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 Die  Pilzglomeruli  erscheinen  jederseits  als  einheitliche Massen. Daß  es  sich  aber  um  
 die Verschmelzung von jederseits mindestens  zwei Glomeruli  handelt,  ist  durch  die Duplizität  
 der Pilzstiele bewiesen. Einen unteren Glomerulus,  wie  wir  ihn  bei  den  landlebenden  
 Formen kennen gelernt haben, konnte  ich  bei  den Wasserläufern  nicht  finden.  Infolge  der  
 verhältnismäßig schwachen Entwicklung der Pilzkörper überhaupt, sind auch die Pilzstiele  
 entsprechend dünn. Auch die Pilzwurzeln  sind viel schwächer entwickelt, wie ein Vergleich  
 von Abbildung 70 c mit Abbildung 35 d erkennen  läßt. Die medianen Wurzeläste  berühren  
 sich in der Medianebene, ohne daß  jedoch  ein  Faseraustausch  festzustellen  wäre.  Die  aufsteigende  
 Wurzel  (Abb. 71 a, Rs.)  erreicht beträchtliche Länge. 
 Die Brücke (P.br.), welche bei den Landformen nur einen schwach nach vorn konvexen  
 Wulst darstellt,  nimmt bei den Wasser läufern  Hufeisengestalt  an  (Abb.  70a).  Selbst  der  
 Zentralkörper  (CK)  paßt sich  in seiner Gestalt der quer zur Sagittalebene stark zusammengepreßt  
 erscheinenden Gesamtform  des  Gehirns an. 
 Das verhältnismäßig  schwach entwickelte Deuterocerebrum  (Abb.  71,  a—c, Dt.)  liegt  
 durchweg ventral vom Protocerebrum, während es bei manchen Landwanzen infolge seiner  
 mächtigen Entwicklung dem Protocerebrum vorn  angelagert ist  (Syromastes, Abb.  33).  Im  
 histologischen Bild  tritt  der Unterschied  von zentraler Fasermasse und peripheren Glomeruli  
 nicht  so  klar  in  Erscheinung wie  bei  den  landlebenden Formen. Die Biechstränge (Tr.  
 olf.)  kann  man  bei  günstiger  Schnittführung  in  ihrer  ganzen  Länge  auf  einem  einzigen  
 Querschnitt  erhalten  (Abb.  71c). Der motorische Teil  des Deuterocerebrums  hat ganz  entsprechende  
 Lage  caudal  vom  Lobus  olfactorius wie bei  den Landformen. 
 Die  Lagebeziehung  von  Deutero-  und  Tritocerebrum  erkennt  man  am  besten  in  den  
 Abbildungen  70 d  und  71c. Letzteres  (Tr.)  schmiegt  sich  dem  Zweithirn  (Dt.)  eng  an,  weshalb  
 es  äußerlich nicht als selbständiger Hirnteil  in  Erscheinung  tritt.  Die  Frontolabral-  
 nerven  (N. fr. labr.)  liegen  dem Deuterocerebrum gleichfalls  eng an  (Abb. 70 d). Vom Ganglion  
 frontale  (Gl. fr.)  zieht ein sehr starkes Nervenbündel nach vorn, es  scheint, daß dieses  
 sonst sehr schwache Medianbündel zugleich  die Labrainerven  enthält. 
 Die Anwendung  spezieller Methoden  ergab  fast dieselben Zelltypen und Verbindungsbahnen  
 wie  bei  den  Landformen.  Die  Protocerebralloben  allerdings  lassen  einen  vereinfachten  
 Bau  erkennen. Die Zahl  der  dieselben aufbauenden Zellen scheint geringer  zu  sein  
 als  bei  gleichgroßen  Landwanzen,  was  schon  daraus  hervorgeht,  daß  trotz  der  relativ  
 geringen  Hirngröße  große  Teile  der  Gehirnoberfläche  frei  von  Ganglienzellbelag  sind  
 (Abb. 71). 
 Die  außerordentlich  mächtige  Entwicklung  der  Lobi  optici  (Abb.  70,  c  u.  d)  legt  es  
 nahe,  in  den  optischen  Ganglien,  vor  allem  in  dem  stets  am  besten  ausgebildeten  II. Ganglion, 
   nach  Zelltypen  zu  suchen, welche  den mit  relativ  schlecht  entwickelten  optischen  
 Ganglien  ausgestatteten  Landformen  fehlen.  Tatsächlich  ergab  sich  auch,  daß  die  starke  
 Vergrößerung,  vor  allem  des  II. optischen Ganglions, nicht allein durch eine Vergrößerung  
 der Zahl der Zellen  bedingt ist,  sondern  auch  durch  das Auftreten von Zellformen, welche  
 den Landwanzen  fehlen. Während  bei  den  letzteren  z.  B.  im  II.  optischen  Ganglion  nur  
 e in  Typus von hindurchziehenden Fasern  festzustellen ist, treten bei Gerris najas mehrere  
 Typen  auf.  Besonders  hebt  sich  e in   Typus  klar  von  den  ändern Typen  ab,  einmal  durch  
 seine etwas dickeren Fasern und zum ändern durch Länge und Form der Kollateralen, welche  
 dieser  Zelltypus  bei  seinem  Verlauf  durch  die  innere  Hauptzone  des  II.  optischen  Ganglions  
 abgibt.  Bei  dem  in  Abbildung  72  dargestellten  Schnitt  ist  naturgemäß  nur  ein 
 geringer Teil  dieser Seitenverzweigungen getroffen.  In  Wirklichkeit  stellt  die  Gesamtheit  
 dieser Kollateralen  ein  außerordentlich  dichtes Gewirr  dar,  durch welches  die  sehr  dichte  
 Struktur  der  innersten  Schicht  des  II.  optischen Ganglions  bedingt  ist.  Dieser  Zelltypus  
 erinnert  am  meisten  an  den  von  Ca ja l   und  S anchez  (1915)  im  II. Ganglion  der  Fliege  
 (Musca) gefundenen Typus A seiner Abbildung 30  („Gangliönica gigante“). 
