
der Verfertigung von ganz unbedeutenden Halsketten, Fingerringen
und Verzierungen der Waffen, wobei sie auf die
schamloseste Art den Silbergehalt durch Zinn und Zink
verringern. Auch haben mehrere dieser Silberschmiede die
Industrie, das aus den südwestlichen Gegenden kommende
Gold, welches durchgängig in durchbrochener Ringform
geschmiedet und von sehr reinem Gehalt zu Markte gebracht
wird, mit Kupfer zu mengen, was jedoch der Kenner,
wegen der geringeren Biegsamkeit des so verfälschten
Gold es, leicht zu entdecken vermag. Es hält übrigens
schwer, selbst ein geringes Quantum dieses Metalles zusammenzukaufen.
Auch wirft dasselbe beim Wiederverkauf
zu Massaua meist nur einen geringen Gewinn ab. Während
meiner Anwesenheit zu Gondar kostete die Unze (d, h.
das Gewicht eines Species-Thalers) neunzehn Maria-The-
resia-Thaler und zu Massaua bezahlt man das gleiche Gewicht
nur mit zwei und zwanzig und einem halben Thaler,
so dass also bei den vielen Gefahren, denen dieses Geschäft
durch Plünderung und Dieberei ausgesetzt ist, und
im Verhältniss zu dem Ertrage anderer Handelszweige, der
Gewinn daran sehr unbedeutend ist.
Zu den Gewerben der Einwohner von Gondar gehört
das Abschreiben der Bücher, das Verzieren derselben durch
eingeschaltete Malereien und ihr Einbinden in gepresstes
Leder. Was das Letztere betrifft, so zeichnen sich die Gon-
darer dabei namentlich durch ihre Verzierungen der Einbände
aus. Es ist wirklich zu verwundern, mit welcher
Eleganz die mit Leder überzogenen Holzdeckel vermittelst
eines heissen Eisens verziert werden, und wie erfinderisch
man in Betreff des Dessins ist. Auch im Schönschreiben
haben es einige Abyssinier zu einem hohen Grad
von Vollkommenheit gebracht. Man bedient sich zum Schreiben
des Rohrhalms, und gebraucht für Bücher fast durch-
gehends nur Pergament. Dadurch, dass die Blätter mit
einer Metallspitze wagerecht lineirt werden, und somit die
ganze Schrift sehr regelmässig wird, sowie durch die verschieden
gefärbten Initial-Linien erhalten die Manuscripte
ein gefälliges Ansehen. Die Malereien in den Büchern,
welche heut zu Tage gemacht werden, sind äusserst plump
und haben dick aufgetragene Farben; die vor etwa achtzig
Jahren geschriebenen Bücher aber zeigen, dass damals wenigstens
einige Eingeborne es in colorirten Zeichnungen
bis zum Erträglichen gebracht hatten. Die ältesten abys-^
sinischen Malereien, welche ich sah, gehören der Mitte des
sechzehnten Jahrhunderts an, und weisen deutlich auf byzantinische
Lehrmeister hin, obgleich in der ganzen Composition
etwas sehr Charakteristisches ist, und eben diese
älteren Malereien abyssinische Gesichtszüge, Sitten, Gebräuche
und Costüme sehr getreu wiedergeben. Die Mehrzahl
derselben stellt Gegenstände aus dem neuen Testamente
dar, und in ihnen sind die Juden, wie diess in Abyssinien
allgemein Gebrauch ist *), immer im Profil gezeichnet.
Uebrigens herrscht in den Stellungen der meisten
Figuren, ebenso wie bei den Zeichnungen der alten Egyp-
ter, ein bestimmter Typus **).
Die Bewohner von Gondar sind gar keiner directen
Steuer unterworfen, wohl aber werden indirecte Abgaben
von ihnen erhoben. Die wichtigste derselben ist der Zoll,
den man von allen aus dem Auslande herkommenden Waa-
ren bei ihrem Eingang in die Stadt entrichten muss. Der*)
Siehe Th. I. S. 347.
**) Mehrere Malereien befinden sich in den von mir der Frankfurter
Stadtbibliothek geschenkten Codices.