
finden. Man hat dieser Thiere wegen in jener Umgegend
auch auf den Aesten vieler prachtvollen Feigenbäume, die
über die ganze Landschaft zerstreut sind, vier bis sechs
geflochtene, längliche Rohrkörbe aufgestellt, um die wilden
Bienen einzuladen, sich darin anzusiedeln. Dieselben sind
durch Strohbündel gegen die'Sonne geschützt und es \Vird
auf diese Weise sehr viel Honig gewonnen. Uebrigens weiss
man von gezähmten Bienen in diesem Theil Abyssiniens
nichts, und eben so wenig in den ändern von mir bereisten
Provinzen dieses Landes.
Von Workemider ging unser Weg eine halbe Stunde
lang zwischen Durra-Pflanzungen, welche stellenweise von
dichten Gebüschen unterbrochen waren, in ein Thal hinab.
Wir trafen hier zahlreiche Herden der grossen Affenart
Cynocephalus babuinus , die furchtlos auf Felszacken
sitzend, uns anbellten. In die Thalniederung gelangt, mar-
schirten wir drei Stunden lang über eine wellenförmige
Fläche, welche viele schöne Baumgruppen hatte, und mit
zehn Fuss hohem Rohrdickicht bedeckt war. Diese Thalniederung,
welche mit dem generischen Namen K u lla
bezeichnet wird, hat eine weite Ausdehnung in ostwestlicher
Richtung, und ist der gewöhnliche Tummelplatz
von zahlreichen Herden einer unbändigen Büffelart (Bos
caffer), von Elephanten und vielen ändern Thieren. Fast
alle zehn Schritte finden sich die vertrockneten Vertiefungen
von Elephanten-Fusstritten, welche von der Regenzeit
herrührten, und zuweilen den kaum glaublichen Durchmesser
von1 beinahe drei Fuss hatten. Ueberall lagen mehr
oder weniger verwitterte Haufen der Losung dieser Thiere,
und in der Hauptrichtung ihrer gewöhnlichen Züge waren
die Rohrgebüsche niedergetreten und die Baumzweige
herabgerissen. Einzelne Bäche, welche mitunter steile Uferböschungen
haben, durchschlängeln das Dickicht dieser
Thalfläche, und bilden stellenweise Wasserlachen, an deren
Ufer vorzüglich die Büffel zu verweilen pflegen. Auch
zweihörnige Rhinoceros kommen hier vor, wiewohl selten;
ich selbst sah nur die Spuren von drei Individuen. Saifu
hatte während seines letzten Hierseyns im Laufe von sechs
Wochen fünf Elephanten, sechszehn Büffel und zwei Rhinoceros
erlegt, und ausserdem noch vierzehn Elephanten
angeschossen. Die Büffelhäute werden übrigens bloss zur
Verarbeitung von Schildern benutzt; ist das Thier bereits
ausgewachsen und die Haut nicht durch Speere sehr zerfetzt,
so können aus einer Haut vier Schilde gemacht werden,
und diese haben einen Preis von je zwei bis drei
Speciesthaler.
Diese weite Thalniederung ist wegen ihrer verderblichen
Luft, durchaus unbewohnt. Wenn während der R egenzeit,
bei abwechselnd heiterem Himmel, in diesem Bereich
einer üppig vegetirenden Pflanzenwelt die Feuchtigkeit
von der Sonne etwas abgedunstet wird, so verhindert
das Rohrdickicht und die ganze Form der. Gegend den
Luftzug und somit die Zertheilung der Dünste, und dann
soll das blosse Durchgehen durch diese Region bereits die
Gesundheit auf eine bedenkliche W^eise angreifen und die
bösartigsten Fieber erzeugen. Eine Nacht daselbst zuzubringen,
dazu ist in keiner Jahreszeit Jemand von den
Anwohnern zu vermögen. — Mehrere Striche der Niederung
hatte zwar das Flammenmeer durchwogt, aber das
Feuer hatte auf seinem Zuge keineswegs Alles bis auf den
Boden niedergebrannt.
Nachdem wir die breite Niederung so-schnell als möglich
durchwandert hatten, stiegen wir an der nördlich hinziehenden
Hügelkette anderthalb Stunden lang wieder