
yy) D i e Lo b i opt i c i .
Während die Doppelaugen der Aleurodiden keinerlei Veränderungen der optischen
Ganglien bedingen, treten bei den Männchen von Lecanium corni ausgesprochene Doppelganglien
auf. Den Bau dieser Doppelganglien erkennt man am besten auf Sagittalschnitt-
serien (Abb. 140). Besonders deutlich zeigt sich diese Duplizität beim I. optischen Ganglion
(Ii). Sie wird bedingt durch die aus zwei entgegengesetzten Dichtungen einströmenden Retinafasern
(Rf. d. und Rf. v.). Zwischen die beiden Ganglienhälften schiebt sich außerdem
das I. Larvalganglion (II), welches auch beim erwachsenen Tier erhalten bleibt.Dies ist ein
weiterer Beweis für die Behauptung, daß das Larvenauge ursprünglich eine ähnliche Lage
zwischen den beiden Hälften der Fazettenaugen eingenommen haben muß wie bei den Aleu-
rodidae, während das I. Larvalganglion der Blattläuse dem caudalen Ende des I. Fazetten-
augenganglions angelagert ist (Abb. 107) entsprechend der Lage des Larvenauges am H i n t
e r rand der Fazettenaugen.
In dem feineren Bau des I. optischen Ganglions unterscheiden sich die Männchen von
Lecanium von den übrigen Rhynchoten durch das Auftreten einer dichtstrukturierten
inneren Zone. Dadurch erhält das I. Ganglion einen deutlich geschichteten Bau (Abb. 140).
Das II. und das III. optische Ganglion bestehen wie das I. Ganglion aus zwei deutlich
gegeneinander abgegrenzten Hälften (Abb. 140). In seiner Struktur erinnert das II. Ganglion
mit seinen drei Hauptzonen durchaus an die Verhältnisse der übrigen Rhynchoten.
Einen stark von allen ändern Rhynchoten abweichenden Bau zeigt dagegen das III. Ganglion
(Abb. 141, III). Ähnlich wie bei den Dipteren ist es in einen äußern und in einen
innern Teil gespalten. Die aus dem II. Ganglion kommenden Fasern treten zwischen diese
beiden Teile und senden sowohl Äste in den äußern als auch in den innern Teil des III. Ganglions.
Dadurch wird trotz der Trennung eine enge Verbindung der beiden Teile herbeigeführt.
Verstärkt wird diese Verbindung noch durch Neurone mit hindurchziehenden
Fasern, deren Zellkörper in der äußeren Körnerschicht des III. Ganglions liegen.
Die Verbindungsbahnen zwischen den optischen Ganglien und den zentralen Teilen des
Protocerebrums sind im wesentlichen dieselben wie bei den übrigen Homopteren, n ur ist
ihre Lage etwas anders. So entspringt der Tractus opticus posterior an der Grenze der beiden
Hälften des II. Ganglions. Sein weiterer Verlauf ist aber ganz ähnlich wie bei den Zikaden,
zumal das Tuberculum opticum (Abb. 141, Tub. opt.) eine ganz entsprechende Lage
hat wie bei den letzteren.
Corpora pedunculata, Zentralkörper und Brücke sind im Gegensatz zu den weiblichen
Tieren sehr gut entwickelt, entsprechen aber in ihrem Bau durchaus dem Homopteren-
typus. Nur die äußere Form des Zentralkörpers ist etwas abweichend (vgl. Abb. 141, CK).
Der Bau des Deuterocerebrums ist in beiden Geschlechtern derselbe.
Auch bezüglich des Baues des Tritocerebrums und des sympathischen Nervensystems
besteht weitgehende Übereinstimmung zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Allerdings
gilt diese Feststellung nur für die Larven. Der in Abbildung 142 dargestellte Längsschnitt
durch eine männliche Larve unterscheidet sich von einem entsprechenden Schnitt
durch eine weibliche Larve nur durch das Auftreten eines mächtigen Zentralkörpers im
männlichen Geschlecht (CK). Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern entwickeln
sich erst im Zusammenhang mit der Rückbildung der Mundwerkzeuge bei den Männchen
während des Ruhestadiums, welches der Verwandlung in die Imago vorangeht. Während
dieses Stadiums wird das Tritocerebrum weitgehend zurückgebildet, um schließlich bis auf
geringe Reste zu verschwinden. Aus diesen Resten entspringt ein sehr schwacher Nervus
recurrens, welcher dem gleichfalls in Rückbildung begriffenen Vorderdarm entlang zieht.
Ein Vergleich von Abbildung 142 und Abbildung 143 zeigt deutlich die durch die Rückbildung
der Mundwerkzeuge bedingten Unterschiede im Bau des larvalen und imaginalen
Nervensystems. Man erkemnt aus Abbildung 143 zugleich, daß das Fehlen der Mundwerkzeuge
eine fast völlige Rückbildung der Unterschlundganglien zur Folge hat.
Die Innervation der Corpora allata und des Dorsalgefäßes erfolgt in ganz ähnlicher
Weise wie bei den Weibchen. Auffallende Unterschiede bestehen dagegen in der Größe der
Corpora allata der beiden Geschlechter. In Abbildung 144 ist ein Corpus allatum eines
Männchens, in Abbildung 130 in derselben Vergrößerung dasjenige eines Weibchens dargestellt.
Die Unterschiede sind so beträchtlich, daß sie nicht durch die verschiedene Körpergröße
und die verschiedene Zellgröße von Männchen und Weibchen erklärt werden
können.
Eine vergleichende Untersuchung der Entwicklung der Corpora allata hat ergeben,
daß dieselben auf frühen Larvenstadien bei beidep Geschlechtern durchaus ähnlich sind.
Bis zu dem in Abbildung 132 dargestellten Larvenstadium besteht weitgehende Übereinstimmung.
Von da ab aber nehmen die Corpora iÄlata der Weibchen stark an Größe zu,
während diejenigen der Männchen auf dem in Abbildung 132 dargestellten Stadium stehen
bleiben und während des der Imago vorausgehenden Ruhestadiums sogar noch eine Reduktion
erleiden. Dieser auffallende Unterschied des Verhaltens der Corpora allata während
der späteren Entwicklung kann vielleicht einiges zur Klärung der Frage nach der Bedeutung
dieser Organe beitragen. Da bei ändern Insekten mit Geschlechtsdimorphismus kein
Unterschied in Bau und Größe der Corpora allata festzustellen ist, so ist anzunehmen, daß
die Rückbildung in engem Zusammenhang steht mit der Rückbildung des Darmes und mit
dem damit in Zusammenhang stehenden veränderten Stoffwechsel des keinerlei Nahrung
aufnehmenden Männchens. Es ist somit anzunehmen, daß die Corpora allata die Aufgabe
haben, irgendwelche, mit der Ernährung in Zusammenhang stehende Stoffe zu sezernieren.