3. Unterordnung: Hymenostomata.
Familie: Frontoniidae.
Gattung: Frontonia.
Frontonia leucas E hrb.
Die ruhenden Trichocysten ähneln durch ihre Unterteilung in Fortsatz und Körper
denen von Paramecium (Abb. 53a). Sie unterscheiden sich von letzteren dadurch, daß der
optisch leere Binnenraum des Körpers in den Fortsatz hineinragt. Bei Beobachtung im
lebenden Tier erscheint der Fortsatz von wesentlich dünneren Konturen begrenzt als der
Körper. Nach der Isolierung durch Zerquetschen der Tiere in Magnesiumsulfatlösung verschwindet
dieser Gegensatz, und Körper und Fortsatz werden von gleich breiten, hell aufleuchtenden
Wandungen begrenzt. Die Größe der ruhenden und ausgeschleuderten Trichocysten
ist stark abhängig von der Größe ihrer Träger, die bekanntlich auch in weiten Grenzen
schwankt. Ob es sich hierbei um einfache Variabilität oder getrennte Rassen und A rten
handelt, müßte noch weiter untersucht werden. Die Länge der ruhenden Trichocysten
schwankt etwa zwischen 6 und 10 [*.
Die langgestreckt spindelförmigen, ausgeschleuderten Trichocysten besitzen ein charakteristisches
Aussehen durch die Unterteilung in einen hinten zugespitzten, glatt konturier-
ten Schaft, der vollkommen dem der Paramecium-Trichocyste gleicht und das mit bläulich
auf leuchtenden Körnchen besetzte Vorder ende, aus denen sich an der Spitze das Tricho-
cystenkorn durch seine Größe und weißliche Färbung hervorhebt. W ährend der Schaft normalerweise
vollkommen gerade und gestreckt ist, zeigt das mit dem gekörnten Überzug versehene
Vorderende sich fast ausnahmslos mehr oder weniger gekrümmt und deformiert.
Gegen Magnesiumsulfat und Ferrocyankaliumlösung verhalten sich die Frontonia-
Trichocysten ähnlich wie die von Paramecium. In ersterer Lösung findet man neben unveränderten
Ruhestadien solche, deren Fortsatz bei normal aussehendem Körper verändert ist.
üervorheben will ich aus ihnen die häufig und in großer Mannigfaltigkeit anzutreffenden
Bilder, bei denen die Wandung des Fortsatzes zerlegt ist in zwei übereinanderliegende
Teile, die ich als äußere und innere Kappe bezeichnete (Abb. 54 b). Abweichend von der
Paramecmw-Trichoeyste, wo die als Trichocystenkorn aufzufassende Spitzenbasis in die
Wand des Körpers eingelagert erscheint, liegt hier das Trichocystenkorn am Vorderende
des Fortsatzes.
Von den in Ferrocyankaliumlösung erhaltenen pathologischen Bildern hebe ich die hervor,
die am Hinterende eben so wie bei Paramecium die zugespitzte Membran der ausgeschleuderten
Trichocyste unter der abgerundeten der Ruhestadien zeigen (Abb. 54 c).
Färbung der ausgeschleuderten Stadien mit Methylenblaulösung läßt bei passender
Verdünnung den Schaft rötlich aufleuchten, das gekörnte Vorderende dagegen bläulich.
Unter der granulierten Schicht läßt sich mit diesem Farbstoff noch eine rotgefärbte Stützschicht
nachweisen. Besonders deutlich wird letztere nach Färbung mit Methylviolett oder
Fuchsin, wodurch der optisch leere Innenraum der Trichocyste bis auf einen ganz schmalen
Gang in der Mitte verdrängt wird (Abb. 55). Die Ähnlichkeit des Färbungserfolges mit
dem bei der Paramecium-Trichocyste ist offensichtlich und läßt vermuten, daß auch in diesem
Falle die Quellsubstanz gefärbt wurde. Da das gekörnte Vorderende, wie Abbildung 54a
zeigt, aus dem Fortsatz der ruhenden Trichocysten hervorgeht, ist anzunehmen, daß der
unter diesem liegende Teil des Quellkörpers aus dem als innere Kappe bezeichneten Teil der
in Magnesiumsulfat erhaltenen pathologischen Stadien entsteht, während die dort gefundene
äußere Kappe den gekörnten Überzug liefert. Der gekörnte Überzug bzw. die äußere Kappe
entspricht nach Lage und färberischem Verhalten der Kappe der Paramecium-Trichocyste.
