
§. 8.
Aufenthalt zu Axum und Adowa.
In Axum, der ehemaligen Hauptstadt des den Griechen
und Römern bekannten Axumitischen Reichs, müssen zu
Anfang des sechszehnten Jahrhunderts, als Alvarez daselbst
sich aufhielt, noch manche merkwürdige Baudenkmale
aus jener Blüthezeit der Stadt vorhanden gewesen
seyn, welche seitdem verschwunden sind *). Aber auch
jetzt enthält Axum noch einige Monumente, die das Interesse
des wissenschaftlichen Reisenden erregen; ein Theil
derselben ist bereits durch Salt sehr genau beschrieben
worden, von anderen sehr wichtigen Ruinen aber hat seither
noch niemand Nachricht gegeben.
Wenn man von Osten her sich den Schutthaufen der
alten Stadt nähert, kommt man zuerst zu vier Obelisken
aus Lava, von denen aber nur noch einer aufrecht steht.
Sie stehen auf der Südseite des vulkanischen Hügels, auf
welchem die Kirche Abba Pantaleon erbaut ist. Diese
Spitzsäulen haben eine rautenförmige Basis, und endigen
oben in eine bogenförmige Fläche, welche die beiden
schmäleren Seiten des Prisma verbindet. Eine von den auf
der Erde liegenden misst an der Basis zwei Fuss zehn
Zoll zu ein Fuss neun Zoll, und hat eine Länge von zwei
*) So sagt z. B . Alvarez pag. 159: „ ©jaruma ijat Orel fdjöner 2ßof)=
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4?eufem met alter feltjamer gigueen, in gar reine unb fiarte Steine geijaroen,
al« ßemen, .fjunbe/ SBogel iu " Bekanntlich ward Axum durch Granie,
dem furchtbaren Herrscher von A d el, um’s Jahr 1535.eingeäschert.
und zwanzig Fuss; die drei ändern sind kleiner. Alle sind
äusserst roh gearbeitet, und haben durchaus keine Verzierung.
Etwas westlicher und mehr von dem Fusse des Hügels
entfernt steht in beinahe verticaler Richtung die grosse
Lava-Tafel mit der berühmten griechischen Inschrift, von
welcher Salt auf Taf. 32 seiner zweiten Reise eine Copie
gegeben hat. Diese Steinplatte hat die Form eines vollkommenen
Parallelogramms, und ist sechs und zwei drittel
Fuss hoch, drei und einen halben Fuss breit und acht Zoll
dick. Ueber die griechische Inschrift, welche die ganze eine
Seite bedeckt,1 habe ich nichts zu bemerken, da Salt’s Abschrift
derselben, welche er bei seiner zweiten Reise an
Ort und Stelle nach den gemachten kritischen Bemerkungen
der europäischen Gelehrten verificiren und verbessern
konnte, nichts zu wünschen übrig lässt. Die aethiopische
Inschrift, welche den Revers der Steintafel bedeckt, ist
durch den Zahn der Zeit dergestalt zerstört, dass ihr Inhalt
wohl schwerlich jemals ausgemittelt werden wird. Um
den Stein mit dieser Inschrift liegen, besonders nach Süden
zu, über einen weit ausgedehnten Flächenraum hin viele
Schutthaufen, bei deren Durchgrabung gewiss manches
Interessante zu Tage gefördert werden würde. Hier fand
man vor drei Jahren (1830) zufällig drei gleichgrosse Kalkstein
Platten, von welchen jede vier Fuss zwei Zoll lang,
ein zwei drittel Fuss breit und fünf Zoll dick war, und
auf die sehr lange, bald mehr bald weniger gut erhaltene
Inschriften in alt-aethiopischen Lettern eingegraben
sind. Ich werde weiter unten auf den Inhalt dieser wuchtigen
historischen Dokumente zurückkommen.
Auf eben demselben Schutthaufen, ziemlich in der Nahe
jener grossen griechischen Inschrift, stehen in gleicher Entfernung
von einander vier Opferaltäre aus Lava. Jeder