
handelt sieh um Chitinzapfen, welche m it einem kugligen Knopf endigen. Jeder dieser
Zapfen ist von einer feinen Nervenfaser durchzogen. Zweifellos handelt es sich bei diesem
Organ um ein Geschmackssinnesorgan.
ß) Un g e f l ü g e l t e Ge n e r a t i o n .
Die ungeflügelten Generationen der Pemphigini unterscheiden sich wesentlich von den
geflügelten Formen, so daß eine gesonderte Behandlung nötig erscheint. Diese Unterschiede
sind in erster Linie bedingt durch das Fehlen von Fazettenaugen. Daß nicht die Flügellosigkeit
und die damit verbundene beschränkte Fortbewegungsfähigkeit die Ursache der
Unterschiede/ist, wird dadurch erwiesen, daß hei ungeflügelten Generationen zahlreicher
anderer Blattlausarten Fazettenaugen auftreten. Je mehr sich die Größe dieser Fazetten-
augen derjenigen der geflügelten Generationen nähert, desto größer ist die Übereinstimmung
im Bau des Gehirns. Es lassen sich da alle Übergänge aufzeigen. Wir greifen hier alfi
extremen Fall nur den Fall der Pemphigini heraus, bei welchen den ungeflügelten Generationen
Fazettenaugen stets fehlen.
Die zeitlebens vorhandenen Larvenaugen haben denselben Bau wie bei den Geflügelten
(Abb. 102). Ebenso stimmen die optischen Ganglien in allen wesentlichen Punkten m it denjenigen
der Larven der Geflügelten überein. Im Unterschied Zu den letzteren behalten sie
aber die ursprüngliche Lageheziehung bei. Ein Schnitt durch die optischen Ganglien einer
erwachsenen Fundatrix erinnert daher ganz auffallend an einen entsprechenden Schnitt
durch den Lobus opticus einer Larve der geflügelten Generation vor der Differenzierung
der Fazettenaugenanlagen. Ein Vergleich der Abbildungen 109 und 119 zeigt deutlich d ifj
weitgehende Übereinstimmung.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bezüglich des Zentralkörpers. Während der Embryonalentwicklung
besteht eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den geflügelten und den
ungeflügelten Generationen auch bezüglich dieses Hirnteils, wie ein Vergleich der Abbildungen
112 und 120 (CK) deutlich zeigt. In beiden Fällen stellt der Z entralkörper zunächst
einfach eine Kommissur dar, welche die beiden Hälften des Protoeerebrum# verbindet.
Während aber diese Kommissur hei den geflügelten Generationen mächtig ansehwillts
(Abb. 114und 115, CK), bleibt sie hei den Ungeflügelten (Abh. 121, CK) zeitlebens auf einer
Stufe stehen, welche derjenigen der geflügelten Generationen vor der Differenzierung der
Fazettenaugen entspricht. Abbildung 121 stellt einen Schnitt durch das Gehirn einer erwachsenen
Fundatrix dar. E r erinnert sehr an den entsprechend geführten Schnitt
(Abb. 113) durch das Gehirn einer neugeborenen Larve der geflügelten Generation. Man
erkennt, daß der Zentralkörper der Fundatrix in allen wesentlichen Punkten auf dem
Larvenstadium stehen gehliehen ist.
Ähnliche Parallelen zwischen dem Bau des Gehirns der ungeflügelten Generationen
und dem larvalen Gehirn der geflügelten Formen lassen sich auch bezüglich der übrigen
Teile des Protocerebrums aufzeigen. Die ungeflügelten Generationen stellen, nach dem Bau
des Gehirns zu urteilen, geschlechtsreif gewordene Larven dar.
Im Bau des Deuterocerebrums zeigen die ungeflügelten Generationen der Blattläuse
weitgehende Übereinstimmung mit den geflügelten Formen. Dasselbe gilt für den Bau des
Tritocerebrums. Die Lagebeziehung der drei Gehirnteile geht klar aus der Abbildung 122
hervor, so daß sich eine weitere Beschreibung erübrigt.
Innervation des Dorsalgefäßes, der Corpora cardiaca und des Corpus allatum.
