
wenigen Fällen abgesehen — bei 20° nicht mehr normal verläuft und keine Imagines
ergibt.
Unsere Versuche zeigen also, daß eine normale Vollentwicklung von Anthrenus
fasciatus nur möglich ist in dem Temperaturbereich von 25—:35° C, aber weiter aufwärts
bei 40° auch noch, wenn eine rhythmisch folgende Erholung bei etwas kühlerer Tempera
tu r von 35 oder 30° geboten wird. Bei einer dauernd konstanten Temperatur von 40°
ist allerdings durchweg keine Normalentwicklung mehr möglich.
Anthrenus fasciatus ist nach unseren Versuchsergebnissen als ein typisch thermo-
philes Tier anzusprechen. Seine Verbreitung in den warmen, ja heißen Klimaten: Südeuropa,
Nordafrika, Kleinasien und Indien stimmt mit diesen Ergebnissen gut überein.
Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß A. fasciatus bei kühleren Temperaturen nicht
mehr lebensfähig ist. Unsere Versuche ergaben im Gegenteil, daß sowohl Larven wie
Käfer erstaunlich widerstandsfähig sind gegen tiefe Temperaturen. Es wurde in einer
Versuchsschale eine Reihe Käfer im Winter im Freien auf gestellt. Die Tagestemperatur
morgens um 8 Uhr und abends um 5 Uhr war dabei meist 0° oder + 1—2 oder — i® 2 0 C.
Trotzdem hielt eine Reihe von Käfern und Larven diese niederen Temperaturen bis zu
einem Monat aus. Die Larven häuteten sich nicht, und eine Weiterentwicklung wurde
nicht beobachtet. Larven wie Käfer waren regungslos, lebten aber im Zimmer nach einer
halben Stunde wieder auf und wurden völlig munter. Nach E. A. Back und R. T. Cotton
(1926) tötet Kälte unter 10° F (= etwa — 9,2° C) Larven, Puppen und Käfer von Anthrenus
fasciatus in einem Tage ab.
3. Die Entwicklungsgeschwindigkeit der einzelnen Stadien und der Gesamtentwicklung
bei verschiedenen konstanten und rhythmisdi wechselnden Temperaturen.
Die Zahlenwerte für die Entwicklungsgeschwindigkeit der einzelnen Stadien: Ei,
Larve, Puppe usw. bei verschiedenen Temperaturen sind in Tabelle Nr. 3 enthalten. Sie
geben besser als viele W orte ein klares Bild über die Werte fü r die Entwicklungsgeschwindigkeit.
Eier.
In Ergänzung der Zahlenwerte in Tabelle Nr. 3 geben wir nachstehend noch die Minimal
und die Maximalwerte des Schlüpftages der Larven aus dem Ei.
20° Min.: 27 Tage, Max.: 33 Tage, Schlüpfdauer: 6 Tage.
25° » 13 „ „ 18 „ „ 5 „
30° » 8 „ „ 11,5 „ „ 3,5 „
35° „ 7 „ „ 10 „ „ 3
Es ergibt sich bei einer Steigerung der Temperatur von:
I. 20 auf 25° eine Beschleunigung um das 2,0fache,
II. 25 „ 30° „ „ „ „ 1,5 „
III. 30 „ 35° „ „ „ „ 1,25 „
Bei einer Temperatursteigerung um 10° haben wir bei einer Steigerung von:
I. 20 auf 30° eine Beschleunigung um das 3,0fache,
II. 25 „ 35° „ „ „ „ 2,0 „
Bei 40° konnten trotz mehrfach wiederholter Versuche keine Eier zum Schlüpfen
gebracht werden. Sie starben alle im Eistadium ab.
Aus den oben mitgeteilten Versuchsergebnissen mit rund 6000 Eiern mit Ausnahme
der Versuche bei 40° ersieht man:
1. daß die Entwicklungsgeschwindigkeit der Eier bei der niedrigsten Temperatur von
20° am kleinsten ist.
Die Schlüpfdauer beträgt rund 1 Monat. Bei 25 ist die Entwicklungsgeschwindigkeit
gegenüber 20° fast verdoppelt, bei 30° gegenüber 20° verdreifacht, bei 35° gegenüber
20° ungefähr v e rv ierfacht^;
2. Die Beschleunigung der Entwicklung bei einer Temperaturerhöhung um je 5
nimmt bei jeder Temperatursteigerung ab. Sie ist am größten bei einer Erhöhung von
20 auf 25° = 2,0, von 30 auf 35° am kleinsten = 1,25 (siehe S. 34 unten). Dasselbe ergibt
sich, wenn wir die Erhöhung von 20 auf 30° und von 25 auf 35° betrachten. Hier ist das
Verhältnis 3:2.
Ein größerer Versuch mit 5645 Eiern wurde bei 35° ausgeführt. E r sollte zeigen,
wie sich die Zahl der geschlüpften Eier auf die Tage der Schlüpfdauer verteilt. Es schlüpften
am:
6. Tage . . . 144 Bier,
7. „ . . 493 „
8. „ . . 4916 „
9. „ 62 „
10. „
1 1 . „ 6 „
12. „ 2
13. „ . . 1 Ei.
Höchstwahrscheinlich muß der 6. Schlüpftag zum 7. gezählt werden. In meinem
Versuchsprotokoll schlüpfen Eier nur dann am 6. Tage, wenn die Eiablage an einem Montag
festgestellt wurde, also schon Sonntags erfolgt sein kann.
An diesen Zahlen fällt auf, daß die überwiegend große Mehrzahl der Eier an einem
Tage, nämlich dem 8. schlüpften. Von der Gesamtsumme sämtlicher Eier beträgt die Zahl
der am 8. Tage geschlüpften 87%. Vor dem 8. Tage schlüpfen 11,3%' und nach dem 8. Tage
(vom 9.—13. Tage) sogar nur 1,6%'. Man hat den Eindruck eines geradezu explosionsartigen
Schlüpfens der Eier, da ja nur 13% vor oder nach dem Hauptschlüpf tag
schlüpfen.
Vermissen wird man in vorliegender Arbeit ein Eingehen auf die Zahl der Eier, die
von einem 2 'im Laufe des Lebens abgelegt werden.
In der Literatur (Back, 1923) wird als Höchstzahl 85 Eier für A. fasciatus angegeben,
was niedrig erscheinen muß, wenn man A. fasciatus mit der Kleidermotte vergleicht,
wo Titschack (1926) bei einem $ von 10,4 mg 230 Eier feststellte. Verfasser
stellte bei Motten als Höchstzahl einmal 263 Eier fest. (2 bei 20° gezogen, Gewicht 16 mg.)
Bei Anthrenus fasciatus kompliziert sich die Frage nach der Eizahl im Vergleich
zur Kleidermotte, die als Imago keinerlei Nahrung und Flüssigkeit aufnimmt, insofern,
als nach unseren Feststellungen (siehe S. 84—85) die Käfer noch Nahrung aufnehmen
in Form von Honig und Pollen. Neben der Kohlehydratnahrung nehmen sie also auch
eiweißhaltige Substanzen auf, die auf die Zahl der abgelegten Eier von Einfluß sein können.
Anderseits ist es in diesem Zusammenhang nicht uninteressant, darauf hinzuweisen,