
eine Rolle zu. Die Eizellen der parthenogenetischen Generationen der Pemphigini sind
jedoch so gut wie dotterfrei. Es ist möglich, daß die Dotterzellen bei ihnen irgendwelche
Stoffe produzieren, welche ursprünglich einer Verarbeitung des Dottermaterials
dienen mochten, beim Fehlen des Dotters aber schädigende Einflüsse auf die angrenzenden
Blastodermzellen ausüben. Tatsache ist jedenfalls, daß an der Stelle, wo ursprünglich
das Blastoderm aus sehr hohen Zellen bestand (Abb. 154), nunmehr (Abb. 156) nur noch
ein sehr niedriges Epithel vorhanden ist, welches sich in der folgenden Zeit (Abb. 157)
noch viel stärker abflacht. Dadurch wird das Blastoderm in zwei verschiedene Hälften
geteilt. Uns interessiert hier vor allem der Teil des Blastoderms, welcher in Abbildung 156
und 157 links liegt. Aus ihm geht der Keimstreif hervor, während das übrige Blastoderm
sich mehr und mehr abflacht.
Die Abbildungen 156 und 157 zeigen weiterhin sehr schön den Beginn der Invagination
des Keimstreifs. Pemphigus unterscheidet sich hierin von den von Töth untersuchten
Arten, bei welchen die Invagination schon zu Beginn der Symbionteninvasion erfolgt. Die
Invagination geschieht bei Pemphigus außerdem stets an jenem Teil der Infektionsstelle,
welcher der Gonade gegenüberliegt. E rst später (Abb. 157) setzt die Einstülpung auch in
der Umgebung der Geschlechtszellen ein. Eine lückenlose Folge von Stadien berechtigt zu
der Feststellung, daß nur aus dem an der Vorderseite der Infektionsstelle sich einstülpenden
Teil des Blastoderms das Bauchmark hervorgeht, während aus dem an der Hinterseite
der Infektionsstelle sich einstülpenden Teil das Amnion entsteht. Aus dem sich nicht einstülpenden
Teil des Keimstreifs bildet sich das Oberschlundganglion. Nach Beendigung der
Invagination sind demnach die beiden Hauptteile des Nervensystems, Gehirn und Bauchmark,
bereits determiniert, ebenso das Amnion.
Die weiteren Vorgänge der Blastokinese sind vor allem durch das Wachstum der eingefalteten
Teile des Keimstreifs bedingt. Zunächst kommt ein Bild zustande, wie es in
Abbildung 158 dargestellt ist. Infolge des starken Wachstums des eingefalteten Keimstreifs
wird das Mycetom auf die Unterseite des Embryos verlagert. Die Grenze zwischen
Amnion und Keimstreif (*) tritt sehr deutlich in Erscheinung. Am Keimstreif selbst beginnt
sich das untere Blatt (Mesoderm) abzusondern, und ungefähr gleichzeitig kann man die
Anlage der Speicheldrüse erkennen. Letztere entsteht immer an der Grenze von Unterschlundganglion
und dem I. Thorakalganglion. Die Grenze zwischen dem III. Thorakalganglion
und dem I. Abdominalganglion zeigt sich schon auf wenig älterem Stadium durch
die starke Abnahme der Mächtigkeit des Keimstreifs an dieser Stelle. Eine klare Gliederung
des Bauchmarks in Unterschlundganglion, Thorakalmasse und Abdominalmasse ist
im allgemeinen bei Embryonen von 100 Gesamtlänge gegeben (Abb. 159). Bei solchen
Stadien ist außerdem die Grenze zwischen Keimstreif und Amnion außerordentlich deutlich.
An solchen Embryonen konnten daher auch erstmals exakte Messungen durchgeführt werden,
während sich alle jüngeren Stadien nicht dafür eignen.
