Die Art erregte dadurch mein besonderes Interesse, daß das Dunkelfeldbild ihrer
Trichocysten ganz an das von Paramecium erinnerte, indem sich am Vorderende des
Schaftes eine deutlich abgesetzte, hellauf leuchtende Spitze unterscheiden ließ. Die Länge der
Spitze war relativ größer als bei der Paramecium-Trichocyste. Die Gesamtlänge der Trichocyste
betrug 30 (¿, wovon auf die Spitze 2 (x entfielen.
Auf die Frage, ob diese Trichocysten auch in bezug auf ihre feinere Struktur mit der
Paramecium-Trichocyste zu vergleichen sind, werde ich bei der Besprechung der sehr ähnlichen
Trichocyste von Clathrostoma zurückkommen. Aller W ahrscheinlichkeit nach haben
wir es nur mit einer Konvergenzerscheinung zu tun. Bei der vorliegenden A rt konnte wegen
des Mangels an Material die Frage nicht näher untersucht werden. Bei der Färbung mit
Methylviolett ergab sich aber, daß das für die Paramecium-Trichocyste so charakteristische
Grübchen im Quellkörper unter der Spitze hier nicht nachzuweisen ist. Mit diesem Farbstoff
färbten sich die Konturen des Schaftes so breit, daß nur noch ein ganz schmaler, dunkler
Gang im Innern frei blieb. Auch die Spitze nahm den Farbstoff auf, erschien nun aber nicht
mehr scharf zugespitzt, sondern plump und abgerundet.
Gattung: Cyclogramma.
Cyclogramma rubens P erty.
Im Frühjahr tra t zwischen Pflanzenmaterial aus dem Schloßgraben an der Hüfferstraße
diese Art auf. Die frisch vom Fundplatz geholten Tiere waren rot gefärbt. Nachdem das
sie enthaltende Pflanzenmaterial einige Tage im Institut gestanden hatte, fanden sich zahlreiche,
farblose Individuen, die als C. trichocystis zu bezeichnen wären. Für wahrscheinlicher
halte ich es dagegen, daß, wie K ahl annimmt, die letztere Form eine Modifikation
von C. rubens darstellt. Bezüglich der Trichocysten zeigten sich keine Unterschiede.
Die sehr zahlreichen, ruhenden Trichocysten der Art sind spindelförmig und bieten
keine Besonderheiten. Nach der durch Reizung leicht erzielbaren Explosion sind sie sowohl
im Dunkel- wie auch im Hellfeld unsichtbar. Durch Zusatz von Eosin lassen sie sich nicht
nachweisen. Bewirkt man dagegen die Explosion in Methylenblaulösung, so werden die ausgeschleuderten
Trichocysten als plump spindelförmige Körper sichtbar. Im Dunkelfeld
ist an ihrem Vorderende regelmäßig ein als Trichocystenkorn zu bezeichnendes Granulum
nachzuweisen (Abb. 41).
Zahlreiche in der Methylenblaulösung explodierte Trichocysten ließen außer den Konturen
auch noch im Innern gefärbte Bezirke erkennen. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei
aber nicht um besondere Differenzierungen, denn dafür war ihr Aussehen zu verschiedenartig.
Vielmehr dürfte es sich um nicht explodierte Reste der Quellsubstanz handeln.
Im Verlaufe meiner Untersuchungen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, daß
die unvollständig explodierte Trichocystensubstanz eine sehr viel stärkere Neigung zeigt,
sich zu färben, als die vollkommen gequollene Substanz.
Es ist die oben erwähnte Beobachtung möglicherweise dadurch von Belang, daß sie
zeigt, daß im vorliegenden Falle im Innern der Trichocysten Schichten vorhanden sind, die
noch weniger stark gequollen sind als die oberflächlichen Teile. Man könnte daraus schließen,
daß hier die Explosion der Trichocyste von der Oberfläche aus in das Innere fortschreitet.
Cyclogramma spec.
Zusammen mit Nassula ornata fand ich zwischen Blaualgen von Haus Langen einen
mit den charakteristischen blaugrünen Vakuolen vieler Nassula-Arten ausgerüsteten Ciliaten.
