
terrand, einen sehr festen Sitz. Ueber dem Sattel liegt eine
lederne Schabracke, die in vier lange zugespitzte Zipfel
ausläuft. *). Der Sattel selbst ist vorn mit einer soliden
Brustgurt und hinten mit einem Schwanzriemen, unabhängig
von der Bauchgurt, befestiget. Die Abyssinier reiten
immer baarfuss, und pflegen die grosse Fusszehe in einen
kleinen Ring, der als Steigbügel dient, zu stellen. Sporne
kennt man nicht; das Äntreiben geschieht durch eine kleine
Peitsche von Hippopotams-Haut, die am Sattelknopfe
hängt. Der Zaum und das Kopfgeschirr ist schwerfällig*;
das Gebiss bestehet nur aus einer Stange. Um den Hals
der Pferde pflegt man als Schönheitsverzierung die Mähne
eines Zebra in einem Kreisbogen zu befestigen, und bei
den Maulthieren hängt hier ein dicker Kranz von kleinen
viereckigen Messingblechen, welche beim Traben rasseln.
Da die Abyssinier ihr Säbelmesser durchgehends auf der
rechten Seite tragen, so sind sie genöthigt, auch auf der
rechten Seite des Pferdes aufzusteigen. Ausser dem Säbelmesser
ist der Reiter im Kriege mit einer Wurflanze und
einem Schild bewaffnet.
Die Zahl der Festtage, welche durch die abyssinische
Kirche angeordnet sind, ist so gross, dass fast die eine
Hälfte des Jahres der Trägheit gewidmet ist. So feiert man
z. B. zu Ehren eines jeden Apostels jährlich zwei Festtage
(seinen Geburts-und Sterbetag ?) ; die Jungfrau Maria,
die Erzengel Michael und Georg und der den Abyssiniern
eigenthümliche Heilige Teqela Heimanot haben monatlich
je einen Festtag, und so weiter. An solchen Tagen wird
von den abyssinischen Christen gar nichts gearbeitet; die
Dienstboten wollen nicht einmal das zum Brod der Haus-
*) Siebe die Reiterfigur auf Tafel 3.
haltung nöthige Mehl reiben. Wenn man bedenkt, wie sehr
diese ungemessene Zahl religiöser Festtage einerseits den
industriellen Fleiss hemmt und andererseits zugleich die
im Gefolge des Müssiggangs erscheinenden Laster fördert,
so wird man die von mir gemachte Beobachtung erklärlich
finden, dass die mahommetanische Bevölkerung Abyssiniens
die christliche in moralischer Hinsicht übertrifft. Schon an
einer ändern Stelle meines Reiseberichts (Th. 1. S. 366)
habe ich ein ähnliches Urtheil ausgesprochen; ich glaube
aber noch weiter gehen und behaupten zu müssen, dass
die abyssinischen Chx*isten im Allgemeinen moralisch nicht
höher stehen, als die an den Nilufern der Provinzen Schendi
und Senaar wohnenden Volksstämme. Die Erzählung des
von mir auf meiner Reise Erlebten wird übrigens öfters
Gelegenheit geben, den moralischen Charakter der Abyssinier
im Einzelnen darzustellen. Hier nur soviel, dass die
Hauptzüge desselben *) Indolenz, Trunkenheit, Leichtsinn,
ein hoher Grad von Ausschweifung, Treulosigkeit, Hang
zum Diebstahl **), Aberglaube, dummstolze Selbstsucht,
grosse Gewandtheit im Verstellen, Undankbarkeit, Unverschämtheit
im Fordern von Geschenken und eine des
sprichwörtlichen Gebrauchs würdige Lügenhaftigkeit sind.
In der Regel ist ihnen übrigens ein leutseliges, ungezwungenes
Betragen eigen, wesshalb eine oberflächliche Beur-
theilung gewöhnlich zu ihren Gunsten ausfällt. So sind sie
*) Schon Ludolf (Lib. 1. Cap. 14. 25) citirt Tellez Urtheil über den
abyssinischen Charakter im Allgemeinen mit folgenden Worten: mobiles
ingenio et punicae fidei, inconstantes atque perjuros, nec non cru-
deles et vindictu cupidissimos esse ait (Tellezius) ita ut inimicitiae in
familiis etiam apud pósteros durent. Godignus simila tradidit.
**) Ludolf, Lib. 2. Cap. 14. 26., sagte: Caeterum non hostibus modo
sed etiam latronibüs valde infesta est haec regio.