
welchem die hiesigen Priester eine Wanne machen, in der
früher die Könige vor der Krönung gebadet haben sollen.
Den H of der Kirche umgibt eine schlecht Unterhaltene
niedere Mauer. In diese sind zwei in Stein ausgehauene
Löwenköpfe von der rohesten Arbeit eingesetzt, deren
Rachen einst zu Wasserrinnen dienten, und welche "von
irgend einem älteren zerstörten Gebäude herrühren; Salt
gibt Taf. 31. Fig. 1. und 2. eine Abbildung derselben.
Wendet man sich von der Metropolitankirche nach Nordosten,
so fällt vor allem Ändern ein etwa zweihundert
Schritt entfernter, aufrecht stehender Obelisk auf, der sich
vor einem dicht dahinter befindlichen colossalen Sykomor-
Baume schön heraushebt *). Er ist aus einem einzigen Lavablock
gefertigt, und bei sechszig Fuss hoch ; seine Basis
besteht, gleich der aller ändern hiesigen Obelisken, in
einem länglichen Rechteck. Die Bildhauereien, welche nur
auf drei seiner verticalen Seiten sich befinden, sind zwar
ganz einfach, aber meines Erachtens in so fern ohne künstlerischen
Werth, als sie keine bestimmte Idee ausdrücken **).
Längs der ganzen breiten Seite ist eine Ausfurchung, in
*) Siehe Tafel 10.
**) Der Eindruck, welchen die Anschauung dieses Obelisken auf
Salt machte, ist höchlichst von dem bei mir erregten verschieden; er
schilderte denselben in seiner zweiten Reise Seite 405 foigendermassen :
„This highly wrought and very magnificent work of art, formed of a
single block of granite and measuring full sixty feet in height, produced
nearly as forcible an impression on my mind as on the first moment
I behald it, and I felt even more inclined to admire the consummate
skill and ingenuity displayed in erecting so stupendous a
work, owing to my having compared the design (during the interval
which had elapsed since my former visit) with many of Egyptian, Grecian
an Roman structure, a comparison which seemed to justify me,
in considering it as the most admirable and perfect monument of its
kind.“
welcher unten eine Thür in Haut-Relief ausgehauen ist;
Reihen von mit einander verbundenen kreisförmigen Erhöhungen
bilden wagerechte Linien und sieben Querabtheilungen,
in welchen eine Art von Triglyphen sich befindet.
Das Ende des Obelisk ist eine bogenförmige Fläche,
an welcher die untere Hälfte der Krümmung concav aus-
gemeiselt ist. Unter dem Vorsprung dieser Endzurundung
sind Löcher in Form eines Kreuzes eingehauen, in welchen
vermuthlich ein metallenes Cruzifix befestigt war. Damit
würde in diesem Falle eine Hinweisung auf die Z eit, in
welcher der Obelisk gefertigt wurde, gegeben seyn, da das
Christenthum bekannter Massen in der ersten Hälfte des
vierten Jahrhunderts in Abyssinien- eingeführt wurde. Der
Obelisk wird von einer Sockelplatte getragen, auf deren
oberer Fläche vier napfförmige Vertiefungen eingehauen
sind. In der Nähe dieses Obelisken gewahrt man die Trümmer
von fünf ändern, welche alle dieselbe Verzierung haben,
ihm auch ihrem Style nach ähnlich sind, und sich nur durch
sehr abweichende Dimensionen von ihm unterscheiden.
Einer derselben, welcher in vier Stücke zerbrochen ist,
und gleichfalls aus einem einzigen Lavablock gefertigt war,
hatte eine Länge von beiläufig zwei und neunzig Fuss.
Dem Anschein nach sind diese Obelisken durch ein Erdbeben
umgeworfen worden. In der Umgegend finden sich
endlich noch viele theils aufrecht stehende, theils auf der
Erde liegende öbeliskenartige Steine ohne Bildhauerei und
von so roher Arbeit, dass oft die gegenüber stehenden Seiten
nicht einmal parallel sind; mehrere sind oben zugespitzt,
andere enden mit der natürlichen Bruchfläche. In
ihrer Sellung gegen einander zeigt sich nicht die geringste
Symmetrie. Der ganze von den Obelisken eingenommene
Raum dürfte ein grösser Begräbnissplatz gewesen seyn.
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