
4. Verbindung mit den Schlundkonnektiven.
Bei den Landwanzen konnte ich auf Golgi-Präparaten folgende Verbindungen des Zentralkörpers
feststellen:
1. Sehr zahlreich sind die Verbindungsfasern zwischen Brücke und Zentralkörper. Es
handelt sieh durchweg um die Axone der Brückenzellen.
2. Verbindung mit den lateralen Teilen des Protocerebrums.
3. mit den Nebenlappen des Protocerebrums.
4. Verbindung mit den unteren Teilen der Pilzwurzel durch große Neurone, deren Zellkörper‘
an der Grenze von Proto- und Deuterocerebrum liegt.
5. Verbindung m it der aufsteigenden Pilzwurzel,
6. mit den Pilzglomeruli,
7. mit dein Deuterocerebrum.
8. Biesenzellen der Pars intercerebralis stellen die Verbindung mit dem Tritocerebrum
her (Tractus chiasmaticus).
Hanström hat in seinem Schema (1928) lediglich E n d i g u n g e n von Nervenfasern
im Zentralkörper angegeben. Zweifellos bilden solche Endigungen auch die Hauptmasse
des Zentralkörpers. Die von irgend einem Gehirnteil zum Zentralkörper ziehenden Fasern
legen sich dem letzteren von außen an und bilden in ihrer Gesamtheit die Faserhülle des
Zentralkörpers. Mit zahlreichen Seitenästen treten sie in denselben ein und bilden in ihm
ihre Endverästelungen. In Abbildung 48 und 49 sind einige solche eintretenden Seitenäsfe
mit ihren Endverzweigungen dargestellt. Besonders schön zeigt Abbildung 48, daß dieSeiten-
äste weite Teile der Punktsubstanz zu durchziehen vermögen. Wenn m an bedenkt, daß jede
Faser zahlreiche solche Seitenäste abgibt, so erkennt man, daß in dem Zentralkörper eine
außerordentlich enge Verbindung mit sehr zahlreichen anderen Nervenbahnen gewährleistet
ist.
Nach der Art der Endverästelungen lassen sich deutlich zwei verschiedene Arten von
Endverzweigungen unterscheiden. Der I. Typus ist in Abbildung 48 dargestellt. E r unterscheidet
sich von dem II. Typus (Abb. 49) durch das Fehlen von Endknöpfchen. Eine
Zugehörigkeit dieser beiden Typen zu bestimmten Bahnen konnte nicht festgestellt werden,
anscheinend kommen beide Typen in den verschiedensten Bahnen vor.
Im allgemeinen entsenden die Nervenfasern ihre Seitenäste nur in einen der beiden
Hauptteile des Zentralkörpers, wie das aus Abbildung 48 hervorgeht. Daneben aber gibt
es auch Fasern, welche ihre Seitenäste in beide Teile entsenden. Meist handelt es sieh um
Fasern, welche ihren Verlauf zwischen dem Dorsal- und dem Ventralteil nehmen. Eine
solche Faser ist in Abbildung 49 dargestellt.
Außer diesen Endverästelungen finden wir nun aber im Zentralkörper auch eine große
Zahl von Verästelungen der Kollateralen hindurchziehender Fasern. Die zu diesen Fasern
gehörenden Zellkörper liegen größtenteils vor den Brüekenzellen zwischen den Pilzen. Sie
endigen nach Durchtritt durch den Zentralkörper in den lateralen Teilen des Protocere-
brums.
Solche hindurchziehenden Fasern stellen auch die Verbindung her zu den sog. K n o l len.
Letztere sind deutlich umgrenzte Bezirke von Punktsubstanz caudal von dem Zentralkörper.
Sie enthalten vor allem die stark verästelten Endigungen der aus dem Zentralkörper
kommenden Fasern. Abbildung 50 stellt die Endigung einer solchen Faser dar.
Außerdem endigen in den „Knollen“ Fasern aus den lateralen und caudalen Teilen des
Protocerebrums.
Die sog. Knollen hat bereits V ia l l a n e s bei verschiedenen Insekten beschrieben, so bei Acridiern, Apis, Camponolus.
