Ich benutzte zur Bestimmung des pH-Wertes der Magensäfte und der Verdauungsansätze
ein Potentiometer nach Dr. T h r u n und eine Kalomelwasserstoffelektrode für
strömenden Wasserstoff nach Dr. T ö d t (Lieferfirma S t r ö h l e i n & Co., G. m. b. H., Düsseldorf),
wie sie auf Abb. 16 dargestellt ist. Eine Beschreibung der Apparatur erübrigt sich
mit dem Hinweis auf die oben genannte
Literatur. Beim Durcbperlen
des Wasserstoffes durch die zu bestimmende
Flüssigkeit schäumte diese
infolge ihres Eiweißgebaltes außerordentlich
stark auf, so daß ich anfangs
manchmal die Hälfte verlor.
Hinzufügen von Octylalkohol hätte
dem Safte möglicherweise schaden
können, daher mußte ich auf den
Wasserstoff Schenkel der Elektrode
einen Trichter aufsetzen, welcher den
Schaum auf fing und ihn an den Wänden
wieder zurücklaufen ließ.
Leider erwies sich eine Mikroelektrode
als unbrauchbar, daher
wurden die pH-Bestimmungen mit
einer gewöhnlichen Wasserstoffelek-
trode durchgeführt, wobei zu jeder
Messung 12 ccm Saft nötig waren.
In Tabelle IV sind a l l e pH-
Werte, welche ich gewinnen konnte,
verzeichnet. Das untersuchte Material
ist nicht ganz gleichwertig, weil z. T.
wenige Schnecken eine große Menge
Saft lieferten, in anderen Fällen aber
mehrere hundert Tiere nur wenige
ccm spendeten. Nimmt man den
Durchschnitt aus allen Werten, so ergibt
sich eine mittlere pH-Größe von
5,81 bei einer Durchschnittstemperatu
r von 18,8° C unter Verarbeitung
von 774 ccm Saft von 3559 Schnecken.
Abb. 16: P o te n tiom e te r n a c h T h r u n u n d
n a c h T ö d t
Auf dem Schenkel der Wasserstoffelektrode befindet sich ein Trichter,
um den Schaum eiweißhaltiger Flüssigkeiten aufzunehmen.
Po = Potentiometer; K.-W.E1. ^Kalomelwasserstoffelektrode; Ak
= Akkumulator; KA = Kippscher Apparat mit arsenfreiem Zink
und 20%iger Schwefelsäure gefüllt; Wx = Waschflasche mit konz.
Pyrogallollösung gefüllt, zur Entfernung von Sauerstoff; W, = Wasch-
t gesättigter Sublimatlösung gefüllt, um Spuren von Arsen
zu entfernen; E = Abfalleimer.
Dabei ist aber der pH-Bereich ziemlich groß, er erstreckt sich von 4,93—6,63. Die extremen
Werte*) fallen etwas aus dem Rahmen der Gesamtheit heraus, und ich habe guten Grund, anzunehmen,
daß hier Fehler vor liegen. W ahrscheinlich handelt es sich bei den Nummern 4, 5,
6 um Störungen der Elektrode während der Messungen, die ich im Anfang nicht immer
gleich beheben konnte. Der Saft Nummer 23 konnte leider erst einige Zeit nach dem Eintreffen
aus Helgoland bestimmt werden. W ährend dieser Tage versagte aber der elektrisch betriebene
Gefrierschrank, so daß einige Drüsenportionen verdarben. Der Saft roch aber noch
durchaus frisch und hatte auch seine Verdauungskraft gegenüber der Sahli-Saite und anderen
Substraten nicht eingebüßt. Ich stelle daher diesen Wert der Kritik des Lesers anheim.
T a b e l l e IV.
Übersicht über einige Eigenschaften des Magensaftes von Buccinum.
Nr. Anzahl der
Tiere
Saftmenge
ccm
Temperatur
°C
pH. Aussehen
des Saftes
1 5 10 20 5,87
2 6 15 20 6,04
3 24 38 21 5,52 —-
4*) 25 42 19 4,93
5*) 15 40 19 5,02 —
6*) 10 35 17 5,37
7 15 2 18 5,97 —
8 50 7 18 5,97 —
9 100 15 17 6,24 —
10 180 50 16 6,37 11 160 30 16 6,05 dunkelbraun
12 200 12 18 5,88 ■ . —
13 100 38 21 5,87 hellbraun
14 100 40 20 5,73 dunkelbraun
15 186 70 19 5,86 hellbraun
-'16 180 65 17 6,07 hellbraun _ 17 140 15 17 5,76 hellbraun
18 200 19 15 5,58 dunkelbraun
19 188 35 20 5,68 dunkelbraun
20 196 22 20 5,73 hellbraun
21 172 27 20 5,70 dunkelbraun
22 195 31 20 5,83 dunkelbraun
23*) 220 37 21 6,63 dunkelbraun
24 292 28 20 5,82 dunkelbraun
25 600 51 20 5,73 dunkelbraun
Zus. 3559 774 ccm 18,8 ®C 5,81 ■ 1
*) Extreme pH-Werte vgl. hiezu die Bemerkungen auf S. 72 unten.
Die am besten durchgearbeitete Reihe, sowohl im Hinblick auf die Gleichmäßigkeit
der Saftbereitung als auch auf die Beherrschung der Apparatur, stellt Nummer 13—25
unter Auslassung von Nummer 23 dar. Sie ergibt einen pH-Wert von 5,78 bei einer Durchschnittstemperatur
von 19,08° und umfaßt 431 ccm Saft von 2549 Tieren. Der Bereich
dieser Reihe umfaßt die Werte von pH 5,58—6,07 und schwankt um den verhältnismäßig
kleinen Betrag von 0,49 pH-Einheiten. Nach Auslassung aller möglicherweise nicht ganz
einwandfreien Bestimmungen ist also die pH-Zahl kaum geändert, aber die Variationsbreite
ist wesentlich geringer geworden. Daher dürfen wir den pH-We r t des M a g e n s
a f t e s von B u c c i n u m u n d a t u m mi t 5,8 b e i 19° C a n s e tzen. Dieser Wert stimmt
genau mit dem überein, welchen M a n s o u r - B e c k (1934) für den Magensaft bei Murex angu-
liferus L a m k . fand.
Y o n g e (1923/25) hat diesen Wert c ol or i m e t r i s c h zu pH 5,6 bei einer Variationsbreite
von 5,4—5,8 bestimmt. E r erhält also einen um 0,2 pH-Einheiten saureren Saft
als ich. Außerdem ist dieser Saft um denselben Betrag saurer als das sauerste Sekret
des ganzen Darmkanals, welches von den Mitteldarmdrüsen geliefert wird, und nach
diesem Autor 5,8 bei einer Variationsbreite von 5,6—6,0 beträgt.