
sehe Hügel-Landschaft; diese war mit verkrüppelten Bäumen
und Dorngesträuchen bewachsen, welche jedoch jetzt
grossentheils verdorrt waren, da es seit mehreren Monaten
hier nicht geregnet hatte. Theodor erstattete mir über seinen
Marsch von Dobark hierher folgenden Bericht. Durch
eine Art von-Hohlweg zwischen zwei Hügeln, von welchen
der Östlichste sich um fünfhundert Fuss über die Fläche
von Dobark erhob, gelangte er nach einstündigem Marsch
an den Rand des Bergabhanges, welchen man mit dem
Namen Lamalmon bezeichnet, und der hier die Nordgrenze
von Woggera bildet. Meiner ausdrücklichen Vorschrift gemäss
beobachtete er hier die Höhe des Barometers, deren
Berechnung für die absolute Höhe des Passes 8259 franz.
Fuss gibt. Den an einer mitunter fast senkrechtep Felsenwand
in ganz kurzen Zickzackwindungen wenigstens 3000
Fuss abwärts führenden Weg schilderte er mir als den mühsamsten
und gefahrvollsten unserer ganzen abyssinischen
Reise; durch die hervorspringenden Felsecken desselben
werden Thiere und Gepäck häufig sehr stark beschädigt,
und die Reisenden pflegen es wohl mit Recht als ein wahres
Glück anzusehen, wenn keines der Lastthiere den Strapazen
und Gefahren dieses Wegs unterliegt. Nach andert halb
Stunden langten meine Leute glücklich am Fusse
der Terrasse an. Ihre Wegesrichtung von hier aus war
vorzugsweise ost-nordöstlich. Nach zwei Stunden Marsch
passirten sie den Serima-Strom, und um drei Stunden weiter
gelangten sie an den Ansou, welcher gleich jenem nach
West-Nord-West zu fliesst. Von seinen Ufern bis zum Lagerplatz
gebrauchten sie angeblich zehn (?) Stunden; der
Weg ging über vulkanische, mit Strauchwerk bedeckte
Hügel: nirgends war eine Cultur des Bodens sichtbar, und
die Bevölkerung dieses Striches an Zahl höchst unbedeutend.
Ob in der Nähe des Lagerplatzes Adarga anjetzt eine
eigentliche Ansiedelung dieses Namens sich befindet, konnte
ich nicht mit Bestimmtheit ausmitteln *); ich erfuhr nur
soviel, dass mit jenem Worte zugleich die ganze Umgegend
längs dem Fusse des Lamalmon bezeichnet wird. Beherrscher
dieses Landstrichs war damals Ubi’s Oheim, Djeaz
Oeled Jasus, ein wegen seiner Grausamkeit berüchtigter
Mann, von dem man sich einige, die roheste Barbarei bezeugende
Handlungen erzählt. Er hielt sich gegenwärtig
in einem mehrere Stunden nach Westen zu gelegenen Dorfe
auf; an dem erwähnten Lagerplatz aber unterhielt er einen
Beamten, welcher von allen zwischen Adowa und Gondar
reisenden Kaufleuten einen sehr drückenden willkührlichen
Zoll erhob. Nachdem der mir von Ubi beigesellte Officier
und der Geschäftsführer des Haupt-Zollpächters in Adowa
mit diesem mehrere Stunden lang wegen meines freien
Durchgangs verhandelt hatten, erklärte letzterer sich endlich
für unberechtigt, in der streitigen Sache ohne besondere
Verfügung seines Herrn zu entscheiden. Dadurch ver-
grösserte sich denn der Zeitverlust, welchen wir hier zu
erleiden hatten, und der, abgesehen von der bevorstehenden
Regenzeit, für uns um so bedenklicher war, da wir
befürchten mussten, bei längerer Dauer der Reise in dem
durch Krieg und Misswachs ganz erschöpften Lande die
für unsere zahlreiche Reisegesellschaft nöthigen Lebensmittel
nicht erhalten zu können. An der Zollstätte selbst
war gar nichts käuflich zu bekommen, wie wir denn sehr
wenig von einer Bevölkerung dieser Gegend zu Gesicht
bekamen. Dicht im Norden von dem Platze waren felsige
*) Bruce, Vol. 3. S. 190, hat nach seinen Beobachtungen die Länge
und Breite von Adarga (Addergey) 37° 57' Ost von Greenwich und
13° 24' 56" Nord angegeben.