
Faser des Traetus chiasmaticus (Tr. eh.) getroffen. Einzelne Fasern dieses Traetus scheinen
allerdings zum Unterschlundganglion weiterzuziehen.
Außer dem Traetus chiasmaticus stellen zwei etwas schwächere Faserbündel die Beziehung
zu dem Protocerebrum her. Beide Bündel sind in Abbildung 34 e getroffen. Das
mediane Bündel zieht zu den ventrocaudalen Teilen des Protoeerehrallobus, während das
etwas schwächere laterale Bündel im Laterallobus endigt. Die zu diesen Fasern gehörenden
Ganglienzellen liegen der Punktsubstanz lateral an. Die caudal gelegenen Zellen dieser
Zellgruppe stellen die Verbindung mit dem Unterschlundganglion her. Eine solche Zelle
ist in Abbildung 66 dargestellt (A), ebenso sind Teile einer zweiten solchen Zelle (B) getroffen.
In Abbildung 66 sind weiterhin Teile der die Tritocerebralkommissur bildenden Zellen
(C) eingezeichnet. Die stärksten Äste dieser Neurone verzweigen sich innerhalb der
einen Hälfte des Tritocerebrums und nur ein verhältnismäßig schwacher Ast zieht durch
die Tritocerebralkommissur zu der ändern Seite des Dritthirns.
Ob sieh an dem Aufban des Tritocerebrums noch weitere Zelltypen beteiligen, vermag
ich auf Grund der wenigen Präparate, bei denen dieser Gehirnteil gut imprägniert wurde,
nicht zu entscheiden. Soviel geht aber aus diesen Präparaten deutlich hervor, daß die
Labrofrontalnerven ihre Wurzeln im Tritocerebrum haben und nicht, wie J anet (1905)
behauptet, protoeerebralen Ursprungs sind. J anet stützt seine Behauptung lediglich durch
die Feststellung, daß das Lahrum und Stomenteron präantennale Gebilde sind und daß dies-,
sie versorgenden Nerven demnach gleichfalls präantennalen Ursprung haben müssen.
4. Die sog. paarigen Eingeweideganglien.
In den meisten Arbeiten über das Nervensystem von Insekten werden „paarige Eingeweideganglien“
beschrieben und nach ihrer Lage als Ganglion anterior und posterior
unterschieden. Bereits durch die Untersuchungen von Hexmons (1899), H olmgren||9 0 4 ) ,
Strindberg (1913) und Nabert (1913) wurde die ganglionäre Natur der hinteren Eingeweideganglien
in Zweifel gezogen. Heymons hat für diese Gebilde den Namen Corpora
allata vorgeschlagen.
Bei den Landwanzen ist nur ein Corpus allatum vorhanden, das aber zweifellos aus
einer paarigen Anlage hervorgegangen ist. Nabert hat diesen Körper von Pyrrhocoris
beschrieben. Das, was er bezüglich Lage und Form festgestellt hat, gilt für alle Landwanzen.
Seine histologischen Angaben entsprechen jedoch nicht ganz der Wirklichkeit. So ist
es unzutreffend, daß die Kerne in einer einheitlichen, von Vakuolen durchsetzten Grundsubstanz
liegen. Bei guter Fixierung lassen sich vielmehr überall Zellgrenzen feststellen.
Die peripheren Zellen bilden eine Art von Epithel, welches einen Haufen locker und regellos
angeordneter Zellen umschließt. Bei manchen Formen treten in den zentralen Teilen
wohlumgrenzte Interzellularräume auf, so z. B. bei den Capsiden (Abb. 67). Bei den meisten
Arten aber sind die Interzellularen vollkommen regellos. Nabis (Abb. 68) kann als Beispiel
fü r den verbreitetsten Typus gelten. Sowohl Abbildung 67 als auch Abbildung 68 zeigen
klar, daß die Corpora allata keine Ganglien sind, daß es sich vielmehr, nach ihrem histologischen
Aufbau zu urteilen, um drüsige, nicht um nervöse Organe handelt. Die Innervation
erfolgt durch Neurone der Pars intercerebralis des Protocerebrums.
Auch die ganglionäre Natur des „vorderen Ganglienpaars“ ist mehr als zweifelhaft.
Über seinen Aufbau ist bis jetzt nur sehr wenig bekannt. Bezüglich seiner Lage wird fälschlicherweise
immer die enge Beziehung zum Ösophagus („Pharyngealganglien“) hervorgehoben.