 Unterschiede  gegenüber  den  Landwanzen  bestehen  auch  im Bau  der  hindurchziehenden  
 Fasern  des  I.  optischen Ganglions. Die  Endigungen  dieser  Fasern  (Abb. 73)  besitzen  
 viel längere Verästelungen als bei den Landwanzen,  so  daß  ein Bild  zustande  kommt,  ähnlich  
 wie es  Ca ja l   von  der Biene wiedergibt. 
 Die Pilz- und die Brückenneurone haben eine ganz ähnliche Gestalt wie bei  den Landwanzen. 
  Auch bezüglich der Assoziationsneurone  der Protocerebralloben besteht kein  prinzipieller  
 Unterschied. 
 II.  Hydrocorisae. 
 Außer  einer  kurzen  Bemerkung  H anströms  (1928)  ig t  über  das  Gehirn  der Wasserwanzen  bis  jetzt  nichts  bekannt,  
 obwohl Notonecta wiederholt Objekt  nerven-  und sinnesphisioldgäscher  Untersuchungen  war, 
 H a n s t r ö m   betont  vor  allem  den  auffallenden  Gegensatz,  welche  die  von  ihm  untersuchten  Landwanzen  (Pentatoma  
 rufipec)  in  bezug  auf  den  Gehirnbau  zu  den Wasserwanzen  (Notonecla  und  Gorixa)  bilden.  Vor  allem  bestehen  nach  H a n s 
 t r ö m   Unterschiede  in  der  Größe  der  Sehzentren,  welche  bei  ddn  wasserlebenden. Wanzen  sehr  hochdiflerenziert  sind,  
 während  die Antennehgänglien n ur  eine  geringe Entwicklung  aufweisen.  Die  Corpora  pedunculata  stehen  gleichfalls  auf  
 einer  viel  niedrigeren  Stufe  als  bei  den  Landwanzen.  Diese  von  H a n s t r ö m   festgestellten  Unterschiede  lassen  sich, weit-  
 gehend  verallgemeinern. 
 1.  Protocerebrum.  
 a) Lobi  optici. 
 Die Augen  der Wasserwanzen wurden  bereits  durch  die  Untersuchungen  von  Gr e -  
 NACHER  (1879)  und  von  B e d a u   (1911)  bekannt,  so  daß  den  Ergebnissen  dieser  Autoren  
 nicht  viel  hinzuzufügen  ist. 
 Die  vier  Kristallzellen  liegen  der  Corneafazette  eng  an  und  sind  wie  bei  den  Landwanzen  
 von zwei Hauptpigmentzellen umgeben. Die Zahl der Nebenpigmentzellen ist  12  bis 
 18.  Die Anordnung der Sehzellen ist bei  den meisten  Wasserwanzen  ähnlich  wie  hei  den  
 Landwanzen:  Sechs  Sehzellen  sind kranzförmig angeordnet, während  die  siebte und  achte  
 Sehzelle  zentral  liegen.  Sie  tragen hei Notonecta  deutliche  Zeichen  einer  Kudimentation.  
 Auch  die  sechs  kranzförmig  angeordneten  Zellen  sind  morphologisch  nicht  gleichwertig.  
 Am  größten  sind  die  sog.  „Torzellen“,  welche  an  den Enden  des  offenen Kranzes  stehen. 
 Auffallend  ist  die verschiedene Anordnung  der  Retinaelemente im  dorsalen  und  ventralen  
 Teil  des Auges.  Im  dorsalen Teil  liegen  die Torzellen proximo-dorsal,  im  ventralen  
 Teil  dagegen  proximo-ventral;  so  kommen  zwei spiegelbildlich  gleiche  Hälften  im  Auge  
 zustande. Auch sonst lassen sich Unterschiede zwischen der dorsalen und ventralen Augenhälfte  
 feststellen.  So  fand  schon B e d a u ,  daß  das Pigment  der  Nebenpigmentzellen  in  der  
 dorsalen Hälfte bei Notonecta braun,  bei  Ranatra  gelb,  während  es  im  ventralen  Teil  bei  
 beiden  Formen  rot  ist. Weiterhin  stehen  hei Notonecta  die  Ommatidien  im  dorsalen  Teü  
 viel weiter auseinander als im ventralen Teil,  Wir  werden  auf  diese  Frage  der  Duplizität  
 der  Fazettenangen  weiter  unten  ausführlicher  zurückkommen. 
 Vollkommen  falsch  gedeutet  hat  B ed a u   „das  seltsame  Verhalten  der  Pigmentzellen  
 oberhalb  der Membrana  fenestrata“.  In  einem großen Bogen sollen sie  der Basalmembran 
 Zo o lo g ie -  Holl  93.  7