
am Vorderende des Schaftes ein größeres Granulum, das als Trichocystenkorn zu bezeichnen
ist, dessen genauen Zusammenhang mit dem Schaft ich aber nicht klären konnte, da die
Anwesenheit der Arme des Schirmchens die Untersuchung erschwerte.
In den meisten älteren Abbildungen wird der Schaft der Trichocysten dieses Ciliaten
nicht spindel-, sondern einfach stäbchenförmig abgebildet. Auch ich habe verschiedentlich
derartige Bilder beobachtet (Abb. 51b), doch handelte es sich hierbei um unvollständig
explodierte Stadien, wie die breit und hell auf leuchtenden Konturen des Schaftes zeigten.
Daß die normalen, mit spindelförmigem Schaft versehenen Trichocysten von den meisten
früheren Beobachtern übersehen wurden, erklärt sich daraus, daß die Lichtbrechung der
stärker gequollenen, normalen Trichocysten sehr schwach ist und diese daher nicht so deutlich
auffallen.
Ähnliches g ilt auch für die Arme des Schirmchens, die in der Regel als dünne Stäbchen
abgebildet werden und meist auch im Dunkelfeld als solche erscheinen. In vollkommen auf-
gequollenem Zustande sind sie aber wesentlich dicker. Von den vier Schirmchenarmen der
Abbildung 51 ascheint nur der linke vollkommen aufgequollen zu sein, während die beiden
anderen sichtbaren unvollständig ausgebildet sind. Die etwa kegelförmigen Arme setzen
mit ihrer Basis an den Schaft an. An der Ansatzstelle der einzelnen Arme läßt sich meist
ein kleines Granulum nachweisen, so daß das größere Trichocystenkorn am Ende des
Schaftes umgeben ist von den vier Granulis der Schirmchenarme.
Sowohl mit Eosin, wie auch mit Methylenblau lassen sich die Trichocysten färben. Alle
Teile nehmen gleichmäßig die Farbe auf, ohne daß neue Strukturen auf treten. Zur Untersuchung
empfiehlt sich die Färbung mit Eosin sehr, da hierdurch die verhältnismäßig
schwach lichtbrechenden normalen Trichocysten mit spindelförmigem Schaft sehr viel deutlicher
werden, ohne daß ihre Gestalt verändert wird. Bei der Anwendung von Eosin erscheint
die Oberfläche des Schaftes aufgerauht, wie mit einem Körnerüberzug versehen. Außerdem
werden parallel zur Längsachse des Schaftes verlaufende, leicht geschlängelte Linien
sichtbar.
Meine Versuche, ruhende Trichocysten zu isolieren, hatten keinen Erfolg, so daß ich
auf die Beobachtung im Tier angewiesen war. Bei den ruhenden Trichocysten handelt es sich
um spindelförmige Körper von 6,5—7 ja Länge, die im Innern einen optisch leeren Raum
auf weisen. Die vordere Hälfte der Wandung erscheint ansehnlich verdickt gegenüber dem
hinteren Teil (Abb. 51c). Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß der verdickte
Abschnitt die schon in der ruhenden Trichocyste vorgebildeten A rme des Schirmchens enthält.
Ein Quetschpräparat zeigte mir an den — allerdings nicht ganz deutlich zu erkennenden
— Trichocysten sehr deutlich die vorgebildeten vier Arme der Ruhestadien. Man
muß sich also vorstellen, daß hei der Explosion des Schaftes gleichzeitig die Schirmchenarme
sich vom Schaft abheben und aufquellen. E in Unterschied besteht in dem Ausmaß der
Längsstreckung, denn während diese hei dem Schaft recht bedeutend ist, strecken sich die
Arme nur in sehr viel geringerem Maße in die Länge, wie ein Vergleich der beiden Teile an
der ruhenden und ausgeschleuderten Trichocyste zeigt.
Gattung: Microthorax.
Hemicyclium lucidum E berhard.
Die unter dem Namen Microthorax sülcatus besser bekannte Art traf ich im Herbst
zwischen frischem Pflanzenmaterial, das bei Haus Lütkenbeck gesammelt war.
