
Ein acht Zoll langes und vier Zoll hohes Pergamentblatt
mit zwei, in der Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts gefertigten Reiterfiguren, und ein zwei
Fuss langer und ein fünfviertel Fuss hoher Pergamentbogen
mit Skizzen biblischer Scenen, welche im Anfang
des neunzehnten Jahrhunderts gezeichnet wurden.
Ausser den angegebenen, von mir acquirirten Werken
der abyssinischen Literatur, sind mir in Gondar noch nach-
verzeichnete Schriften zu Gesicht gekommen, welche theils
nicht verkäuflich waren, theils desswegen, weil man zuviel
für dieselben forderte, oder weil sie mir nicht wichtig
genug erschienen, von mir nicht acquirirt wurden :
Das neue Testament, selten in vollständigen Exemplaren,
ungemein häufig aber in solchen, welche bloss die vier
Evangelisten enthielten.
Ein weitläufiges Werk', welches die Uebersetzung der
Schriften des heiligen Chrysostomus oder, wie die
Abyssinier ihn nennen, Oaf Work, enthielt.
Verschiedene, durch die lächerlichsten Zusätze entstellte
Biographieen Jesu Christi * ), der Jungfrau Maria,
mehrerer Heiligen und namentlich des Abba Teqela
Haimanot.
Biographische Notizen über alle Heiligen des abyssinischen
Kalenders, welchen die verschiedenen Monäts-
tage gewidmet sind; ein weitläufiges, im Abyssinischen
Z a n k e s a r betiteltes Werk.
Auffallend war es mir, dass die Abyssinier, wie es scheint,
gar keine poetischen Werke haben, während die Literatur
*) In e in e r.dieser Biographien steht z. B. ein Bericht über den dreissig-
jä h rig e n Aufenthalt Jesu Christi in Abyssinien nach seiner Auferstehung.
der benachbarten Araber gerade daran so reich ist. Nie
ist mir irgend eine poetische Production vorgekommen,
obgleich ich angelegentlichst darnach geforscht habe.
§. 14.
Ueber die in Abyssinien gemachten astronomischen
Beobachtungen.
Ich habe das Resultat der meisten astronomischen Ortsbestimmungen,
welche ich in Abyssinien gemacht habe,
und die mir bei der Entwertung der Karte dieses Landes
zur Basis dienten, bereits im Verlaufe meines Reiseberichts
angeführt. In §. 10. (Band 2. Seite 313) aber gab ich noch
insbesondere die Gründe an, warum ich auf meiner Karte
nicht ganz Abyssinien umfasste, sondern mich auf die Darstellung
der von mir bereisten Provinzen beschränkte. Ich
hatte nun noch die Absicht, hier, am Schlüsse meines
Berichtes, ebenso, wie ich seiner Zeit in dem Werke über
Nubien, Kordofan und das peträische Arabien that, meine
sämmtlichen astronomischen Beobachtungen selbst ab-
drucken zu lassen, um so jeden Mann vom Fach in den
Stand zu setzen, die Resultate derselben einer gründlichen
Prüfung zu unterwerfen. Allein die Kosten, welche mir
dieser Abdruck einer grossen Menge von Zahlen verursachen
würde, halten mich davon ab. üeberdiess scheint mir
derselbe im Interesse der Wissenschaft nicht nöthig zu seyn,
da eines Theils schon aus jenen früher bekannt gemachten
astronomischen Beobachtungen das Vertrauen, welches
meine Ortsbestimmungen verdienen, ermittelt werden kann,