aus diesen Ergebnissen schließen, daß extreme Feuchtigkeit trotz schneller Entwicklung
und kleiner Häutungszahl kein Optimum für Anthrenus fasciatus darstellt, da die Mortalität
ziemlich hoch ist, und die Käfer nach Gewicht und Größe wesentlich kleiner sind als
bei Trockenheit.
Versuch I I I — wo die Feuchtigkeitsunterschiede nicht so groß sind wie bei Versuch
I und I I — zeigt in den Werten fü r Entwicklungsgeschwindigkeit, Häutungszahl,
Häutungsintervall, Käfergewicht genau das gleiche Bild, wie wir es schon bei Versuch I
und I I kennengelernt haben. Doch sind hier die zahlenmäßigen Unterschiede nicht so
groß, was ja auch erwartet werden mußte, da die Unterschiede in der Feuchtigkeit ebenfalls
nicht so groß waren wie bei Versuch I und II. Versuch I I I beweist so wieder deutlich
die Abhängigkeit der Entwicklung von A. fasciatus von der relativen Feuchtigkeit
der Luft.
Anhangweise soll noch kurz über einige Versuche berichtet werden, die gleichzeitig
eine Ergänzung der Temperaturversuche bei 40° C bilden.
V e r s u c h be i 40°, angesetzt mit Eilarven, die bei 35° geschlüpft waren.
Eine Versuchsreihe wurde bei verschiedenen Feuchtigkeitsgraden angesetzt. Einmal
war die r. Feuchtigkeit nur 20%, ein anderes Mal doppelt so hoch.
Bei 20% Feuchtigkeit wurden 30 Eilarven angesetzt. Die Tiere gingen schon vor der
ersten Häutung, und zwar durchschnittlich am 5,7. Versuchstage ein, die ersten Tiere
(12) am 4. Tage, die letzten Tiere (4) am 10. Tage.
Bei 40% Feuchtigkeit wurden zwei Versuche angesetzt, eine Gruppe (I) mit 41 Tieren,
die Gruppe I I mit 30 Eilarven.
Gruppe I. Kein Tier entwickelt sich auch nur bis zur 1 . Häutung. Alle Tiere sterben
früher, und zwar im Durchschnitt am 9,0. Tage, das erste Tier am 2. Tage, die meisten (13)
Tiere am 5. Tage, das letzte Tier am 25. Tage.
Gruppe II. Auch hier sterben alle Tiere vor der ersten Häutung. Die ersten am
4. Tage, die meisten am 1 1 . Tage, das letzte Tier am 21. Tage, durchschnittlich am 10,7.
Tage.
Für Gruppe I und I I ist der gemeinsame Durchschnitt etwa der 9,8. Tag.
Bei der höheren Feuchtigkeit leben die Tiere also doppelt so lange wie bei niederer
Feuchtigkeit, aber eine Häutung findet auch hier nicht statt.
Licht.
Stellt man zwei Glasschalen mit frisch geschlüpften Eilarven von Anthrenus fasciatus,
von denen die eine durch eine übergestülpte, schwarze Papphülle verdunkelt ist, die andere
dagegen nicht vor Licht geschützt ist, ans Fenster und setzt die Versuche dem grellen
Tageslicht aus, so zeigt sich, daß in dem Dunkelversuch die Larven sich normal bis zum
Käfer entwickeln, in der klaren Glasschale aber, wo das Licht Zutritt hat, sterben die
jungen Larven bald ab. Dasselbe Resultat erhält man, wenn man sta tt Eilarven mittelgroße
Larven wählt. Es sei noch erwähnt, daß in den Versuchen die Larven keine Möglichkeit
hatten, sich zu verstecken, da in beiden Versuchen, Hell und Dunkel, der als
Nahrung dienende Wollstoff sorgfältig auf dem Glasboden aufgeklebt war und keinerlei
Lücken als Versteck bot. Die Larven von Anthrenus fasciatus suchen nämlich in allen
Stadien die Dunkelheit auf, wenn sie unter den Einfluß eines intensiveren Lichts gebracht
werden. Hält man den oben geschilderten Versuch in gleicher Weise mitten im Zimmer
bei nur diffusem Tageslicht, dann geht auch im nicht verdeckten Versuch die Entwicklung
der Larve normal vor sich.