In den wenigen Präparaten, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, fiel mir aui, daß
im ungefärbten Zustande bei der Mehrzahl der ausgeschleuderten Trichocysten kein Schaft
zu erkennen war. Sehr deutlich wurdi^dieser aber stets nach Färbung mit Eosin oder
Methylenblau. Färbung der Trichocysten empfiehlt sich überhaupt, da sie von Natur sehr
schwach lichtbrechend sind und hierdurch besser sichtbar werden. Auch bei der vorliegenden
Form handelt esfsich um Trichocysten, deren Vorderende durch den Besitz eines vier-
armigen Schirmchens ausgezeichnet ist (Abh. 52 a), doch weichen sie in einer Reihe von
Einzelheiten von denen der vorhesprochenen Art ab.
Ausgeschleuderte Triehoeysten waren durch Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor
leicht zu erhalten. Vollkommen explodierte Trichocysten zeigen auch hier einen spindelförmigen
Schaft. Sehr eigenartig ist im vorliegenden Falle das Schirmchen gebaut. Es zerfällt
nämlich in zwei Teile, den eigentlichen Schirm und das — schon von PÉNARD
beobachtete, aber falsch gedeutete | | Kreuz. Am deutlichsten waren diese beiden Teile, die
durch gegenseitige Überlagerung häufig sehr schwer deutbare Bilder erzeugten, in dem in
Abb.52b wiedergegehenen Fall nebeneinander erkennbar. Als „K re 11 ■/.“ bezeichne ich das
mit vier plumpen Armen versehene Kreuz vor dem Schirmchen. ü n te r dem Kreuz liegen
die schmaleren, aber sehr viel längeren Arme des Schirmchens. Die Abbildung 52h zeigt
nu r drei Arme. Die Lage des vierten Armes war nicht zu erkennen, möglicherweise war er
abgerissen, Auch in der Abbildung 52 a ist das am Trichocystenvorderende liegende Kreuz
deutlich zu sehen. Die Arme des Schirmchens liegen dagegen dem Schaft sehr dicht an und
fallen weniger auf. Auch in diesem Falle war nur ein Teil der Schirmchenarme, nämlich
nur zwei, deutlich nachzuweisen. An einem isolierten Schirmchen, hei dem sowohl der
Schaft, wie auch das Kreuz fehlte, ließ sich a b e r s e h r deutlich die Vierzahl der Schirmchenarme
feststellen. Außerdem fiel an diesem isolierten Schirmchen auf, daß die einzelnen
Arme zwei durch ihre verschiedene Dicke sich unterscheidende Abschnitte erkennen
ließen.W
ie erwähnt, lassen die Zeichnungen von PÉNARD hei den Trichocysten dieser Art
auch das „Kreuz“ erkennen. Dieser Autor bezeichnet nur das: Kreuz als die von ihm
bei allen Trichocysten gesuchte „substance stupéfiante“. Auf Grund des Dunkelfeldbildes
kann man dieser Auffassung nicht ohne weiteres beitreten. Seine Zeichnungen lassen an
den Stadien mit der „Giftsubstanz“ (Abb. 7f u. h seiner Arbeit) den eigentlichen Schirm
vermissen. Auch mir sind solche Bilder begegnet, nur ließ sich bei ihnen im Dunkelfeld
erkennen, daß die Wandung des Schaftes in dem an das Kreuz anschließenden Bereich etwa
in der Länge der Schirmchenarme stark verdickt war. Man darf also Wohl annehmen, daß
in diesen Fällen die Arme des Schirmchens. dem Schaft anlagen und sich hei der Explosion
nicht von ihm abgehoben hatten. Im allgemeinen stellen die Arme des Schirmchens
einfache Stäbchen dar, die keine Einzelheiten erkennen lassen. In einzelnen Fällen scheint
aber die Verquellung weitergehen zu können, als meine Abbildungen zeigen. An den vier
Enden des Kreuzchens lassen sich sehr häufig Granula nachweisen.
Will man die Trichocysten im Hellfeld untersuchen, ist es erforderlich, sie mit Eosin
oder Methylenblau zu färben. In geeigneten Fällen ist dann auch im Hellfeld das Vorhandensein
des Kreuzes neben dem Schirmehen zu erkennen. Die Länge der ausgesehleuderten
Trichocysten fand ich zu 40—45 (*.
Die ruhenden Stadien dieser eigenartigen Trichocysten konnte ich nicht beobachten.
Wahrscheinlich liegen hier ähnliche Verhältnisse vor wie hei der vorbesprochenen A rt.