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I. Allgemeines.
1. Problemstellung.
Untersuchungen über d ie B e d e u t u n g „ f r e ß b a r e r D i n g e “ b e im Au f b a u
de r Umwe l t e n niederer Tiere führten mich (1926, 1927, 1931) zum Verständnis des
p l a n v o l l e n I n e i n a n d e r g r e i f e n s von T i e r s u b j e k t u n d Umwe l t , dem VON
UexkÜll (1921, 1928) die theoretischen Grundlagen schuf. Es lag nahe, die Analyse nicht
in dem Augenblicke abzubrechen, wo das Beutestück unseren Blicken durch die Kauwerkzeuge
des Tieres entzogen, im Darmkanal verschwindet, sondern an eine Untersuchung
des B e u t e f e l d e s eine solche des V e r d a u u n g s f e l d e s anzuschließen.
Aus der Zergliederung des Beutefeldes anomurer und brachyurer Crustaceen hatten
sich Ansätze zu einer „ i d e a l i s t i s c h e n F u n k t i o n s p l a n t y p o l o g i e “ ergeben.
[Brock (1931)]. Daher durfte ich erwarten, auch bei der Analyse von Verdauungsfeldern
P l a n z u s am m e n h ä n g e aufzudecken, die sich bei genügendem Überblick zu F u n k -
t i o n s p l a n s c h em a t e n zusammenfügen lassen. Zu meiner großen Überraschung fand
ich beim Studium der Spezialliteratur auf dem mir noch fremden Gebiet, daß in dieser
Richtung bereits sehr wertvolle Untersuchungen Vorlagen.
Zunächst sind hier die Ergebnisse ö k o l o g i s c h arbeitender Forscher zu nennen, die
immer wieder versucht haben, verschiedene Tiere zu G r u p p e n zusammenzufassen und
damit Ansätze zu einer F u n k t i o n s p l a n t y p o l o g i e d e r B e u t e f e l d e r zu schaffen.
So unterscheidet z. B. H agmeier (1930), auf den Untersuchungen anderer Forscher aufbauend:
f i s c h e n d e , j a g e n d e und w e i d e n d e Ti e r e . E r zeigt ferner, daß diese Gruppen
den verschiedensten Tierkreisen angehören. Aus seinen Angaben darf man mit Sicherheit
schließen, daß die P l a n g e s e t z l i c h k e i t de s B e u t e f e l d e s a u f d i e j e n i g e des
Ve r d a u u n g s f e l d e s ü b e r g r e i f t , und daß wir ein zusammenhängendes Bild erst
dann bekommen, wenn wir die Analyse von der ersten Rezeption der Beute, über die Zerkleinerung
der Nahrung, ihrer enzymatischen Aufspaltung und Resorption, ihrer Verteilung
im Organismus bis zu ihrer Ausscheidung als unverdaubarer Rest durchgeführt
haben. Hagmeier (1930, S. 511) schreibt: „Die j a g e n d e n Tiere sind ausschließlich
Fleischfresser. Sie zeichnen sich durch größere Beweglichkeit und gut entwickelte Sinnesorgane
aus und sind oft mit starken Kiefern, vorstreckbaren Rüsseln, Scheren und Zangen
zum Ergreifen der Beute ausgerüstet. Die meisten sind Gelegenheitsfresser, welche auf einmal
größere Beutestücke verschlingen und dann längere Zeit hungern. Man findet daher
bei Magenuntersuchungen sehr oft keinen Inhalt.“ Als zu dieser Gruppe gehörig nennt
unser Gewährsmann Vertreter aus dem Stamme der Würmer, Weichtiere und Krebse.
Diese Reihe ließe sich noch erheblich durch Beispiele aus anderen Tierstämmen verlängern.
Ähnliches Material liegt auch für die Gruppen der fischenden und weidenden Tiere vor.
Zoologien, Hoft 92. |