
schlagen. Das Vorhandensein des Fadenstückes in dem ganzen Trichocystenfaden macht
auch das oben erwähnte starke Aufleuchten desselben verständlich. Der auch schon erwähnte
kurze, an das vordere Kapselgranulum anschließende Abschnitt, dessen Umrisse
schwierig sichtbar sind, scheint von dem Fadenstück freigelassen zu werden.
Bei den pathologischen Explosionsstadien mit abnorm gelagertem Fadenstück war
ff- soweit ich beobachtete — der eigentliche Trichocystenfaden stets in voller Länge ausgeschleudert.
Auch der von mir als „Endfaden“ bezeichnete Abschnitt war regelmäßig an
seiner normalen Stelle nachweisbar. Daraus geht eindeutig hervor, daß der Endfaden eine
Bildung ist, die nicht mit dem Fadenstück in Zusammenhang gebracht werden kann, also
auch nicht dem Fadenendstück der Prorodon-Trichocyste homolog ist. Der Endfaden stellt,
wie schon oben festgestellt, eine Bildung eigener Art dar, für die ich daher auch eine besondere
Bezeichnung gewählt habe. In einem Falle beobachtete ich ein pathologisches Explosionsstadium
(Abb. 32 e), dessen Kapselwandungen auffallend intensiv auf leuchteten und
dick waren, sodaß nur ein ganz schmaler dunkler Gang im Innern übrig blieb, während
der ausgeschleuderte Faden von außergewöhnlicher Dünne und Hinfälligkeit war. Ich
möchte annehmen, daß man in dem dünnen Faden den isoliert ausgeschleuderten Endfaden
zu sehen hat.
Vermutlich stellt der Endfaden die Substanz dar, die bei dem noch eingestülpten Trichocystenfaden,
der ja im Innern hohl ist, dessen Lumen einnimmt und bei der Ausstülpung
des Fadens zwangsläufig ausgestoßen wird. Zur Verdeutlichung verweise ich auf das
Schema, das ich von der ruhenden Trichocyste von Loxophyllum meleagris in Abh. 33 gehe.
Dieses weicht von dem früher für die Prorodon-Trichocyste gegebenen (Abb. 5) natürlich
auch noch dadurch ab, daß hier der Trichocystenfaden nur in einfacher Länge in der Kapsel
liegt und infolgedessen ein zurücklaufender Fadenteil fehlt.
Neben den normalen Trichocysten fand ich in geringer Zahl, ähnlich wie ich es auch
schon von anderen Ciliaten bemerkte, sehr viel kleinere von etwa 3 [x Länge (Abb. 34), von
denen aber nur ganz ausnahmsweise stark pathologisch aussehende Explosionsstadien gefunden
wurden. Letztere wiesen bemerkenswerter weise — im Gegensatz zu den großen
Trichocysten — einen Faden von doppelter Kapsellänge auf.
Loxophyllum helus Stokes.
Eine kleine Form, die ich als diese Art erkannte, sammelte ich zwischen Pflanzenmaterial
von Haus Lütkenbeck. Die Kapsel war schwach gebogen, die äußere W andung verdickt
und das Vorderende verschmälert. Die Länge der Kapsel entsprach mit 8—9 [x den Ruhestadien.
Der Trichocystenfaden war etwa 20 fx lang, bis zur Mitte m it einer stärker auf leuchtenden
Substanz gefüllt (Abb. 35 b).
Individuen gleicher Art, die ich bei Haus Langen sammelte, besaßen Trichocysten von
gleichem Bau, ihre Ruhestadien waren aber nur etwa 7—8 |x lang.
Loxophyllum niemeccense Ste in.
Die Art entwickelte sich in Pflanzenmaterial von Haus Lütkenbeck, das zwei Tage im
Institut gestanden hatte. Die ruhenden Trichocysten stellen gerade Stäbe von 10— 20 [x dar,
die leicht zur Explosion zu bringen sind. An den ausgeschleuderten Trichocysten (Abb. 36)
entsprach die typisch aussehende Kapsel in ihren Abmessungen den Ruhestadien. Der ausgeschleuderte
Faden war in zahlreichen Fällen um ein beträchtliches länger als die doppelte
Kapsellänge. So maß ich bei einer Kapsellänge von 19 |x Fadenlängen von 39 und 44 (x. In
dem ausgeschleuderten Faden fand sich stets ein Fadenstück von durchschnittlich 12 (x
Länge. Insbesondere hei den Fäden, die nur die doppelte Kapsellänge erreichten, beobachtete
ich noch einen zweiten, durch stärkere Lichtabbeugung ausgezeichneten Abschnitt am
Vorderende des Fadens. Es ist denkbar, daß es sich bei letzterem um einen nicht vollkommen
ausgestülpten Teil des Fadens handelt.
