
Familie: Parameciidae.
Gattung: Paramecium.
Paramecium caudatum E hrb.
Ruhende Trichocysten von Paramecium sind mit konzentrierter Magnesiumsulfatlösung
an zerquetschten Tieren in isoliertem Zustande zu untersuchen. Sie lassen einen breiteren,
etwa spindelförmigen „K ö r p e r “ unterscheiden von einem kürzeren und schmaleren
„ F o r t s a t z “, der das Vorderende darstellt, mit dem die Trichocysten an der Pellicula
befestigt sind. Die Gesamtlänge beträgt etwa 6 [x.
Ausgeschleuderte Trichocysten sind leicht durch Reizung mit Chemikalien oder schwaches
Erwärmen zu erhalten. Man beachte jedoch, daß leicht abnorme Bilder entstehen.
Neben der Reizung durch den Lichtkegel des Dunkelfeldkondensors empfehle ich den Zusatz
von geringsten Mengen verdünnten Formols. Die ausgeschleuderten Stadien zeigen im
Dunkelfeld das Bild eines langgestreckten Spießes, der sich zusammensetzt aus dem im
Innern optisch leeren und von dünnen Konturen begrenzten Schaft, der am Hinterende
spitz zuläuft, und einer in ihrer ganzen Ausdehnung hell aufleuchtenden kurzen Spitze am
Vorderende (Abb. 47). In manchen, allerdings wohl nicht als ganz normal anzusprechenden
Fällen liegt über der Spitze eine von mir als „ K a p p e “ bezeichnete Struktur (Abb. 47c).
Aufschluß über den Feinbau der Trichocysten verdanken wir P räparaten, die mit Farbstoffen
behandelt wurden oder die durch Einwirkung von konzentrierten Salzlösungen zu
abnormen Explosionsbildern führten. In Magnesiumsulfatlösungen fanden sich sehr häufig
neben den normal aussehenden ruhenden Trichocysten solche, deren als „Körper“ bezeich-
neter Teil unverändert erhalten war, bei denen aber anstelle des Fortsatzes deutlich die
Trichocystenspitze und über dieser liegend die „Kappe“ zu sehen war (Abb. 48a). An der
Basis der Spitze ließ sich recht häufig an pathologischen Bildern, aber auch auf andere Weise
ein Korn naehweisen, das als Trichocystenkorn anzusehen ist und das ich als „Spi t z e n-
b a s i s “ bezeichnete. Mit letzterem liegt die Spitze eingekeilt in die vordere Wandung des
Körpers der ruhenden Trichocyste, die hier eine entsprechende Lücke besitzt.
Vollkommen andere Bilder boten Präparate, die in starker Lösung von Ferrocyan-
kalium zur Explosion gebracht wurden. Aus der großen Zahl der Bilder möchte ich als besonders
aufschlußreich nur solche hervorhehen, bei denen der K örper der ruhenden Trichocyste
explodiert war, aber die normale Längsstreckung dieses Abschnittes zum Schaft fehlte
und nun am Hinterende unter dessen abgerundeter Kontur die offensichtlich an dieser Stelle
vorgebildete Spitze der ausgeschleuderten Stadien sichtbar wurde (Abb. 48 b).
Färbung mit Eosin läßt ohne Unterschied alle sichtbaren Teile grünlich aufleuchten.
