
Holophrya alveolata K ahl.
Ich fand verschiedentlich einen kleinen Ciliaten, der in Körpergestalt und Vakuolisierung
des Ektoplasma der von K ahl beschriebenen A rt glich, im allgemeinen aber etwas
größer war (50—60 ¡¿). Der Nachweis einer Dorsalbürste, die sich über ein Drittel der
Körper länge erstreckte, spricht allerdings für die Zugehörigkeit zur Gattung Prorodon.
Auch die Trichocysten weisen in die gleiche Gattung. Die Länge der ruhenden Trichocysten
betrug 7,5—10 (x. Die explodierten Trichocysten besaßen einen sehr dünnen Faden doppelter
Kapsellänge, der keinen Endfaden oder sonstige Differenzierung aufwies. Die Trichocysten
entsprachen also denen von Prorodon margaritifer (Abb. 11).
Gattung: Burselia.
Burselia gargamella F aure-F r.
Die Art, die in jeder Beziehung identisch war mit der Beschreibung von K ahl, fand
sich im Schloßgraben an der Hüfferstraße. Die zahlreichen, ruhenden Trichocysten ließen
sich mit Magnesiumsulfat leicht isolieren. Sie stellen Spindeln von durchschnittlich 5,5 {*
Länge dar, deren Inneres optisch leer ist. Häufig kann man an den beiden Enden intensiv
auf leuchtende Trichocystenkörnchen sehen (Abb. 12a).
Die Spindelgestalt der ruhenden Trichocyste weist darauf hin, daß wir es hier nicht mit
nesselkapselähnlichen Trichocysten zu tun haben. In der T at wurden die durch Reizung m it
dem Dunkelfeldkondensor leicht zur Ausschleuderung zu bringenden spindelförmigen
Trichocysten erst einige Zeit nach der Explosion in ihren Umrissen erkennbar, wenn sich
Granula auf ihrer Oberfläche festgesetzt hatten. Die normale Spindelform läßt sich allerdings
nur in wenigen Fällen bei den ausgeschleuderten Trichocysten erkennen. Die Mehrzahl
von ihnen ist weitgehend deformiert. Sehr regelmäßig w ar am Vorder ende und häufig
auch am Hinterende der Trichocyste ein Granulum zu erkennen, das wohl als Trichocysten-
korn zu deuten ist (Abb. 12b).
Es handelt sich bei den Trichocysten dieser Art um typische Protrichocysten. Andere
Trichocysten konnte ich nicht nachweisen.
Gattung: Urotricha.
Urotricha armata K ahl.
In dem Graben von Haus Lütkenbeck sammelte ich eine Art dieser Gattung, die durch
einen dichten Trichocystenmantel ausgezeichnet war und die ich daher als U. armata identifiziere.
Wie bei der vorigen Art, kommen auch hier nur Protrichocysten vor. Die ruhenden
Stadien waren beim Zerdrücken in Wasser leicht zu erhalten, sie stellen kleine spindelförmige
Körper von etwa 3 |a Länge dar, die mit einem Fortsatz am Vorderende versehen
sind (Abb. 12c). Die explodierten Trichocysten waren gleichfalls spindelförmig, wurden
aber erst nach Auflagerung von Granulis in ihren Umrissen sichtbar.
Gattung: Pseudoprorodon.
Pseudoprorodon emmae Bergh.
Die Abtrennung der Gattung Pseudoprorodon von Prorodon erscheint durch die Tricho-
cystenverhältnisse gestützt.
Von Pseudoprorodon emmae kennen wir nach K ahl mehrere Modifikationen. Im F rü h jahr
fand ich im Schloßteich einen Ciliaten, den ich für die kleinere Form von Pseudoprorodon
emmae hielt. Die Länge der ruhenden Trichocysten schwankte zwischen 25 und 55 [¿.