Die Innervation des Dorsalgefäßes und der mit ihm in enger Verbindung stehenden
Organe erfolgt bei den verschiedenen Blattlausgenerationen in ganz ähnlicher Weise. W ir
beschränken uns hier auf die Fundatrix von Pemph%gu§|Abb. 122). Ähnlich wie bei den
Zikaden hat der Nerv, welcher diese Organe versorgt, eine dreifache Wurzel. Der Austritt
der Wurzeln erfolgt aber nicht wie bei 'den Zikaden auf engumgrenztem Raum, vielmehr
entspringt die .eine Wurzel dorsal am Hinterrand des Protocerebrums, während die beiden
übrigen Wurzeln, von denen die eine aus dem Tritocerebrum kommt, in der Höhe des
Deuterocerebrums (Dt) das Gehirn verlassen und bald nach Austritt aus dein Gehirn einen
einheitlichen Faserstrang bilden. Die Vereinigung mit der dorsalen Wurzel erfolgt in unmittelbarer
Nähe der Corpora cardiaca. Hier erfolgt hei den ungeflügelten Generationen
eine Vereinigung mit den drei Wurzeln der ändern Gehirnhälfte zu einem einheitlichen
Nerv, welcher zum Corpus allatum (O.a.) zieht, dieses durehdringt und caudal von dem
selben auf der Ventralseite des Dorsalgefäßes verläuft (Abh. 123, Nv).
Die Lagebeziehung des Corpus allatum zum Dorsalgefäß und zum Oesophagus erkenn!
man am besten auf Querschnitten (Abb. 124). Die enge Beziehung zum Dorsalgefäß (Dg)
geht daraüs k lar hervor, während keinerlei Beziehung zum Oesophagus besteht (Oe.).
Der Bau des Corpus allatum unterscheidet sich dadurch von demjenigen der ändern
Rhynchoten, daß nur eine einzige epithelartig angeordnete Zellschicht (Abb. 124, C. a.) vorhanden
ist, während die zentralen Zellen gänzlich fehlen.
b) Aleurodidae.
Die Aleurodidae stimmen im Bau des Gehirns so sehr mit den geflügelten Blattläusen
überein, daß eine gesonderte Behandlung sich als'überflüssig erweist. Nur im B au der optischen
Ganglien unterscheiden sie sich von den Blattläusen darin, daß infolge des Fehlens
von Larvenaugen bei der Imago auch die entsprechenden larvalen Ganglien fehlen. In der
Anordnung der optischen Ganglien gleichen die Aleurodidae m ehr den Pemphigini als den
Aphidini.
Die nur während der Entwicklung auftretenden Larvenaugen haben einen ganz ähnlichen
Bau wie bei den Blattläusen.
Die Fazettenaugen wurden vor nicht langer Zeit (1934) durch W e b e r untersucht, so
daß au f diese Arbeit verwiesen werden kann. Von Interesse ist, daß es sieh um ausgesprochene
Doppelaugen handelt, deren beide Hälften vollkommen voneinander getrennt sind.
WEBER macht den Versuch einer physiologischen Deutung dieser auffallenden Tatsache.
Die Hauptaufgabe des dorsalen Teils soll das Sehen während des Fluges sein, während die
ventrale Hälfte das sitzende Tier über die Beschaffenheit der Unterlage unterrichten soll.
Weiterhin vermutet W e b e r auf Grund reizphysiologischer Versuche an Trialeurodes, daß
„der ventrale Augenteil möglicherweise auf Einwirkung von Licht bestimmter Intensität
oder Farbe die vom dorsalen Augenteil veranlaßten Lichtreaktionen hemmt oder stimuliert.“
Mir erscheint indes eine morphologische Deutung viel näherliegend. Die Doppelaugen
der Aleurodidae verdanken ihre Entstehung m. E. nicht irgend einem physiologischen
Bedürfnis, sondern dem Umstand, daß die Larvenaugen frühzeitig differenzierte Teile der
Fazettenaugenanlage sind. Wir haben etwas ganz ähnliches schon bei den Blattläusen festgestellt.
Die Aleurodidae unterscheiden sieh aber von diesen dadurch, daß die Larvenaugen
nicht am Hinterrand, sondern in der Mitte der Fazettenaugenanlage auftreten und daß diese