In Methylenblau färben sich nur die Umrisse des Schaftes, die Spitze bleibt ungefärbt. Ein
vollkommen anderes B ild bietet die Färbung ausgeschleuderter Stadien mit starker Fuchsinoder
Methylviolettlösung. Hierin erscheint der sonst breite, optisch leere Binnenraum des
Schaftes bis auf einen schmalen, mittleren Gang verengt und die Umrisse entsprechend
verbreitert. Daß es sich hierbei nicht einfach um ein optisches Phänomen handelt, das durch
die stärkere Lichtabbeugung der gefärbten Trichocysten bedingt ist, zeigt das Auftreten
eines charakteristischen Grübchens unmittelbar unter der Spitze (Abb. 49). Ich vermute, daß
mit den zuletzt genannten Farbstoffen die Quellsubstanz der Trichocysten gefärbt wird, die
in den ruhenden Stadien als die breite Wandung des K örpers sichtbar ist, im Zusammenhang
mit der Explosion aber verschwindet. Daß man tatsächlich das Dünnerwerden der Umrisse
bei den ausgeschleuderten Stadien im Vergleich zu den ruhenden nicht einfach als durch die
Längsstreckung bedingt ansehen darf, beweisen die pathologischen Bilder aus der Ferrocyan-
kalilösung, bei denen die Verdünnung der Wand eingetreten war, ohne daß eine nennenswerte
Längsstreckung stattgefunden hatte. Nehmen wir an, daß wir durch die Färbung mit
Fuchsin usw. den im Verlaufe der Explosion unsichtbar gewordenen Quellkörper wieder
sichtbar gemacht haben, so ist die bei dieser Färbung sichtbare dunkle Grube unter der
Spitze als die Lücke im Quellkörper zu deuten, in die bei den Ruhestadien die Spitze mit
ihrer Spitzenbasis eingekeilt ist. Am zugespitzten Hinterende des Schaftes der mit Farbstoff
behandelten Explosionsstadien fand sich sehr häufig ein kleines Anhängsel, das ich als Rest
der von mir als Spitzenausbildungsapparat hezeichneten Struktur ansah. Es würde also ein
Rest des abgerundeten Hinterendes der ruhenden Stadien darstellen. Die schematischen
Darstellungen in Abbildung 50 zeigen zusammenfassend für die ruhende und ausgeschleuderte
Trichocyste die nachgewiesenen Bauelemente und ihre gegenseitige Lageheziehung.
Paramecium multimicronucleatum P owers u. Mittchell.
Die Trichocysten dieser Art entsprechen in ihren Maßen und ihrer Feinstruktur denen
von Paramecium caudatum.
Paramecium aurelia E hrb.
Es handelt sich um typische Paramecium-Trichocysten, deren Länge zwischen 27 und
31 (x gefunden wurde. Auf die Spitze entfallen hiervon etwa 2 [x.
Paramecium bursaria E hrb.
Die typischen Paramecium-Trichocysten dieser Art liegen in ihrer Länge, wie Schneider
zeigte, zwischen denen von P. caudatum und P. trichium. Ihre Länge betrug 23—30 (x.
Paramecium trichium Stokes.
Das mir vorliegende Material stammte aus dem Stauweiher bei Haus Langen. Die
typischen Paramecium-Trichocysten messen ausgeschleudert 16—20 (x.
Familie: Trichopelmidae.
Gattung: Trichopelma.
Trichopelma sphagnetorum Lev ander.
In dem oben bei der Besprechung von Colpoda cucullus erwähnten Moosaufguß fand
sich diese Art, die nach den Angaben von K ahl in Moosaufgüssen mit Sicherheit anzutreffen
ist. Die schon lange als schirm- oder ankerförmig beschriebenen Trichocysten erforderten
mein besonderes Interesse.
Durch länger dauernde Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor glückte es, die Tiere
zur Ausschleuderung der Trichocysten zu bewegen. Diese sind ungefärbt sowohl im Hellfeld,
wie auch im Dunkelfeld leicht zu finden. Im Dunkelfeld unterscheidet man an ihnen
den Schaft und das dem Vorderende aufsitzende vierstrahlige Schirmchen (Abb. 51a). Der
Schaft der als normal ausgeschleudert anzusehenden Trichocysten ist spindelförmig. Seine
Länge ist etwa 22—25 fx. Das Hinterende des Schaftes ist normalerweise zugespitzt und
zeigt ein kleines Granulum. Bei anderen Trichocysten war das Hinterende des Schaftes
abgerundet und endete in einer stärker aufleuchtenden Kappe. Doch dürfte es sich in letzterem
Falle um nicht normal explodierte Stadien handeln. Soweit ich erkennen konnte, liegt
Zoologica, Heft 91. ß