In Wirklichkeit stehen diese Gebilde mit dem Dorsalgefäß in enger Verbindung.
Stets sind sie in die ventrolaterale Wandung des Dorsalgefäßes eingelagert, bzw. stellen
nur stark abgeänderte Zellbezirke dieses Gefäßes dar. Die Lagebeziehung geht am besten
aus dem in Abbildung 64 dargestellten Längsschnitt (Cc) und dem Querschnitt der Abbildung
69 (Cc) hervor. Besonders Abbildung 64 zeigt klar, daß das sog. vordere Ganglienpaar
dem vordersten Teil des Dorsalgefäßes angehört. Über die vordere Grenze des Dorsalgefäßes
ist man sich in der Literatur noch keineswegs einig. Der Aufbau der Gefäßwandung
spricht aber sehr dafür, die Grenze so zu legen, wie das hier geschehen ist. Unmittelbar vor
dem „vorderen Ganglienpaar“ geht das Dorsalgefäß in ein dünnes Septum über, welches,
ohne kontraktile Elemente zu besitzen, lediglich dazu dient, den Blutstrom gegen das Gehirn
zu richten.
In histologischer Hinsicht fallen große Zellen auf, die durch ihre Größe und Form wohl
die Ansicht bedingt haben, es handle sich um Ganglienzellen. Ih r Plasma enthält zahlreiche,
mit zähflüssigem Sekret erfüllte Vakuolen, welche sich mit saueren Farbstoffen stark fä rben.
Sie unterscheiden sich dadurch sehr von den Zellen der Corpora allata, welche sich
intensiv mit basischen Farbstoffen färben. Zwischen diesen Zellen findet man zahlreiche
Nervenfasern, deren Zellkörper zumeist in der P ars intercerebralis zu liegen scheinen. Ganglienzellen
treten aber weder in den Corpora allata noch im „vorderen Ganglienpaar“ in
größerer Zahl auf. Für letzteres möchte ich die Bezeichnung Corpora cardiaca vorschlagen.
Anhang: Hydrometridae.
Anhangsweise soll kurz auf die Merkmale des Gehirns der Hydrometridae eingegangen
werden, das sich von dem Gehirn der übrigen Geocorisae beträchtlich unterscheidet.
Nur die unterscheidenden Merkmale sollen hier hervorgehoben werden.
Solche Unterschiede bestehen zunächst in der äußeren Gestalt, wie ein Vergleich der
Abbildungen 5 und 2 deutlich zeigt. Bei den Hydrometridae erreicht die Konzentration der
Ganglien den höchsten Grad, so daß es erst an H and von Schnittpräparaten möglich ist, die
genaue Grenze zwischen Gehirn und Bauchmark anzugeben. Die Lobi optici sind im Vergleich
zu den landlebenden Wanzen auf das Gesamtgehirn bezogen relativ viel mächtiger entwickelt.
Die schlanke K örpergestalt der W asserläufer bedingt es, daß die Lagebeziehung der
Lobi optici zu den Protocerebralloben eine andere ist als bei den übrigen Wanzen. Sie stellen
hier keine seitlichen Vorsprünge des Protocerebrums dar, sondern sind demselben vorn
angelagert. Deuterocerebrum und Tritocerebrum treten äußerlich nur wenig in Erscheinung.
Diesen Unterschieden in der äußeren Gestalt und bezüglich der Lagebeziehungen gehen
auffallende Unterschiede im feineren Aufbau des Gehirns parallel. Einige aus einer Serie
von Horizontalschnitten herausgegriffene Bilder (Abb. 70) sollen diese Unterschiede klarlegen.
Abbildung 70 a veranschaulicht die Lagebeziehungen von Zentralkörper, Corpora
pedunculata und Brücke. Die abweichende Lage und Form dieser Hirnteile tritt besonders
bei einem Vergleich mit einem entsprechenden Horizontalschnitt durch das Gehirn von
Syromastes (Abb. 35 a) in Erscheinung. Die beträchtliche Breitenentwicklung des Gehirns
der Landwanzen ermöglicht ein weites Auseinandertreten der Pilzkörper, während sie bei
den Hydrometridae dicht dem Zentralkörper angelagert erscheinen. Ihre relativ schlecht
entwickelten Glomeruli sind im Unterschied zu den Landwanzen (Abb. 33), bei denen sie