Zunächst seien einige Bemerkungen über die Methode des Messens vorausgeschickt:
Verwendet wurden hierzu nur Embryonen, welche möglichst genau sagittal geschnitten
waren. Die ausgesuchten Stadien wurden m it dem Zeichenapparat sorgfältig gezeichnet. Im
Bauchmark wurde sodann eine Hilfslinie eingetragen, welche in der Mitte zwischen der
dorsalen und ventralen Begrenzung des Bauchmarks liegt. Diese Linie wurde mit dem
Stechzirkel genau ausgemessen, ebenso die Gesamtlänge des Tieres. Die Körperlängen wurden
auf der Abszisse, die zugehörenden Maße des Bauchmarks auf der Ordinate aufgetragen
(Abb. 160), und zwar derart, daß die oberste Kurve die Länge des gesamten Bauchmarks
darstellt, die zweite Kurve die Summe der Längen der Thorakal- und Abdominalganglien
und die unterste Kurve die Länge der Abdominalganglien. Die in drei verschiedenen
Tönungen angelegten Flächen zwischen den Kurven zeigen demnach die Wachstumsveränderungen
des Unterschlundganglions, der Thorakalganglien und der Abdominalganglien.
Als Hilfslinie ist in Abbildung 160 noch y = x eingetragen, um dadurch den Vergleich zwischen
der Gesamtlänge des Tieres und der Länge des Nervensystems zu erleichtern.
Aus der bildlichen Darstellung der gemessenen Werte (Abb. 160) lassen sich folgende
Tatsachen herauslesen. Das Bauchmark eines 100 (x langen Embryos ist fast doppelt so lang
wie der ganze Embryo. Dies ist auf die starke Einrollung des Keimstreifs zurückzuführen
(vgl. Abb. 158—159). Die größte Länge erreicht das embryonale Bauchmark bei etwa
250 ja langen Embryonen. Es handelt sich hier um Stadien, bei welchen der Keimstreif
bereits umgerollt ist (Abb. 161) und nun mit seinem Hinterende fast bis in die Höhe des
Unterschlundganglions heraufreicht. Der Umrollung des Keimstreifs ging also eine
beträchtliche Streckung des Nervensystems parallel. Auf diese Streckung folgt eine Periode
starker Verkürzung des Nervensystems. Die Verkürzung erfolgt bei Stadien von 250 bis
275 Gesamtlänge. Sie kommt dadurch zustande, daß nun das gesamte Bauchmark auf die
Ventralseite des Embryos verlagert wird, so daß ein Bild entsteht, wie es in Abbildung 162
dargestellt ist. Die einzelnen Ganglien erscheinen stark zusammengeschoben; trotzdem läßt
sich auf diesem Stadium die Gesamtzahl der Abdominalganglien leicht feststellen, sie
beträgt 10. Bei Embryonen von ca. 275 p Länge beträgt die Gesamtlänge des Bauchmarks
gleichfalls 275 [x. Hier überschneidet sich die oberste Kurve mit der Wachstumskurve
y = x. Bei allen älteren Embryonen bleibt die Länge des Bauchmarks immer mehr hinter
der Körper länge zurück. Die Gesamtlänge des Nervensystems nimmt zunächst sogar noch
ab, was ausschließlich auf eine starke Verkürzung der abdominalen Ganglien zurückzuführen
ist. Besonders stark ist diese Verkürzung bei Stadien von 4—500 (/• Länge. Sie ist
auf das Auswachsen des sog. Geschlechtsnerven (Abb. 163, G. N.) zurückzuführen. Die
geringste absolute und relative Länge erreichen die Abdominalganglien bei Embryonen
von 550 (x Länge. Von da ab steigen alle drei Kurven langsam und stetig an, doch bleibt
die Länge des Nervensystems im Vergleich zu der Länge des ganzen Tieres immer weiter
zurück. Während die Länge der neugeborenen Larve ca. 600 [*, diejenige der Imago aber
17—1800 [x beträgt, hat das Bauchmark der Neugeborenen eine Gesamtlänge von 220 [/.,
dasjenige der Imago jedoch von nur 330 fx. Die Folge davon ist, daß sich vor allem die
abdominalen Ganglien immer weiter von den von ihnen innervierten Segmenten entfernen;
oder besser gesagt: durch die Wachstumsprozesse des Gesamtkörpers werden die abdominalen
Segmente immer mehr von den sie innervierenden Ganglien entfernt.