
während dieses Jahres ruhig in Gondar geblieben zu seyn,
mit alleiniger Ausnahme eines Kriegszugs, den er in Verbindung
mit dem Djeaz Ali (dem Galla) gegen einen
Djeaz Gedelu in Begemder unternahm. Dieser Gedelu,
von welchem sonst weiter keine Rede ist, war vermuth-
lich ein anderer Galla-Häuptling, welchen Ali demüthigen
oder verdrängen wollte. Da dem Letzteren, der von nun
an den Titel Ras fuhrt, diess nicht glückte, so begab sich
derselbe in sein Stammland zu den in Daunt wohnenden
Edjou-Galla’s, mit deren Hülfe er dann, wie es scheint,
ganz Begemder sich unterwarf. Ras Hailu, der Statthalter
von Gudjam, gerieth gegen Ende des Jahres 7278 mit Ras
Ali in einen Zwist, in Folge dessen dieser den vertriebenen
Kaiser Teqela Georgis von Ambasal (südöstlich
von Begemder) nach Geregera (in Begemder) kommen
liess *); ehe er aber nach Gondar marschirte, um denselben
wilder auf den Thron zu setzen, bekriegte er zuerst
einen Balambaras Remha, Befehlshaber der Provinz Guna
(südlich von Begemder), wobei am 5. Tachsas 72/9 der
Berg Lemon, auf welchen sich Remha zurückgezogen hatte,
erstürmt, alle Vertheidiger desselben umgebracht, und überhaupt
viele Gräuel in der Umgegend begangen wurden **).
Djeaz Oeled Gabriel von L asta, der Sohn von Wend
Bowesan, vereinigte -sich bei diesem Kriegszug mit Ras
Ali, um Teqela Georgis nach Gondar zu führen; sie begaben
sich aber nicht direct nach Gondar, sondern zogen
südlich daran vorbei über Sakala nach Gudjam und Damot,
im Jahr 7278 zu den verschiedenen Eremiten inWaldubba machte, so
wie die später durch die Priester zwischen ihm und Ras Hailu von
Gudjam zu Stande gebrachte Aussöhnung beschrieben.
*) Gr. Ch. v. K. pag. 463 b.
**) Ibid. pag. 465 a.
um den Ras Hailu zu befehden. Als es zu einer Schlacht
mit diesem kommen sollte, schlossen sie unter einander
einen Frieden, dessen Opfer Teqela Georgis halb und halb
wurde. Er wird nämlich nicht nach Gondar geführt, sondern
muss sich vielmehr über die Brücke Deldei nach
Aringho (in Begemder) zurückziehen *).
Ras Ali unternahm nun einen Kriegszug nach Waldeja
(in Amhara). Ras Hailu (von Gudjam) aber schloss unterdessen
heimlich ein Bündniss mit Djeaz Oeled Gabriel
(von Tigré) und Djeaz Gabire (von Simen), um den Ras
Ali sammt allen Galla’s aus Begemder zu vertreiben. Kaiser
Jasu wird mit in dieses Bündniss gezogen, oder vielmehr
Ras Hailu’s Partei bedient sich zur Erreichung ihrer eigenen
Zwecke seines Namens, als wenn es bloss der Verfechtung
seiner Rechte gelte, gleich wie andererseits Ras
Ali vorgeblich immer nur für Kaiser Teqela Georgis streitet.
Auf die Nachricht des ihm von diesen Verbündeten
drohenden Angriffs kehrte Ras Ali mit einer furchtbaren,
aus Galla’s bestehenden Heeresmacht nach Begemder zurück,
unter deren Befehlshabern auch zwei für die spätere
Geschichte wichtige Männer, nämlich Ali’s Bruder Aligas
und sein Neffe Djeaz Gugsa, namentlich angeführt werden**).
Ras Hailu und Oeled Gabriel ziehen sich, bestürzt
über die Macht der anrückenden Galla’s, in ihre Provinzen
Gudjam und Tigré zurück; Ras (Djeaz) Gabire aber
erleidet in der Provinz Woggera, welche von den Galla’s
schrecklich verwüstet wird, eine Niederlage und flieht mit
Jasu nach Simen. Alles dieses geschah kurz vor dem Beginn
der Regenzeit des Jahres 7279.
*) Gr. Ch. v. K. pag. 468 a.
**) Gr. Ch. v. K. pag. 468 b.