
Folge der trockenen Hitze wie abgebrannt aus. Die Wassermasse
des übrigens stark strömenden Flusses hatte gegenwärtig
ihren niedrigsten Standpunct, und nahm in der
Breite einen Raum von nur etwa fünfzig Schritt ein, wovon
ungefähr die Hälfte eine Tiefe von dritthalb Fuss
hatte, während die andere einen seichten und sich sehr
allmählig senkenden Boden bedeckte. An der Uferböschung
war deutlich zu erkennen, dass die periodischen Anschwellungen
während der Regenzeit das Niveau des Wassers
um zwanzig Fuss erhöhen. Vulkanische Gerölle bilden den
Grund des Flussbettes. In dem Dickicht des Gebüsches an
den Ufern hatten die Elephanten nach allen Richtungen
Pfade eingetreten. Wir lagerten uns um vierzig Fuss über
dem Wasser des Flusses am nördlichen Ufer. Hier beobachtete
ich das Barometer, nachdem dasselbe sich mehrere
Stunden lang gehörig equilibrirt hatte, und fand für das
dortige Niveau des Stromes eine absolute Höhe von zwei
tausend sechs hundert und drei franz. Fuss *).
Am 30. Mai erstiegen wir in anderthalb Stunden und
auf einem ziemlich beschwerlichen, steilen Felsenpfad die
Hochfläche der rechten Seite des Takazze. Die geognosti-
schen Bestandtheile sind hier ganz dieselben wie auf dem
linken Ufer, nämlich unten schräg eingesenkte und von
horizontalen Sandsteinlagern überdeckte Thonschiefer-
Schichten, welche durch einzelne kleine vülkanische Hügel
durchbrochen sind, deren partielle Verwitterung die Oberfläche
der Ebene mit einer fruchtbaren Erdschichte bedeckt
hat. Diese Fläche, war mit niederem, damals durch herrlich
frisches Laubwerk geschmückten Gehölze bewachsen, unter
*) Es ist dieses die Höhenmessung, auf welche icli Band 1. Seite
379 hingewiesen habe.
welchem ein üppiger Grasteppich aufkeimte; es mussten
also in dieser Gegend schon mehrere bedeutende Regenschauer
gefallen seyn. Je nach den verschiedenen Ausflötzungen
des von der Hochebene nach dem Takazzö-
Thal abfliessenden Wassers, war unsere Wegesrichtung bald
nördlich, bald mehr oder weniger östlich oder westlich.
Nach fünf Stunden lagerten wir uns beim Dorfe Debabgena,
dessen Bewohner zur Erhebung eines willkührlichen Durchgangszolls
berechtigt sind. Zwei Stunden von hier, direct
in Südwesten, erhob sich aus der Ebene der isolirt stehende
conische Vulkan Alequa, dessen Lage ich früher
von Sanka Ber aus visirt hatte *), und dessen Erhebung
über die Fläche ich auf acht hundert Fuss schätze. Man
wird sich erinnern, dass auch der conische Vulkan westlich
von Ategerat in der Provinz Agame den Namen Alequa
führt **), und es dürfte daher durch spätere Reisende
zu erforschen seyn, ob vielleicht dieses Wort mit der Form
beider Berge in irgend einer Beziehung steht.
Ich befand mich hier in einer unangenehmen Lage: die
Häuptlinge machten unverschämte Forderungen in Betreff
des Zolles, und mein an den Provinzbefehlshaber Serrafel
vor drei Tagen abgeschickter Bote war auffallender Weise
noch nicht zurückgekehrt; nach einem, wie sich später
zeigte, von den hiesigen Leuten ausgesprengten, falschen
Gerüchte hiess es, er sey in der Umgegend geplündert
und erschlagen worden. Ich war demnach ganz schutzlos,
und hatte es nur der Gewandtheit meiner mahommetani-
*) Siehe vorstehend Seite 243. Es ist dieses der nämliche conische
Berg, dessen Bruce, Vol. 3. Seite 173, erwähnt, und da er ihn als drei
Stunden westlich vom Flüsschen Maisbinni gelegen, angibt, so ist dieses
identisch mit dem Gewässer, das bei Debabgena vorbeifliesst.
**) S. Th. U Seite 344.