Durch die Anwesenheit der für die Gattung Cyclogramma charakteristischen Cilien-
gruppen am Mund wurde ich darauf aufmerksam, daß diese Form trotz ihrer Größe, die
mit 130—140 (J- weit hinausgeht über die Größe der bisher bekannten Cyclogramma-Arten,
zu dieser Gattung gestellt werden muß.
Der Makronukleus war rundlich, kurz vor der Mitte gelegen. Die in seiner Nähe, in
der vorderen Körperhälfte gelegene kontraktile Vakuole war mit mehreren zuführenden
Kanälen versehen. Der Schlund mündete in eine ganz flache Grube. Die einzelnen Schlundstäbe
waren an der dem Munde zugewandten Seite mit etwa 7 Zähnchen versehen - 9 eine
Eigentümlichkeit, die mir auch bei C. rubens auffiel. Die in der für die Gattung Cyclogramma
charakteristischen Weise nach hinten gerichteten Trichocysten bildeten einen dichten
Mantel im Ektoplasma.
Die ruhenden Trichocysten waren durch Zerquetschen der Tiere leicht isoliert zu beobachten,
da sie bei der Berührung mit dem Wasser nicht explodierten (Abb. 42 a). Im Dunkelfeld
stellen sie von einer breiten Kontur begrenzte Spindeln von f—7 ^ Länge und 1,6 p-
Breite dar. Sehr häufig ließen sich an den beiden Enden Granula unterscheiden, doch möchte
ich annehmen, daß an den vollkommen normal aussehenden Trichocysten von solchen Differenzierungen
nichts zu sehen ist.
Sehr eigenartige Verhältnisse zeigten die ausgeschleuderten Trichocysten (Abb. 42 b).
Sie waren durch Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor leicht zu erhalten. Auch die durch
Zerquetschen der Tiere isoliert ruhenden Trichocysten konnten durch Ferrocyankalilösung
noch zur Explosion gebracht werden. In letzterem Falle entstanden allerdings durchweg
pathologische Formen. Die ausgeschleuderten Trichocysten waren nach meinen Beobachtungen
in den ersten Augenblicken nach der Explosion unsichtbar und wurden erst nach
einiger Zeit sichtbar. Wenn sie auch ohne Färbung im Dunkelfeld nachweisbar waren, so
wurde ihr Bild durch den Zusatz von Eosin doch wesentlich deutlicher und vor allem
wurden sie auf diesem Wege auch im Hellfeld als rosafarbene, plumpe Spindeln sichtbar.
Im Dunkelfeld erscheinen die gefärbten, wie auch die ungefärbten Explosionsstadien
an ihrer Oberfläche m it zahlreichen Granulis besetzt. Es besteht natürlich die Möglichkeit,
daß es sich um Fremdkörper handelt, die sich abgelagert haben, doch bin ich eher geneigt
anzunehmen, daß wir es mit einer den Trichocysten eigentümlichen Bildung zu tun haben.
Erstens spricht hierfür, daß die Granula sehr regelmäßig auf der Oberfläche verteilt sind,
zweitens sind die Granula alle ziemlich der gleichen Größenordnung und färben sich gleichmäßig
mit Eosin. Drittens wäre für den Fall, daß es sich um aufgelagerte Fremdkörper handelt,
anzunehmen, daß unter den angewandten Bedingungen nur vereinzelte Trichocysten
sichtbar wären, während in Wirklichkeit nach kurzer Zeit alle Trichocysten gleichmäßig
gut erkennbar werden. Es hat den Anschein, als ob während dieser Zeit irgendeine Veränderung
in der Oberflächenschicht stattfindet. Von besonderer Bedeutung erscheint noch
schließlich viertens der Befund, daß ich verschiedentlich beobachten konnte, daß ein Teil
der mit den Granulis versehenen Oberflächenschicht sich abgelöst h atte und auf diese Weise
besonders deutlich machte, daß die Granula einer zusammenhängenden, membranartigen
Bildung zugehören. Eine solche Trichocyste mit abgelöster Oberflächenmembran ist in
Abbildung 42 c wiedergegeben.
Es ist noch eine andere Eigentümlichkeit, die diese Trichocysten auszeichnet, und zwar
die Ringgestalt ihres Trichocystenkornes. Es fiel mir zunächst auf, daß man sehr häufig
den Eindruck hat, als ob an dem einen, wahrscheinlich also dem vorderen Ende, zwei durch
Zoologie», Heft 91. 5