
ein v ö l l i g n e g a t i v e s . Die IJntersuchungen wurden wieder mit der Hagedorn- und
Jensen-Methode durchgeführt. Wie Tabelle XVI zeigt, treten keinerlei Zunahmen auf,
welche als Spaltung des Rohrzuckers gedeutet werden könnten. Es kann also e ine
s a c c h a r o s e s p a l t e n d e K om p o n e n t e unter den mitgeteilten Versuchsbedingungen
im Mitteldarmdrüsenmaterial n i c h t nachgewiesen werden. [Vgl. hierzu die eigenartigen,
neuerdings durch R omijn (1935) beschriebenen Verhältnisse bei Cephalopoden.]
T a b e l l e XVI .
M i t t e l d a r m d r ü s e : S a c c h a r o s e - A b b a u .
Materialansatz: 2 g Mitteldarmdrüse -J- 60 ccm Puffer.
Substratansatz: 3 ccm 1% Saccharose in 1% in NaCl-Lösung.
Verdauungsansalz: 3 ccm Materialansatz -|- 3 ccm.Substratansatz.
Antisepticum:
Verdauungszeit: 3 und 24 Stunden bei 37° C.
Bestimmungsmethode: Hagedorn-Jensen-Mikrozuckerbestimmung.
Titriert mit: n/200 Thiosulfat.
V e r d a u u n g s w i r k ü n g .
Nr. Puffergemisch Verdauungsansatz- Zuwachs in mg Glukose
pH-Werte 3 Stunden 24 Stunden
1 — ' —• '• —
m i 11 — I — —
m . v- — — —
IV. Na-K-Phosphat 7,32 — 0,004 — 0,021
V. » » 7,01 — 0,002 — 0,020
VI. » » 6,70 — 0,006 — 0,030
VII. » » 6,21 0,002 — 0,027
VIII. „ 5,69 — 0,005 — 0,021
Zusammenfassend stellen wir fest, daß a l l e S u b s t r a t s p a l t u n g e n , w el c h e im
Ma g e n s a f t n a c h z uwe i s e n w a r e n , a u c h mi t d em M i t t e l d a rm d r ü s e n m
a t e r i a l d u r c h g e f ü h r t w e r d e n k o n n t e n . F ü r a l l e u n t e r s u c h t e n S u b s
t r a t e i s t di e L a g e d e r Wi r k u n g s o p t im a de s Ma g e n s a f t e s u n d d e r
M i t t e l d a rm d r ü s e n i d e n t i s c h , d e r V e r l a u f d e r K u r v e n ä h n l i c h u n d
n u r d i e umg e s e t z t e n M e n ge n s i n d v e r s c h i e d e n .
ß) Wirkungen des Leiblein-Drtisenmaterials.
Es wäre eine sehr verdienstvolle Aufgabe, die verschiedenen, vor dem Magen proso-
branchiater Gastropoden liegenden Drüsen nach Bau- und Funktionsplan genau zu untersuchen,
da bisher nur unzusammenhängende Einzelheiten darüber bekannt sind. Auch für
die Leiblein- und Vorderdarmdrüsen von Buccinum undatum L. liegen nur wenige und
unsichere Angaben vor. Nachdem meine Experimente über dieses Gebiet zum Abschluß
gekommen waren, veröffentlichte Mansour-Beck (1934) völlig unabhängig von mir eine
Arbeit, in welcher dieses Problem für die Schnecke Murex anguliferus Lamk., deren Lebensweise
und Darmkanal denjenigen von Buccinum sehr ähnlich zu sein scheinen, von der
physiologisch-chemischen Seite her an Hand von Glyzerinextrakten und Mikrotitrationen
zu lösen versucht wird. Die Verfasserin geht von der Vermutung aus, daß vielleicht, wie
im Wirbeltierdarme, „in den verschiedenen Drüsen je bestimmte Teilenzyme lokalisiert“
seien (S. 344). Diese Erwartung bestätigte sich in keiner Weise, denn bis auf wenige Ausnahmen,
fanden sich a l l e Teilenzyme in a 11 e n Drüsen des Verdauungskanals. Dabei soll
es sich nicht um intrazelluläre Enzyme handeln, sondern auf Grund einiger — wie ich
glaube gewagter — Analogieschlüsse, um extrazelluläre. Sogar die Unterschiede in der
Konzentration waren relativ gering (S. 367).
