
verkäuflich. Man sprach mir noch von vielen ändern Büchern,
die man gleich den vorstehend erwähnten in einem
verborgenen Gewölbe unter der Kirche auf bewahre, um
sie gegen Plünderung und Diebstahl zu sichern; aber nie
wollte man meiner Bitte willfahren und mir den Anblick
dieses wissenschaftlichen Schatzes gestatten, sondern man
verlangte immer eine specielle Angabe des von mir einzusehenden
Codex, und brachte mir dann denselben. Der
moderige Geruch und das mitunter schimmelige Aeussere
aller mir vorgezeigten, gaben nur allzu deutlich den unterirdischen
Ort zu erkennen, an welchem diese Manu-
scripte aufbewahrt wurden. Die chronologischen Notizen
über die abyssinischen Fürsten, welche ich zum Theil in
Koskam einsammelte, finden sich in dem Anhänge zusam-
mengesteüt. Meine Erkenntlichkeit für die mir in Hinsicht
auf jene Werke gewährte Vergünstigung gab ich, zur
grossen Freude der Priester, durch ein aus mehreren Rosenkränzen
von dicken Perlmutterperlen bestehendes Geschenk
zu erkennen.
Ohngefähr eine halbe Stunde südöstlich von Koskam
und dreiviertel Stunden westlich von dem Residenzschlosse
zu Gondar liegt das vom Kaiser Jasu Beshan Saged *)
erbaute Lustschloss Gatra Mankit. Auf einer Wiesenfläche
befindet sich ein geräumiger Park mit schönen hohen
Bäumen, welcher von einer stellenweise mit kleinen,
runden Thürmen versehenen Ringmauer eingeschlossen
wird; und in der Mitte desselben ist ein grosses, viereckiges,
jetzt ausgetrocknetes Bassin, das von einer be-
sondern Mauer umgeben wird. In diesem stehet, auf Schwibbogen
ruhend, ein viereckiges steinernes Gebäude, welches
*) Er regierte von 1731 — 1756.
mehrere Säle enthält, und zu dem man auf einer steinernen
Brücke gelangt, die theilweise aufgezogen werden
kann und einen festungsartigen Vorsprung hat. Die ganze
Anlage erscheint mehr zum Schutz eines misstrauischen
Tyrannen, als zur still-heiteren Erholung eines geliebten
Landesvaters gemacht. Das Schloss selbst ist übrigens längst
schon unbewohnt, und zerfällt tägljch mehr. In der Nähe
desselben, nach Westen zu, liegen die Ruinen zweier
Dampfbäder, welche nach dem Plan ähnlicher Anstalten
•in Egypten erbaut sind.
So oft Einwohner von Gondar meine dem Djeaz übi
zum Geschenk überbrachte, bronzene Kirchenglocke sahen,
erwähnten sie mit Rühmen, dass auch ihre Vaterstadt zwei
ähnliche und zwei viel grössere Glocken besässe. Diese
befinden sich in der Kirche Telout, d. h. in der der heiligen
Dreieinigkeit gewidmeten Kirche. Sie liegt nordöstlich
vom königlichen Schlosse und zwanzig Minuten von
der Stadt entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Auf dem
Wege zu ihr liegt links ein grosses sehr massiv gebautes,
befestigtes Haus, welches zwei Thürme hat und von einer
Ringmauer mit Zinnen umgeben ist. Dasselbe war zur ^Voh-
nung des ersten Staatsbeamten Abyssiniens bestimmt, welcher
den Titel Bedwudet hatte und seinem Ansehen nach
mit dem Grossvesir im türkischen Reiche verglichen werden
konnte. Die Erbauung desselben fällt, dem Style nach
zu urtheilen, mit der des Residenzschlosses in eine Zeit,
das heisst in die erste Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts;
das Gebäude ist im Aeussern noch ziemlich gut erhalten,
wird aber nicht mehr bewohnt. Die Kirche Telout
ist, wie fast alle dem Gottesdienst gewidmeten Gebäude
Abyssiniens, von einer dichten Gruppe von Bäumen umgeben.
Ich muss sie wegen ihres von dem aller anderen