
N a ta b , D u b an i und T o la . Generisch werden sie von
den Abyssiniern S c h a n g a lla -T a k a z z ö genannt; die Bewohner
von Scbendi aber bezeichnen diese Volksstämme
mit dem Namen S c h u k rie . Diess sind jene unglücklichen
Geschöpfe, auf welche die abyssinischen Häuptlinge, wie
auf wilde Bestien, regelmässig Jagd zu machen pflegen, um
diejunge Bevölkerung als Sklaven fortzuführen. Zu demselben
Zwecke machte auch Mehemet Beg Defderdar 1S23—24
eine Expedition von Senaar aus nach dem Takazze-Strom *).
Hie Ufer des Sania waren mit einer schönen Baumvegetation
geschmückt. Besonders zeichneten sich einige ungemein
grosse Sykomorenbäume aus, welche ihrem Totalhabitus
und ihrer Blätterform nach von den in Egypten
wachsenden verschieden waren. Wir fanden von nun an
alles mit Buschwerk bedeckt, namentlich aber trafen wir
zuw'eilen knotige Rohrpflanzen an, welche dichtstehende
und bei fünfzehn Fuss hohe Stängelgruppen bildeten, aus
denen die Abyssinier sich gerne Wan der stäbe schneiden**).
Nachdem wir zwei und eine halbe Stunde Wegs in östlicher
und nordöstlicher Richtung meist etwas bergauf
zwischen Hügeln gegangen waren, gelangten wir nachKol a ,
der Residenz des Palambaras Alie, bei welchem wir Saifu
und seine Gesellschaft fanden. Dieses Dorf liegt, wie alle
andere Ortschaften der ganzen Gegend, auf der Höhe eines
Hügels, und seine Bevölkerung, die wir sehr lasciv fanden,
besteht hauptsächlich aus Soldaten des Befehlshabers. Die
Wohnungen sind insgesammt einfache Strohhütten. Von
Kola aus hat man nach Nordwest und Norden zu eine weite
*) Siehe meine Reise nach Nubien pag. 7.
**) Diese Rohrpflanzen halte ich für die nämlichen, von welcher sich
im Appendix zu Bruce’s Reise auf der zweiten Tafel eine „Krihaha“
benahmte Abbildung vorfindet.
Aussicht auf die Gebirge der Provinz Armatgioho und Ta-
kade; im Vordergründe zeichnet sich ganz besonders ein
einzeln stehender vulkanischer Berg von auffallender Form
aus; er liegt im Südosten des Dorfes W o rk em id e r, und
wird von Einigen nach dem Namen desselben, von Ändern
aber Ankodib benannt. Die aus vier isolirten Zacken bestehenden
Spitzen dieses Berges sind in den meisten Gegenden
der Kulla sichtbar, und bilden daher den Haupt-
punct zur Orientirung in der ganzen Landschaft.
Palambaras Alie war bedenklich krank an Leberbeschwerden,
angeblich in Folge eines vernachlässigten Fiebers,
das er sich auf dem Feldzuge des Ras Ali gegen Ali
Faris in Lasta zugezogen hatte; mein Besuch war ihm daher
höchst willkommen. Ich liess auf sein dringendes Bitten,
vermittelst eines an Theodor abgefertigten Boten, die zur
Heilung nöthige Arznei von Gondar kommen. Auch machte
ich ihm ein aus weissem Cambric bestehendes Geschenk,
welches er sehr dankbar annahm und sogleich .unter seine
Frauen zu Hemden vertheilte. Es ward uns zu Ehren ein
Stier geschlachtet, dessen reichlich ausgetheiltes rohes
Fleisch, in Verbindung mit vortrefflichem Hydromel, ein
lustiges Mahl veranlasste, welches gegen Abend sich in eine
wahre Orgie umwandelte. Diess war auch wohl der Grund,
warum wir am folgenden Tag (29. December) erst nach
Mittag weiter zogen; denn ein Abyssinier ist nur schwer
fortzubringen, sobald er unentgeltlich und unbeschränkt
essen und trinken kann. Da Saifu ausgekundschaftet hatte,
dass in den nach Nordosten zu gelegenen Niederungen
sich jetzt eine Herde Elephanten umhertreibe, so schlug
er mit seinen Leuten diese Richtung ein, während ich mit
einem Diener des Palambaras Alie direct nach dem Dorfe
Negarit ging, das eigentlich von Saifu zum Hauptquartier