
den natürlich am deutlichsten in Erscheinung treten unter Bedingungen, die zwischen
Optimum und Pessimum liegen. Unter optimalen Bedingungen können auch schwächere,
wenigstens Durchschnittstiere, sich normal entwickeln. Im Pessimum liegen aber die Bedingungen
wieder so ungünstig, daß selbst die stärksten Tiere, ebenso wie die Durchschnittstiere,
der Ungunst der Lebensbedingungen erliegen müssen. Das geschieht dagegen
nicht bei den zwischen Optimum und Pessimum gelegenen Bereichen. Hier muß die Individualität
in Erscheinung treten, weil unter Bedingungen, die Schwächlingen bzw. auch
Durchschnittstieren schon keine normalen Entwicklungsmöglichkeiten mehr bieten, die
starken Individuen sich noch behaupten und normal entwickeln können. Darum verdienen
gerade diese Lebensbezirke starke Beachtung und müssen noch mehr, als bisher geschehen
ist, untersucht werden. Gerade diese Ausnahmetiere, die sich unter nichtoptimalen
Bedingungen ernähren, sind die besten Objekte fü r Individualitätsstudien. Mit Recht hat
A. Hase (1929) die Aufmerksamkeit der Entomologen auf die Frage der Individualitätsforschung
hingewiesen.
Vorliegende Untersuchung h a t denn auch für die allermeisten Versuche den genau
kontrollierten Einzelversuch dem Massenversuch vorgezogen. Wenn auch bei unseren Versuchen
für die Einzeltiere noch keine erschöpfende Lebensgeschichte geschrieben werden
konnte, so war meist das Leben jedes Versuchstieres von der Eiablage genau bekannt
(auch das Leben der Eltern — wenigstens der Mutter tgl war mindestens von der Verpuppung
ab bekannt) und ging bis zum Vollkerf. F ü r diese sind allerdings die Beobachtungen
meist unvollständig, weil die Käfer nach dem Schlüpfen bald p räpariert werden
mußten. Wenn man so Einzeltiere dauernd genau beobachtet, ist man über die weitgehenden
Übereinstimmungen im physiologischen und ökologischen Geschehen mit Recht erstaunt,
doch muß man bei Beobachtung unter nichtoptimalen Lebensbedingungen auch das
Individuelle des Einzeltieres immer wieder feststellen. So wird man davor gewarnt, solche
Beobachtungen als belanglos — weil sie gegen die Regel verstoßen und dadurch störend
wirken beiseite zu schieben.
3. Nahrungsmenge.
Außer den Fragen nach der Art und Qualität der Nahrung kommt der Frage nach
der Quantität der Nahrung (Nahrungsmenge) ein besonderes Interesse zu.
Es soll zunächst festgestellt werden in Einzelversuchen:
Wieviel Nahrung nimmt eine Larve im Laufe der Fraßperiode — vom Schlüpfen
aus dem Ei bis zur Verpuppung — auf? Es soll dabei besonders untersucht werden, ob
und welche Unterschiede für die beiden Geschlechter sich feststellen lassen.
Zur Klärung dieser Frage wurden Serien von Einzel versuchen in Wägegläschen von
27 ccm Inhalt angesetzt, und zwar:
Serie 1. 20 Versuche auf Papillonstoff (+ ZT 100%) bei 30°
» 2- 10 » » Flanell „ „ „ „ „ „
» 3. 10 „ „ Papillonstoff „ „ „ „ „ „ als Kontrolle
» 4- 10 „ „ „ „ „ „ „ „ 35° -
Die Serien 1—4, insgesamt 50 Einzelversuche, die in sorgfältigster Weise überwacht
und durchgewogen wurden, sind die Unterlagen für die weiteren Betrachtungen*).
*) P ie beiden Geschlechter verteilen sich in den Versuchen nach folgender Aufstellung:
Serie 1 12 $ — 8 cf Serie 3 4 $ — 5 cf
» 2 9 | — 1 cf „ 4 4 | g g 5 cf-
H Menge der aufgenommenen Nahrung ist beim S-Durchschnitt bedeutend höher
als heim cf-Durchschnitt.
Serie i. $ = 32,91 mg, Min. = 23,6 mg, Max. = 44,4 mg.
2. s = 20,13 „ „ = 17,2 „ „ = 24,6 „
’ 33,32 „ =27,6 „ = 3 5 ,8 „
4. StB 3-2,47 I „ = 30,2 „________ „ = 35,0 „
Gesamtdurchschnitt: Serie 1—4 — 29,71 mg.
Serie 1. cf = 20,12 mg, Min. = 17,4 mg, Max. = 23,4 mg.
2. cf = 18,8 „ „ = — „ =
3. cf = 18,9 „ „ = 15)6 „ „ = 21,8 „
” 4. cf = 26,2 „ , , - J B H H 9.8 „ = 33,7 „
Gesamtdurchschnitt: Serie 1—4 = 21,0 mg.
D ieB * nehmen also durchschnittlich das l,4fache der Nahrungsmenge der cf cf auf.
Ebenso gehen die H mehr Kot ah als die cfcf.
Serie i , * H 18,54 mg, Min. =fl4,2 mg, Max. = 26,2 mg.
2. 2 B 13,31 „ „ = 11,0 „ „ = 1 6 ,4 „
” 3. s B 19,62 „ „ = 1 6 ,3 „ =22,4 „
4. 21'80 >• ’’ = 18 8_"________ - = 28.4
Gesamtdurchschnitt: Serie 1—4 = 18,32 mg.
Seriell;; = 12,01 mg, Min. = 10,6 mg, Max. = 14,4 mg.
„ 2. cf = 12,00 „ „ = —, „ = —
„ 3. cf = 11,44 „ „ = 9,8 „ „ = 13,0 „
V 4. cf = 16,66 ■■ ÜBM§il4~.3 ■■________„ = 19,6 „
Gesamtdurchschnitt: Serie 1—4 = 13,03 mg.
D ie fÄ t geben durchschnittlich das l,4fache des Kotgewichtes der cfcf ab.
Der Quotient S/cf stimmt fü r die aufgenommene Nahrung und den abgegebenen Kot
also vollkommen überein.
Diese Tatsache, daß die 2 2 bedeutend mehr Nahrung aufnehmen und ebenso bedeu-
tend mehr Kot abgeben als die cfcf, wird allgemein in den Versuchen aller Serien he-
stätigt.
Da aber, wie bereits dargelegt, beim 5 auch das Körper- = Käfergewicht bedeutend
größer und die Entwicklungszeit bedeutend länger ist als beim &, so kann man feststellen,
daß die Menge der aufgenommenen Nahrung, wie man aus der Tabelle Nr. 1 ersehen kann,
auch von dem Gewicht und der Entwicklungszeit abhängt, und zwar in dem Sinne, daß
beim Steigen des Gewichts und der Entwicklungszeit gleichzeitig auch ein Steigen der
Werte für die Menge der auf genommenen Nahrung sich feststellen läßt.
Doch sagt diese Feststellung nicht gerade viel zu der Frage üher die Abhängigkeit
der Nahrungsmenge vom Geschlecht der Tiere. Man muß vielmehr, um vergleichbare
Werte zu finden, eine Umrechnung vornehmen.
1. E s m u ß d i e M e n g e d e r a u f g e n omme n e n N a h r u n g (gefressener Stoff
= n) a u f 1 mg K ö r p e r g e w i c h t (= g) b e r e c h n e t we r d e n ,
also — — K l
g