterial beschriebenen Weise geprüft. Ein Teil einer Drüsenanreibung in Aqua
dest. (1:4) wurde mit vier Teilen Phosphatpuffer pH = 7,38 vermengt. Dazu gab ich
etwas Muskeleiweiß und 20 Tropfen Toluol. Das Ergebnis war, daß sich zwischen Sofortbestimmung
und nach 24stündigem Stehen im Thermostaten von 37° C keine Änderungen
in der Wirkungsweise der Ansätze zeigten.
Zur Beurteilung einer Spaltung von P e p t o n F und G l y c y l g l y z i n wurde wie
mit Mitteldarmdrüsenmaterial verfahren (vgl. Tabelle X III und XIV), indem ich die
Werte IV—V III mehrfach prüfte. F ü r jede Stufe ergab sich ein merklicher Aziditätszuwachs.
Die Änderungen von Stufe zu Stufe waren aber so unregelmäßig, daß sie unmöglich
zur Festlegung eines Optimums dienen konnten. Die Peptonspaltung nahm vom
Neutralpunkt aus nach der alkalischen Seite hin rasch ab.
Zusammenfassend stellen wir fest, daß die V o r d e r d a rm d r ü s e n eiweißhaltige
Nahrung w e d er im b i o l o g i s c h e n n oc h im p h y s i o l o g i s c h - c h e m i s c h e n V e r s
u c h zu s p a l t e n i n d e r L a g e sind. Die Zerlegung niedermolekularer Substrate
wie Pepton F und Dipeptid beruht höchstwahrscheinlich auf einem Abbau durch intrazelluläre
Fermente, wie sie in den meisten Geweben anzutreffen sind.
Zur Feststellung einer f e t t s p a l t e n d e n K om p o n e n t e im Vorder darmdrüsenmaterial
wurde die gleiche Methode wie in früheren Fällen benutzt (vgl. S. 92 f. und 106).
Die Drüsenanreibung wurde in Aqua dest., und zwar im Verhältnis I. 1:30 und II. 1:4