
ihre Größe und Lichtbrechung sich von den übrigen Granulis abhebende Körper lagen.
Dieses merkwürdige Bild erhielt seine Aufklärung dadurch, daß verschiedentlich in vollkommen
einwandfreier Weise das Trichoeystenkorn als ringförmig gestaltet nachgewiesen
werden konnte, wie Abbildung 42 zeigt. In den eben genannten Fällen, in denen zwei Körner
sichtbar gewesen waren, hatte man es offensichtlich mit der Seitenansicht des ringförmigen
Trichocystenkornes zu tun gehabt.
Die Länge der ausgeschleuderten normalen Triehocyste betrug etwa 35 ¡*. Ihre Breite
schwankte sehr. Die meisten Trichocysten waren noch breiter als die in Abbildung 42c d argestellten,
die wahrscheinlich noch unvollständig explodiert sind. Bei der Einwirkung von
Methylenblaulösung schrumpften die Trichocysten und verloren ihre normale Gestalt.
Bei verschiedenen von den durch Ferroeyankali zur Auslösung gebrachten, pathologischen
Explosionsstadien hatte ich den Eindruck, als ob der Querschnitt der Trichocysten
nicht rund, sondern vierkantig sei, und zwar waren die vier Kanten durch Reihen besonders
großer Granula angedeutet, parallel zu denen die Flächen mit kleineren Körnchen
bedeckt waren. Einen viereckigen Trichocystenquerschnitt b a t schon SCHNEIDER bei den
„Tektinstäbehen“ von Prorodon beobachtet, so daß die vorliegenden Trichocysten in dieser
Hinsicht sich sehr gut an diese anschließen.
2. Unterordnung : Trichostomata.
Familie: Plagiopylidae.
Gattung: Plagiopyla.
Plagiopyla nasuta Stein.
Diese nicht allzu häufige Art erhielt ich aus Faulkulturen, die mit Pflanzenmaterial
vom Tümpel am Flugplatz angesetzt waren.
Weder P énard noch K ahl noch Schneider bringen Angaben über die S truktur der
Trichocysten dieser Gattung, die andeutungsweise auch schon im Hellfeld zu erkennen ist.
Das Dunkelfeldbild ist höchst charakteristisch. Es lassen sich nämlich an den ausgesehleu-
derten Trichoeysten zwei scharf voneinander getrennte Abschnitte unterscheiden, und zwar
erstens ein kürzerer Teil, der von dünnen, häufig bläulich aufleuchtenden Seitenmembranen
begrenzt wird und im Innern einen dunklen Innenraum umschließt, und zweitens einen
daran anschließenden Teil, der — wenigstens bei der vorliegenden ArfjpSjin seiner ganzen
Breite aufleuchtet (Abb. 43 b).
Wie die Lage der ausgesehleuderten Trichocysten zu den ausschleudernden Tieren
beweist, stellt der im Innern optisch leere Teil das Hinterende dar. Die gesamte Länge der
ausgeschleuderten Triehocyste beträgt nach meinen Beobachtungen etwa 27 ¡r.
Durch die Teilung in zwei ungleiche Abschnitte, von denen der eine noch dazu durch
dünne, bläulich aufleuchtende Wände ausgezeichnet ist, erinnern die Trichocysten sehr
an die von mir beschriebenen nesselkapselähnlichen Trichocysten. Doch bin ich auch
heute noch nicht in der Lage, zu sagen, oh die Ähnlichkeit rein äußerlich ist, oder ob nähere
Beziehungen vorliegen.
Der hintere, kürzere Teil der Trichocysten, der etwa 8 lang ist und in seinem Aussehen
an die „Kapsel“ der nesselkapselähnlichen Trichocysten erinnert, entspricht also etwa
einem Drittel der gesamten Triehoeystenlänge. Die dünnen Seitenwandungen, die wahrscheinlich
wegen ihrer submikroskopischen Feinheit häufig bläulich aufleuchten S - gehen
nach hinten zu über in eine stärker weißlich aufleuchtende, abgestumpfte Spitze. Nach
vorne hin erscheint dieser hintere Abschnitt abgeschlossen durch eine ebenfalls stärker als
die Seiten wan düngen auf leuchtende quergestellte Platte. In den recht häufigen Fällen, in
denen die Seitenwandungen dicker sind und das bläuliche Aufleuchten vermissen lassen,
heben sich natürlich die vordere und hintere Begrenzung nicht so scharf von den Seitenwandungen
ab und es umschließen die gleichmäßig weiß aufleuchtenden Konturen den
optisch leeren Innenraum.