Familie: Tracheliidae.
Gattung: Dileptus.
Dileptus anser 0 . F . Müller.
Individuen von verschiedenen Fundorten, die ich untersuchte, zeigten nur Abweichungen
in den Maßen der Trichocysten, dagegen fehlten Unterschiede im feineren Bau. Auch bei
Individuen des gleichen Fundortes fand ich geringe Unterschiede in der Größe der Trichocysten.
So war die durchschnittliche Länge der Trichocysten bei einem Tier 7,5 (x, bei einem
anderen aus dem gleichen Material dagegen nur 6,5 ix. Die Trichocysten von Dileptus sind
gerade Stäbchen mit kurzem Fortsatz am Vorderende und dunklem Innenraum (Abb. 37 a).
Die ausgeschleuderten Trichocysten besitzen einen Faden von doppelter Kapsellänge, der
durch ein hellauf leuchtendes Fadenendstück verlängert wird (Abb. 37 b).
Es finden sich zwar sehr häufig Trichocysten, deren Faden nur der doppelten Kapsellänge
entspricht und bei denen das Fadenendstück in der vorderen Hälfte des Trichocysten-
fadens liegt (Abb. 37 c). Solche Bilder sind als pathologisch anzusehen. Sowohl die mit
bläulich aufleuchtenden Membranen versehenen Kapseln, sowie auch der Trichocystenfaden
schließen einen breiten, optisch leeren Innengang ein. Im Fadenendstück kann man einen
solchen nur bei den pathologischen Stadien erkennen, bei denen dieses noch innerhalb des
Fadens liegt. Das in normaler Weise aus dem Vorderende des Fadens ausgetretene Fadenendstück
leuchtet dagegen in seiner ganzen Breite auf.
In dem Trichocystenfaden lassen sich häufigregelmäßigangeordneteGranulaerkennen,
auf die ich zum ersten Male durch eine Mikrophotographie aufmerksam wurde. Am ungefärbten
Material sind sie kaum zu erkennen, werden in vielen Fällen aber nach der F ä rbung
mit Eosin deutlicher (Abb. 38). Dadurch, daß die Granula in typischem Falle alternierend
den Wandungen des Trichocystenfadens anliegen, wird häufig der Eindruck einer
Streifung hervorgerufen. Schon seinerzeit (1931) hatte ich die Möglichkeit in Erwägung
gezogen, daß man es mit einer ähnlichen Bildung zu tun hat, wie sie der Spiralfaden am
Faden der Nesselkapsel der Coelenteraten darstellt. Aus diesem Grunde habe ich noch zahlreiche
Beobachtungen angestellt, in der Hoffnung, gelegentlich einmal ein deutlicheres Bild
von dem Spiralfaden zu sehen. Aber wenn einmal Andeutungen von einem Faden zu sehen
waren, so handelte es sich stets nur um parallel verlaufende Striche, nie aber um die erwartete
Zickzacklinie. Aus dem negativen Ausfall meiner Beobachtungen glaube ich nicht
schließen zu dürfen, daß man es hei den Granulis und ihrer regelmäßigen Anordnung mit
einem zufälligen Befund zu tun hat. Dagegen spricht, daß man sie regelmäßig findet, wenn
man darauf achtet. Ich möchte vielmehr annehmen, daß auf dem Trichocystenfaden tatsächlich
ein Spiralfaden vorhanden ist, der aber wegen seiner submikroskopischen Natur nur
an den aufsteigenden Stellen an den Seiten des Trichocystenfadens sichtbar wird, während
die horizontal verlaufenden Teile stets unsichtbar bleiben. Die alternierend gelagerten
Granula stellen nach meiner Ansicht das Schnittbild des Spiralfadens dar. Wenn gelegentlich
der Eindruck einer einfachen parallelen Streifung hervorgerufen wird, so glaube ich,