Es ist bei solch großen Trichocysten im allgemeinen schwer, vollständige und unverletzte
Explosionstadien zu erhalten. Eine ausgeschleuderte Trichocyste, deren Kapsel allerdings
nicht in ihrer ganzen Ausdehnung zu übersehen war, besaß einen Faden von 96 Länge
Die zugehörige Kapsel schien 47 lang zu sein. Die Länge des Fadens würde demnach
recht genau der doppelten Kapsellänge entsprechen. Die an die Kapsel ansetzende Hälfte
des Fadens unterschied sich von dem Fadenende durch ein sehr viel intensiveres Aufleuchten
im Dunkelfeld (Abb. 13 a).
Die langgestreckte Form dieser Art fand ich im Oktober am gleichen Fundort. Die in
Bundein zusammenliegenden Trichocysten waren außerordentlich lang. Ich beobachtete bei
den ruhendCn Stadien Längen von 110S--14O [/., ohne daß allerdings letztere die längsten
Trichocysten waren. Eine exakte Messung ist bei dieser Art schwierig, weil die ruhenden
Trichocysten stark biegsam sind und in keinem Falle ausgestreckt gefunden wurden. Die
ruhenden Trichocysten müssen diese Eigenschaft Wohl besitzen, um bei der außerordentlichen
Länge ihren Träger nicht in seiner Bewegung zu hindern. Trotz der außergewöhnlichen
Länge betrug die Breite der ruhenden Trichocysten aber nur etwa 1 ¡i, entsprach
also der kleinerer Trichocysten. Im Dunkelfeld erscheinen sie von einem optisch leeren
Gang durchzogen.
Ich konnte zwar die Explosion der Trichocysten beobachten, fand aber nur stark
pathologische und beschädigte Explosionsstadien, sodaß ich über ihren genauen Bau nicht
sicher bin. Bei der extremen Länge von nahezu einem halben Millimeter bei nur einem T ausendstelmillimeter
Breite ist es nicht erstaunlich, daß man nur in Ausnahmefällen vollkommen
explodierte Trichocysten findet. Auch bei den ausgeschleuderten Trichocysten der
großen Form scheint der an die Kapsel anschließende Teil des Fadens sich durch die Füllung
mit einer stärker aufleuchtenden Substanz auszuzeichnen.
Pseudoprorodon elUpticus K ahl.
In Material, das im Herbst bei Haus Langen gesammelt war, tra f ich diesen kürzlich
beschriebenen Ciliaten. Die ruhenden Trichocysten stellen einfache Stäbchen dar, deren
Länge ich zu etwa 13— 15 (j. fand, also etwas länger als K ahl angibt. Vorder- und Hinterende
waren in normaler Weise durch ein Triehocystengranulum ausgezeichnet.
Explodierte Stadien (Abb. 13 b) konnte ich erst durch Anwendung von Ferroeyanka-
liumlösung erhalten. Bei diesen entsprach zwar die Kapsel der ruhenden Trichocyste, war
aber sehr viel schmaler als letztere, sodaß sieh in ihr kein optisch leeres Lumen erkennen
ließ. Anscheinend fällt die Kapsel bei der Explosion zusammen. Daß der so bezeichnete
Abschnitt wirklich die Kapsel darstellt, beweist sein intensiv bläuliches Aufleuchten. Der
Triehocystenfaden ist gleichfalls sehr schmal, seine Länge entspricht der doppelten Kapsellänge.
In dem der Kapsel anschließenden Teil des Trichocystenfadens fand sieh ein kurzer,
in der Regel nur etwa 3,5 [i langer, stärker aufleuchtender Abschnitt, der gelegentlich auch
etwas länger war.
Pseudoprorodon lieberkühni Bütschli.
Die ruhenden Trichocysten waren etwa 70 ¡r lang, am Vorderende leicht zugespitzt. Im
Innern verlief ein optisch leerer Gang. Bei den ausgesehleuderten Trichocysten erschien die
Kapsel ähnlich wie bei Pseudoprorodon ellipticus zusammengefallen. Vollständig ausgeschleuderte
Fäden wurden nicht beobachtet, doch hob auch hier der an die Kapsel anschließende
Teil des Fadens sich durch sein stärkeres Aufleuchten von dem übrigen Teil des
Fadens ab.