Aus diesen Versuchen darf aber nicht ohne weiteres geschlossen werden, daß bei A nthrenus
fasciatus eine Entwicklung bei Licht unmöglich ist. Es muß berücksichtigt werden,
daß bei greller Sonne neben dem Lichteinfluß auch in ganz erheblichem Maße die
Temperatur in dem unverdeckten Versuch steigt, und daß neben dem Lichtfaktor der
Wärmefaktor ausschlaggebend sein muß.
Diese Störung läßt sich durch Zwischenschaltung eines Wärmefilters beseitigen. Nicht
vermeiden aber läßt sich der Umstand, daß bei starkem Sonnenlicht die Bestrahlung sehr
stark, bei trübem Wetter aber nicht viel mehr als diffuses Tageslicht auf die Tiere einwirkt.
Dieser unvermeidliche, starke Wechsel in der Lichtintensität muß natürlich sehr
störend wirken. Da der Versuch bei einer Durchschnittszimmertemperatur sich immerhin
über einige Monate erstreckt, ergeben sieh für die Auswertung allein hierdurch ganz unkontrollierbare
Bedingungen, die den Wert solcher Versuche ungemein herabsetzen und
ein Nachkontrollieren selbst für den gleichen Beobachter fast unmöglich machen. Weiterhin
wirkt störend die nächtliche Dunkelheit, die selbst im Sommer eine regelmäßige Unterbrechung
der Lichteinwirkung bedingt.
Auch muß man berücksichtigen, daß jeder Versuch, der hinter Fensterglas und in
gewöhnlichen Glasschalen vor sich geht, für die Beurteilung der Einwirkungen des Tageslichtes
an sich schon nicht ganz einwandfrei ist, da gewöhnliches Glas eine gewisse Filterwirkung
für Lichtstrahlen — besonders fü r ultraviolette Strahlen S besitzt, wodurch
eine neue Komplikation geschaffen wird. Schalen, die aus Spezialglas bestehen, die u ltra violettes
Licht durchlassen, stehen zumeist nicht zur Verfügung. Außerdem würde aber
auch in diesem Falle noch die Fensterscheibe störend einwirken. Ein Aufstellen im Freien
wäre bei A. fasciatus wegen der möglichen Abkühlung in den Nächten, selbst im Sommer
nicht zu empfehlen, weil dadurch weitere, nicht übersehbare Komplikationen ein eindeutiges
Urteil wiederum unmöglich machen würden. Hier wurden nur einige prinzipielle
Schwierigkeiten erwähnt, die die Ausführung der Versuche bei Tageslicht erschweren.
Die Aufzählung könnte leicht um noch weitere Beispiele vermehrt werden.
Aus diesem Grunde wurde auf eine Ausführung von Versuchen über die Lichtwirkung
bei hellem Tageslicht verzichtet. Sta tt dessen wurden die Versuche bei künstlichem
Licht ausgeführt. Auf diese Weise ließen sich manche Schwierigkeiten vermeiden,
andere natürlich nicht, wie im nachfolgenden Abschnitt über die Methodik der
Versuche näher dargelegt wird. Immerhin erreicht man so, daß man über den Lichteinfluß
grundsätzlich Klarheit schaffen kann, da die Versuche, wenn auch bei künstlichem
Licht, unter einigermaßen gleichen Bedingungen monatelang ausgeführt wurden und
unter gleichen Umständen wiederholt und nachgeprüft werden können.
Zunächst stand im Vordergrund des Interesses, den Unterschied für die Larvenentwicklung
bei Hell und Dunkel zu untersuchen.
Dann lag auch die Frage nahe, wie verschiedenfarbiges Licht die Larvenentwicklung
beeinflußt. Es sei gleich darauf hingewiesen, daß nicht untersucht wurde, ob rein gelbes,
rotes, grünes, blaues usw., d. h. monochromatisches Licht auf die Entwicklung wirkt,
sondern die Begriffe: Blau, Rot, Gelb usw. sind rein im physiologischen Sinne zu werten.
Es handelt sich also um Versuche mit polychromatischem und nicht mit monochromatischem
Licht.
Zoologica, Heft 90. 8