
Die Länge der ruhenden Triehocysten betrug etwa 12—^20 [t. Die Länge des Fadens der
ausgeschleuderten Trichocyste war etwas mehr als die doppelte Kapsellänge. Der Trichocystenfaden
war außerordentlich schmal (Abh. 7 c).
Gattung: Holophrya.
Holophrya spec.
Unter allen mir zur Beobachtung gekommenen Ciliaten möchte ich nur die in Abbildung
8 gezeichnete Form als Holophrya im Sinne von K ahl bezeichnen, da bei ihr die
Sehlundstäbe bis an die Pellieula heranreiehen und gesonderte Sehlundstäbe, die im Ekto-
plasma liegen, nicht vorhanden zu sein scheinen. Ich konnte die Form mit keiner der von
K ahl aufgeführten Holophrya- oder Prorodon-Arten identifizieren, obgleich es sich um
eine sehr charakteristische Form handelt. Leider traten die Tiere, die ich aus einem Aufguß
von Pflanzenmaterial von einem Tümpel am Flugplatz entnahm, n ur kurze Zeit auf, sodaß
ich die geplante genauere morphologische Untersuchung nicht durchführen konnte, iSÄr
besondere da die Trichocystenuntersuchungen wegen der ungewohnten Verhältnisse viel
Zeit beanspruchten. Ich kann die Tiere daher nur nach meinen kurzen ersten Notizen be-
schreiben.
Die Körpergestalt der freischwimmenden Tiere war kegelförmig (Abb. 8), ähnlich der
von Holophrya alveolata. Doch unterschied sich die vorliegende Form —r abgesehen von der
fehlenden Alveolarschicht — vor allem durch die Größe von H. alveolata. Die Körperlänge
betrug etwa 170 ¡a . Die Cilien waren ziemlich lang, am Hinterende des Körpers verlängert,
ohne daß ein gesondertes Cilienbüschel am Hinterende sich abgrenzen ließ. Der Mund lag
am stumpfen Vorderende. Die Pellieula war deutlich gestreift, der Abstand der Streifen
betrug 6 {a. Eine Dorsalbürste oder ähnliche Bildungen konnten nicht beobachtet werden.
Die kontraktile Vakuole lag am hinteren Körperpol. Der Kern war rund und mit Karyosom
versehen. Am charakteristischsten war neben der Gestalt die Anordnung der den Mund umgebenden
Triehocysten. Außer den Triehocysten, die den Schlund umstellend und parallel
dazu verlaufend eine Art Schlundreuse bildeten, fand sich nämlich ein weiterer Kranz von
Triehocysten, die auf die Mundöffnung konvergierten und dort an die Pellieula ansetzten.
Eine ähnliche Anordnung der Triehocysten ist — soweit mir bekannt 3 bisher noch von
keiner Prorodon- oder Holophrya-Art beschrieben worden. Die Anheftung der Schlund-
trichocysten an die Pellieula zeigt, daß wir es trotz äußerlicher Ähnlichkeit keinesfalls mit
einer Prorodon-A rt zu tun haben. Auch die ganz andersartigen Triehocysten lassen eine
Zuordnung zu dieser Gattung, die recht einheitlich gebaute Triehocysten aufweist, nicht zu.
Bei der Isolierung der ruhenden Triehocysten mit Magnesiumsulfat zeigten sie sich
von sehr verschiedener Größe. In überwiegender Zahl fanden sich kürzere Triehocysten, die
etwa 11—13 [a lang waren (gelegentlich auch bis etwa 15 [a lang) und zweitens sehr viel längere
Triehocysten, bei denen Maße zwischen 26 und 85 [a beobachtet wurden. Einen bevorzugten
Wert für die längeren Triehocysten konnte ich nicht feststellen. Die Ruhestadien der k urzen,
wie auch der langen Triehocysten zeigten einfach stäbchenförmigen Bau (Abb. 9 a). Die
Enden waren durch Granula ausgezeichnet, im Innern ließ sich sehr häufig ein geschlängelter
Faden erkennen.
