
Ein gewisser Djeaz Josufe, Befehlshaber des südlich
und westlich von Begemdcr und Lasta liegenden Districts
Am basal, hatte mit Ras Hailu von Gudjam verabredet ,
dem Ras Ali. in den Rücken zu fallen. Um sich dafür zu
rächen, schickte der Letztere in der ersten Hälfte des
Jahres 7280 gegen Josufe seinen Bruder Aligas ab, welcher
das gaiize Land schrecklich verwüstete und entvölkerte,
Josufe auf dem Berge Sangolat belagerte, ihn besiegte
und endlich zwang, sich nach Gesehen zurückzuziehen.
Teqela Georgis verweilte unterdessen zu Aringho in Begemder.
Als Ras Hailu abermals von Gudjam nach Gondar
und später nach Isak Deber in Woggera zog, um in Verbindung
mit Ras Gabire von Simen und einem gewissen
Kobti, Graniazematsch von Woggera, einen neuen Kaiser
auf den Thron zu setzen, marschirt Ras Ali gegen sie,
verheert ganz Woggera, und verfolgt seine Feinde bis
nach Shoada in Simen. Djeaz Oeled Gabriel von Tigre
kommt ihnen jedoch zu Hülfe, und die Galla’s müssen
nun zurückweichen. Dieser Gabriel sucht den Ras Ali zu
bewegen, Teqela Georgis aufzugeben, und schlägt vor,
einen neuen Kaiser in der Person Beda Mariam’s, eines
Sohnes des Kaisers Salomon, auf den Thron zu setzen.
Man konnte sich aber darüber nicht verständigen, und Ras
Hailu und Djeaz Oeled Gabriel erklären daher nach ihrem
Einrücken in Gondar den Jasu von Neuem zum Kaiser *).
Sie marschirten hierauf nach Ifak, und die beiden feindlichen
Armeen treffen bei Amed Ber am Flusse Rib (in
der Provinz Bellessa) auf einander. Die Schlacht, welche
hier beim Flecken Gantona, und zwar am grünen Donnerstag
geliefert w ard, endete mit einem vollkommenen
Sieg der Galla’s unter Ras Ali. Djeaz Oeled Gabriel von
Tigré kam in derselben ums Leben; Ras Gabire von Simen,
der Atze Beda Mariam, welchen Oeled Gabriel zum Kaiser
machen wollte, und der Kaiser Jasu selbst wurden zu Gefangenen
gemacht *) ; Ras Hailu aber rettete sich durch
die Flucht nach Gudjam.
Nach diesem glänzenden Siege begab sich Ras Ali mit
Teqela Georgis vorerst nach Aringho zur Feier des Osterfestes,
wo bei der neuen Aemterbestellung unter Ändern
der Djeaz Gugsa an der Stelle des gefangenen Ras Gabire
zum Statthalter von Simen ernannt wurde. Teqela
Georgis zog endlich im Monat Sene (7280) wieder in
Gondar ein, um hier noch eine kurze Zeit als Kaiser zu
figuriren; Ras Ali aber wandte sich nach Geregera, wo er
einem kurz dauernden Unwohlseyn erlag **) ; er ward zu
Lalibela begraben ***). Sein Bruder Aligas, von den
Galla’s als Oberhaupt anerkannt, folgte ihm auch in der
*) Gr. Ch. v. K. pag. 475 b.
**) ibid. pag. 476 a. Ras Ali starb am 20. Sene 7280.
***) Nach den Herren Combes und Tamisier (Vol. 3. pag. 139) soll
Beda Mariam, der, wie ich weiter unten berichten werde, erst am 12.
Ginbot 7287 (d. h. am 18. Mai 1795) zum Kaiser gemacht wurde, in
den Jahren 1786 — 1787 regiert haben, und in einer im letztgenannten
Jahre gelieferten Schlacht mit den Galla’s geblieben seyn. Von
dem angeblichen Nachfolger dieses Beda Mariam, welchen diese Reisenden
Haimanout benennen, sagen sie (pag. 140) Folgendes: „II fut
soutenu par les troupes du Gojam et du Tigré; mais Ras-Ali, gouverneur
du Béghemder, ayant formé une alliance avec la tribu des
Ejjous-Galla, s’avança vers Gondar, et détrôna Haimanout etc.“ Wie
würde ein Abyssinier lachen, wenn er diess läse! Um aber auch bei
diesem Beispiele zu sehen, wie die beiden Herren ihre sogenannten
Forschungen gemacht haben, so schlage man Valentia’s Reise, Vol. III.
pag. 164 und 165 auf, wo alles das, was jene von Beda Mariam, Iskias,
Salomon etc. erzählen, sich wörtlich vorfindet!!