K e n y o n (1896) und J o n e s c u (1909) beschrieben sie bei Apis und faßten sie als Ocellenglomerulen auf. K ü h n l e (1913)
konnte sie bei Forfícula nicht feststellen, wohl aber bei Dixippus. Bei Periplaneta sind hur zwei unbedeutende Knollen
unterhalb des Zentralkörpers vorhanden, Sie treten nach B r e t s c h n e id e r vor allem mit Fasern aus dem Deuterocerebrum
in Verbindung. Bei Aeschna stehen die Knollen nach Ba l d u s (1924) mit den Rami communes transversi, dem Fasciculus
opticus medialis, den Zellen der Pars intercerebralis und mit dem Zentralkörper in Verbindung.
Man erkennt aus dieser Literaturübersicht, daß die Angaben über die Knollen recht
verschieden lauten. Dies ist vor allem dadurch bedingt, daß außer K e n y o n keiner der
Autoren erfolgreich mit spezifischen Methoden arbeitete. Bei den Landwanzen konnten als
sichere Verbindungen nur diejenigen mit dem Zentralkörper und mit den lateralen Teilen
des Gehirns (Nebenlappen des Protocerebrums) festgestellt werden. K e i n e Verbindung
existiert nach meinen Präparaten mit den Ocellennerven (K e n y o n , J o n e s c u ) . Die Bezeichnung
als Ocellenglomerulen ist daher abzulehnen. Dies geht auch schon daraus hervor, daß
die „Knollen“ auch bei Arten auf treten, denen Ocellen fehlen.
e) Die Pars intercerebralis.
Mit diesem Namen bezeichnet H a l l e r (1905) die dorsomedianen Teile des Protocerebrums,
welche nach unten vom Zentralkörper, nach den beiden Lateralseiten hin von den
Corpora pedunculata begrenzt werden. Durch die Brücke wird diese Hirnregion in zwei
Teile zerlegt: in die Pars intercerebralis anterior und in die P. i. posterior (Abb. 51 P.i.ant:,
P. i.post.). Beide Teile stehen durch ein breites, sagittal verlaufendes Paserband miteinander
in Verbindung.
Aus Zellen der Pars anterior entspringen Axone, welche die Ocellennerven bilden.
Lange Zeit hat man diese Axone als Fortsätze der Retinalzellen der Ocellen auf gef aßt.
Die Untersuchungen von C a j a l (1918) an Apis haben aber gezeigt, daß die Sinneszellfortsätze
dicht unter der Retina endigen und hier mit Fasern in Beziehung treten,
welche aus dem Protocerebrum kommen. Die zu diesen Fasern gehörenden Zellen
h a t C a j a l nicht gefunden. Sie liegen nach meinen Präparaten in der Pars intercerebralis,
und zwar, speziell bei den Landwanzen, in unmittelbarer Nähe der Globuli der Pilzkörper.
Innerhalb des Gehirns haben die Ocellennerven folgenden Verlauf: Sie ziehen dicht
unter den Pilzglomeruli hinweg, zwischen Zentralkörper und Brücke hindurch, um caudal
von der Brücke sich teilweise zu überkreuzen und in den caudalen Teilen des Protocerebrums
zu endigen. Hier treten sie mit Endigungen von Fasern des Tractus opticus posterior
in Beziehung. Dieser Gesamtverlauf ist so klar, daß hierüber keine Zweifel mehr bestehen
können.
Frühere Autoren haben die Endigungen der Ocellennerven in die verschiedensten
Hirnteile verlegt. Besonders die Brücke wurde wiederholt als Ort der Oeellennervenendi-
gungen aufgefaßt. Aber auch der Zentralkörper und die Brücke wurden mit den Ocellennerven
in Beziehung gesetzt. Wir haben diese Ansichten bereits bei der Besprechung dieser
Hirnteile abgelehnt. Die Feststellung von K e n y o n , nach welcher sich eine Anzahl
Fasern in das Unterschlundganglion fortsetzt, wurde an demselben Objekt (Apis) bereits
durch C a j a l widerlegt. Bei den Landwanzen ist ebenfalls keine Fortsetzung der Ocellennerven
in das Unterschlundganglion festzustellen. Dagegen finden sich zwischen den Endverzweigungen
der Ocellennerven die Endigungen anderer Fasern, welche die Verbindung
zum Unterschlundganglion hersteilen.