Bemerkenswerterweise zeigten die beiden durch ihre Größe unterschiedenen Tricho-
cystenformen im ausgeschleuderten Zustande einige Verschiedenheiten. Die kurzen Tricho-
cysten (Abb. 9 b) waren leicht zu untersuchen. An die in typischer Weise ausgebildete K apsel
mit bläulich aufleuchtenden Wandungen schloß sich ein Trichocystenfaden an, der etwa
doppelt so lang war wie die Kapsel. Meist nicht bis ganz an das Ende des Trichocysten-
fadens vorgerückt fand sich ein stärker leuchtender Abschnitt von etwa 6 (a Länge. Wahrscheinlich
handelt es sich hierbei um einen dem Fadenendstück der Prorodontrichocyste
homologen Teil, den ich jedoch im vorliegenden Fall niemals in der Verlängerung des
Fadens, sondern noch stets innerhalb desselben fand.
Die Untersuchung der ausgeschleuderten Stadien der langen Triehocysten bereitete
größere Schwierigkeiten. Zunächst fand ich sie überhaupt nicht. Die Ursache hierfür wurde
mir klar, als ich bei einem unverletzten Tier durch Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor
ihre Ausschleuderung beobachtete. Die außerordentlich langen Fäden der Schlundtricho-
cysten, die ich hierbei zu Gesicht bekam, wurden zunächst in normaler Weise ausgeschleudert
und zeigten sich als deutlich doppelt konturierte Schläuche. Als Besonderheit bemerkte
ich bei der Explosion, daß sofort nach der Ausschleuderung des Fadens regelmäßig in seinem
Innern eine große Zahl kleiner intensiv leuchtender Kügelchen nach vorne wandert.
Sehr schnell degeneriert dann der ausgeschleuderte Faden und zerfällt in einzelne kurze
Abschnitte, die sich an die vorher im Faden zerstreuten Granula anschließen. Der vorher
relativ breite, gestreckte Faden kollabiert, verliert seine gestreckte Gestalt und wird wellig
(Abb. 10b).
Bei den nicht extrem langen Triehocysten scheint es wenigstens gelegentlich vorzukommen,
daß die Degeneration des Fadens nicht unmittelbar nach der Explosion erfolgt,
jedenfalls glückte es mir, eine der längeren Triehocysten genügend lange zu beobachten, um
sie zeichnen zu können (Abb. 10 a). Es handelt sich allerdings auch hierbei nicht um eine
der ganz langen Triehocysten. Die Länge der Kapsel betrug 24,5 [a. Durch das intensiv bläuliche
Aufleuchten ihrer seitlichen Wandungen war sie leicht zu erkennen. Am Hinterende
der Kapsel lag ein rundes Granulum. Das vordere Kapselgranulum war nicht kugelförmig,
wie gewöhnlich, sondern gestreckt und von einem dunklen Gang durchsetzt.
Die Gesamtlänge des ausgeschleuderten Fadens betrug 51 [a; er war also eine Kleinigkeit
länger als die doppelte Kapsellänge. An ihm ließen sich zwei Abschnitte unterscheiden.
Erstens ein an die Kapsel anschließender Teil von 19 ¡a Länge, der dem Faden der ausgeschleuderten
kleinen Trichocyste glich. Am Ende dieses Abschnittes lag auch ein Teil mit
stärker auf leuchtender Wandung von 7 [a Länge. Abgegrenzt wurde dieser Abschnitt nach
vorne hin durch ein Granulum. Zweitens ließ sich ein dem Granulum folgender distaler Teil
des Trichocystenfadens unterscheiden, der offensichtlich eine Besonderheit der langen
Triehocysten darstellt. E r war bei der beobachteten Trichocyste 32 [a lang. In diesem Abschnitt
lagen zahlreiche Granula, die wohl identisch waren mit den Körnchen, die ich bei
der Beobachtung der Explosion im Faden vor wandern sah.
In vielen Fällen beobachtete ich, daß der Innenwand des Fadens alternierend kleine
Granula anlagen, wie ich sie weiter unten für die Triehocysten von Dileptus beschreiben
werde und die ich als Andeutung eines Spiralfadens auf dem Trichocystenfaden ansehe.
Außer den beiden größeren Trichocystenformen fand ich ganz vereinzelt noch kurze Tricho-
cysten, die 6 ¡a und weniger maßen. Bei ihnen konnte ich nur einen ganz kurzen ausgeschleuderten
Faden beobachten. Solch kleine Triehocysten neben den normalen größeren habe ich
auch noch bei der Untersuchung einer Reihe anderer Ciliaten— z. B. Loxophyllum melea-
gris ^r- finden können. Auch die Ausschleuderung von Protrichocysten ähnlich denen von
Prorodon (Krüger 1934) konnte ich beobachten.