Zur Beurteilung der Planzusammenhänge innerhalb des Verdauungsfeldes sind solche
Ergebnisse, die zwar methodisch bis ins letzte durchdacht sind, aber das biologische Ganze
aus dem Auge verlieren, völlig unbrauchbar. Schon die von Mansour-Beck aufgestellte
Behauptung, daß in der L e i b l e i n - und in den Mitteldarmdrüsen eine extrazellulär
wirksame Carboxypolypeptidase vorhanden sei, die im Magensafte fehlt, ist auf Grund
unserer biologischen Kenntnisse, wonach die Drüsen ihre extrazellulären Enzyme in den
Darmkanal und Magen entleeren, unvorstellbar.
Daken (1912) hat auf S. 37 seiner Monographie eine Zusammenfassung unserer Kenntnisse
von den Leistungen der L e i b l e i n -Drüse bei Buccinum gegeben, die — soweit ich
sehe — auch heute noch nicht überholt ist. E r schreibt: The function of this gland is at
present problematical, and I do not know on what evidence the term poison gland, as applied
to the homologous structure in the Toxiglossa, has been given. I t could hardly function
as a poison gland in the whelk, opening, as it does, so far back. I t is in all probability
a digestive gland, but it might function as an „antiseptic“.
Von den drei hier erwähnten möglichen Funktionen der Le i bl e i n-Drüs e soll uns
zunächst nur die Verdauungstätigkeit beschäftigen, während wir auf die antiseptische und
Giftfunktion später noch kurz zu sprechen kommen werden.
Da die Drüsen außerordentlich klein und dünnwandig sind (vgl. S. 50 und 50), war
es nicht möglich, so ausgedehnte Versuchsreihen damit anzustellen, wie wir sie für Magensaft
und Mitteldarmdrüsenmaterial berichteten. Ich beschränke mich daher vorzugsweise
auf q u a l i t a t i v e Feststellungen, die uns aber immerhin einige Auf Schlüsse geben werden.
Zum Zwecke der Feststellung eiweißspaltender Komponenten wurden Catgut, Muskeleiweiß
(S. 82) und Glycyltryptophan herangezogen. Eine Verflüssigung von 10 cm Catgut
durch 10 ccm L e i b 1 e i n - Drüsen-Phosphatpuffer-Gemisch 1:25 und 1:30 bei pH =
6,26 bzw. pH = 6,23 und 37° C mit 0,5 ccm Toluol als Antisepticum gelang weder nach
24 noch nach 3- oder 6mal 24 Stunden. In allen Fällen war die Saite nach dem Versuche
unzerreißbar und zeigte äußerlich keinerlei Spuren eines chemischen Angriffs. Ein Ansatz
von Le i b lein-Drüse in Aqua dest. im Verhältnis 1:1 schlug unter sonst gleichen
Bedingungen ebenfalls völlig fehl.
Im Gegensatz hierzu stehen Untersuchungen mit Muskeleiweiß. Sie wurden in der
gleichen Weise wie die auf S. 88 f. für Magensaft und auf S. 102 f. für Mitteldarmdrüsenmaterial
beschriebenen durchgeführt. Ich lasse ein Protokoll folgen. Es handelt sich dabei
um das gleiche Material, welches nicht in der Lage war, Catgut äußerlich sichtbar anzugreifen.
Üb e r s i c h t
über den qualitativen Abbau von Mus k e l e i w e i ß durch L e i b l e i n -Drüsenmaterial
in Phosphatpuffern (1:30) bei pH = 6,23. Prüfung des nicht ganz klaren Filtrates auf
Spaltprodukte nach der Ausfällung durch Kochen mit 3% Essigsäure. Prüfung nach 3mal
24stündigem Stehen im Thermostaten bei 37° C. Zur Kontrolle wurde der gleiche Ansatz:
70 ccm Le i b l e i n - Drüsen-Puffergemisch + 5 g Muskeleiweiß + 50 Tropfen Toluol im
Gefrierschrank bei — 8°C gehalten.