Dem vorne an die Kapsel ansetzenden vorderen Trichocystenabschnitt fehlt bei Plagiopyla
nasuta ein dunkler Innenraum. Dieser Teil macht etwa zwei Drittel der gesamten Tri-
choeystenlänge aus, er ist sowohl bei seinem Ansatz an die „Kapsel \ wie auch nach der
Spitze hin verjüngt und zeigt infolgedessen das Bild einer Spindel, deren breiteste Stelle
eine Kleinigkeit vor der Mitte liegt. Das Vorderende ist sehr häufig scharf zugespitzt. In
anderen Fällen liegt vor der Spitze ein kleines, von leuchtenden G ranulis begrenztes Knöpf-
chen. Die Konturen des vorderen Abschnittes sind übrigens nicht glatt, sondern erscheinen
im Dunkelfeld rauh.
Sowohl in Eosin, wie auch in Methylenblaulösung färben sich alle die hier beschriebenen
Teile, ohne daß irgendwelche Einzelheiten hervorgehoben oder neue Strukturen sichtbar
gemacht werden. Die mit Eosin gefärbten Trichocysten leuchten in einem stark mit rot
vermengten, grünlichen Farbton auf. Beide Färbungen sind übrigens auch sehr gut geeignet,
um im Hellfeld die Plagiopyla-Tiichocyste besser sichtbar zu machen. Teilweise läß t sich
nach Anwendung dieser Farbstoffe auch im Hellfeld ihre Zusammensetzung aus zwei Abschnitten
deutlich nachweisen, wenn natürlich auch die genauere Untersuchung der Strukturen
dem Dunkelfeld Vorbehalten bleiben muß.
Weitere Versuche, mit Hilfe der früher von mir beschriebenen Analyse des Dunkel-
feldbildes mit dem Analysator eines Polarisationsapparates (1930) irgendwelche weiteren
Bauelemente wie Trichoeystenkorn oder dergleichen sichtbar zu machen, schlugen fehl. Ebensowenig
zeigten die Piagiop3/ia-Trichocysten Doppelbrechung. Pleochroismus ließ sich nach
den angewandten Färbungen nicht feststellen.
Größte Schwierigkeiten bereitete die Isolierung ruhender Trichoeysten. In einzelnen
Fällen glückte sie durch Anwendung sehr viel konzentrierter Magnesiumsulfatlösung. Die
ruhenden Stadien (Abb. 43a) stellen Stäbchen von etwa 6,7 y. Länge dar, deren Vorderende
scharf zugespitzt und deren Hinterende abgerundet ist. Die dicken und stark lichtabbeugen-
den Wandungen umschließen einen optisch leeren Binnenraum.
Von besonderer Bedeutung für das Verständnis der vollkommen abweichend gebauten
Trichocysten wäre es gewesen, wenn sich geeignete, pathologische Explosionsförmen hätten
finden lassen, die Aufschluß über den Explosionsverlauf geben konnten. Alle diesbezüglichen
Versuche scheiterten daran, daß a n s c h e i n e n d der V erlauf der Explosion nur schwer
zu beeinflussen ist. Die einzigen, stärker veränderten Explosionsstadien fand ich in konzentrie
rter Lösung von Lithiumchlorid. In diesem Falle war der kapselähnliche Hinterteil
stark zusammengefallen, was zuweilen soweit ging, daß er nur noch als ein dünner, fadenförmiger
Anhang des vorderen Trichocystenabschnittes erschien. Das Lumen war vollkommen
verschwunden. Möglicherweise handelt es sieh hei dieser Erscheinung um eine
osmotische Wirkung der starken Salzlösung.
Der vordere Trichocystenabschnitt war in keinem Falle nennenswert verändert. In den
starken Magnesiumsulfatiösungen beobachtete ich häufig an seiner Spitze ein kleines, von