
durch Genie und Tapferkeit vom gemeinen Soldaten emporgeschwungen,
und in den Erzählungen von Pearce und
Gobat, sowie in meinen Landeschroniken geschieht von
ihm öfters Erwähnung. Er ward in der Schlacht von Kosober,
im October des Jahres 1827, getödtet, hatte aber
vor seinem Ende die Verfügung getroffen, dass ihm in der
Verwaltung der von ihm unterjochten Provinzen seine
Tochter Tackelit und nicht sein Sohn Woldo Gabriel folgen
solle, weil der Letztere geistesschwach war, wie er
denn auch wirklich in der Folge, wegen einer Art von
Wahnsinn, von Herrn Gobat ärztlich behandelt wurde *).
Oeleda Tackelit, welche damals, als ich sie sah, ungefähr
zw'ei und dreissig Jahre alt war, muss in ihrer Blüthezeit
eine sehr schöne Frau gewesen seyn; denn wenn gleich
ihre grosse Gestalt durch eine ungewöhnliche Korpulenz
entstellt wurde, so liessen doch ihre grossen lebhaften
schwarzen Augen, das Einnehmende ihres Wesens durch
natürlichen Anstand, welches zugleich Geisteskraft und
Bewusstsein desselben verrieth, und die noch unentstellte
edle Form ihres Profils grosse jugendliche Reize und die
unbesiegbare Gewalt des Einflusses erkennen, den sie ehemals
und selbst damals noch auf ihre Umgebungen ausübte.
Die Gegend zwischen Gondar und Asuso ist wellenförmiges,
vulkanisches Land, und senkt sich allmählig nach
Süden, d. h. nach dem Ufer dès Zana-Sees zu. Viele kleine
Bäche durchfurchen dieselbe mit durchgehends nach dem
See gerichteten Laufe. Sie waren damals nur mittelmässig
mit Wasser versehen, mehrere Monate später aber (März
bis Juni) grossentheils ganz trocken. Bei einigen derselben
sieht man deutlich, dass sie ehedem zur künstlichen
*) Siehe Missionsbericht pag. 152.
Bewässerung des Landes benutzt wurden: wie denn überhaupt
die äusserst fruchtbare Umgegend, welche jetzt nur
an einigen wenigen Stellen mit Tokussa und T ef bestellt
ist, vor Zeiten ganz angebaut war. Von Holzpflanzungen
ist, mit Ausnahme der Gruppen hochstämmiger Bäume,
welche jede der zerstreut liegenden Kirchen umgeben, beinahe
keine Spur zu sehen. In der ganzen Landschaft zeigte
sich kein einziges,Dorf, indem die ohnediess geringe Bevölkerung
unmittelbar an dem Ufer des Sees selbst angesiedelt
ist. Dieser mag von Asuso wohl sechs Stunden in gerader
Linie entfernt seyn. Man konnte in demselben deutlich
mehrere Inseln erkennen, sowie den Hügelzug, an welchem
der Flecken Gorgora liegt, einst eine königliche Residenz
und der Lieblingsaufenthalt der Jesuiten, die hier
ein grosses Kloster erbauet hatten. Am südlichen Rande
des Horizonts sah man halb dunkel die hohen Gebirge der
Provinz Gudjam liegen; im Westen aber begrenzen mehrere
niedrige Ketten vulkanischer Hügel das Land.
Durch die Uebergabe der oben erwähnten Geschenke
glaubte ich vorerst alle diejenigen Personen befriedigt zu
haben, deren Wohlwollen zu erlangen mir wegen ihrer
Stellung nöthig war. Allein es meldete sich dazu bald noch
ein anderer Mann, und zwar auf eine sehr merkliche Weise.
Diess war der provisorische Stadtcommandant (allhier
Walie betitelt), welcher mit einigen Soldaten des Ras Ali
die Polizei handhabte, und den ich nicht beschenken wollte,
weil ich bereits für seinen jetzt im Kriege befindlichen
Vorgesetzten, den Cantiba Kasai, ein kleines Geschenk auf
die Seite gelegt hatte. Es geschah sicher auf Anstiften
dieses untergeordneten Militärbeamten, dass eines Tags,
während ich bei Lik Atkum zum Besuch w'ar, ein ganzer
Trupp von dem Anschein nach betrunkenen Leuten sich