Die Abbildung 56 zeigt in schematischer Weise den Bau einer ruhenden und ausgeschleuderten
Fronioma-Trichocyste. Für eine eingehendere Begründung des Schemas und
weitere Einzelheiten verweise ich auf meine ausführliche Arbeit über die Trichocysten von
Frontonia leucas.
Frontonia marina F abre-Dom.
In Helgoland fand ich diese Art zahlreich zwischen Tang aus den Tümpeln vom West-
ufer der Insel.
Die Trichocysten entsprechen vollkommen denen von Frontonia leucas. Sie lassen einen
glatt konturierten Schaft und ein gekörntes, biegsames Vorderende erkennen. An der Spitze
liegt ein Trichocystenkorn. Die Gesamtlänge der Trichocysten ist 37—43 [¿, auf den granulierten
Teil entfallen davon etwa 7—10 ¡a. Auch die bei Frontonia leucas gefundene verschiedene
Färbbarkeit des Schaftes und des gekörnten Teiles in Methylenblaulösung ließ
sich an geglückten Präparaten nachweisen. Dagegen blieben bei diesem marinen Ciliaten
meine Versuche, mit Magnesiumsulfat oder Ferrocyankalilösung die charakteristischen,
pathologischen Explosionsstadien zu erzeugen, erfolglos.
Frontonia atra E hrb.
Die im Schloßteich häufig gefundene Art weist typische Frontonia-Trichocysten auf, die
etwa 60 u. lang sind. Die Länge ruhender Trichocysten beträgt 8
Frontonia depressa Stokes.
Verschiedene Moosaufgüsse lieferten mir diese kleine Frontonia-Art, deren Trichocysten
im ausgeschleuderten Zustande im wesentlichen denen von Frontonia leucas gleichen. Sie unterscheiden
sich von ihnen in zwei Punkten, und zwar einerseits dadurch, daß der bläulich
granulierte Teil sehr viel kürzer ist und zweitens dadurch, daß ganz regelmäßig dem Trichocystenkorn
ein zweites, kleineres Korn aufsitzt, wodurch das Trichocystenkorn die
Gestalt einer abgestumpften Spitze erhält (Abb. 57 a). Hierdurch ähneln sie den Trichocysten
von Paramecium. Die Maße der Trichocysten lagen zwischen 25 und 35 doch waren
die extremen Werte nur selten vertreten.
Frontonia elliptica Beardsley.
Der durch den Besitz zweier kontraktiler Vakuolen und den großen Mikronukleus ausgezeichneten
Art begegnete ich zwischen Pflanzenmaterial, das aus dem Stauteich bei Haus
Langen stammte. Die Trichocysten erinnern dadurch, daß hier das Trichocystenkorn eine
deutliche Spitze trägt, noch mehr an die Trichocysten von Paramecium als die der vorigen
Art. Andererseits ist durch die größere Länge des biegsamen, granulierten Teiles der Charakter
der Frontonia-Trichocyste stärker hervorgehoben (Abb. 57 b). Die Länge der Trichocysten
beträgt etwa 30 [¿, auf den granulierten Teil entfallen hiervon 10 |*.
Gattung: Disematostoma.
Disematostoma Bütschlii Lauterborn.
Ganz im Gegensatz zu den Angaben von K ahl über das Auftreten dieser Form im Winter
tra f ich sie nach ein paar sehr heißen Julitagen im Schloßgrabenteich. Die Körper