
habt, welcher in der Nacht den Himmel mit Nebelwolken
überzog-. Das D orf Musfasteman ist eine halbe Stunde Wegs
vom Flusse Anguja entfernt, zu welchem wir immer bergab
über eine Schieferformation gingen. Der Lauf dieses Flusses,
dessen bereits Bruce unter dem Namen Angueah *)
gedenkt, geht von Südost nach Nordwest. Er hat eine
je nach den Regengüssen in hohem Grade wechselnde
Wassermasse; die Quellen des westlichen Abhanges der
Berge von Agame müssen sich nothwendig alle in ihm vereinigen.
Beim Weiterreisen brachte uns ein Marsch von
ein und dreiviertel Stunden in ost-nordöstlicher Richtung
an das Bette des Mai Gurkur, eines unbedeutenden Gewässers,
das mit dem Anguja parallel läuft. Wir mussten
hier abermals einige Zeit verweilen, um Zöllansprüche zu
beseitigen, die in Abyssinien überall Vorkommen, wo mehrere
Dorfschaften nahe bei einander liegen. Eines der bedeutendsten
Dörfer der dortigen Gegend heisst Madeb,
und lag dreiviertel Stunden nördlich von unserm Lagerplatz.
Nach einem weiteren Marsch von fünf viertel Stunden
in nördlicher Richtung kamen wir an das grosse Dorf
Nugot, wo die nördliche Grenze des Districts Gella ist.
Auf eine der dortigen Ortschaften haben Bruce und Salt
den Namen Kella angewendet; dieser bezeichnet aber keine
besondere Ansiedelung, sondern die ganze umliegende Gegend,
und die von beiden Reisenden gemachten Breitenbestimmungen
eines also benannten Dorfes sind daher nicht
zu gebrauchen **). Wir lagerten eine halbe Stunde nördlich
von Nugot, bei einem kleinen Dorfe, dessen Namen mir
entfallen ist.
*) Bruce, Yol. 3. Seite 127.
* *) Bruce gibt die Breite des vermeintlichen Dorfes Kella auf
14# 24' 34" (Vol. 3. S. 126), Salt auf 14° 27' 49" an (Seite 434).
Von hier brachte uns ein Marsch von einer Stunde, bei
welchem wir in nordöstlicher Richtung etwas herunterstiegen,
in das schöne mit ziemlich vielem Gebüsch geschmückte
Wiesenthal Belessa *). Die Gegend ist, was sehr
befremdet, unbebaut und unbewohnt, mit Ausnahme des
Klosters A bba A m b asa, welches auf einem nach Westen
zu gelegenen Hügel liegt, und im Rufe grösser Heiligkeit
steht. Nach einer Zweiten Stunde Wegs, auf welcher wir
über Schieferthonhügel immer in gleicher Richtung zogen,
lagerten wir uns in einem ändern schönen Wiesenthal, das
von einem nach W^esten zu abfliessenden Bach bewässert
wird. Die Gegend, welche, wie der Bach selbst, L u g g o
heisst, ist unbewohnt und wild wucherndem Buschwerke
überlassen. Hier traf uns ein nach Halai eilender Bote des
Djeaz Oeled Michael, welcher die mir sehr angenehme
Nachricht überbrachte, dass dieser Häuptling wirklich Tags
zuvor mit einem starken Truppencorps von Adowa abmar-
schirt sey, und zwar auf dem nämlichen W ege, den wir
seither zurückgelegt hatten. Die Gegend, durch welche
wir zunächst kamen, führt bis Halai den Namen Serawe,
und besteht grossentheils aus wild zerrissenen Sandsteinbänken
mit durchschnittlich nur eine Viertel-Stunde breiten
Thälern zwischen denselben, welche in dieser Jahreszeit
überall Wassermangel hatten und daher wenig Futter darboten.
Nach einem Marsch von drei Stunden in nord-nordöstlicher
Richtung wurden wir, unfern eines natürlichen,
in Sandstein ausgehöhlten Wasserbeckens, Namens H aru -
m e la , von einem Trupp bewaffneter Leute auf barsche
Weise mit einer Zollforderung belästigt, welche uns nö-
*) Auf der Combes und Tamisier’schen Karte wird der Anguja-
Strom Belessa benannt.'