
daten des Ras Ali, unter dessen unmittelbarer Botmässig-
keit die Provinzen Sara und Fogara stehen, sowie seiner
Vorgänger, von sich abzuwehren gewusst.
Da während der ganzen Nacht der Himmel bewölkt
war, so würden mir meine astronomischen Instrumente hier
ganz nutzlos gewesen seyn. Es wehte fortwährend ein Südwind,
wegen dessen man mit vieler Deutlichkeit das Rauschen
des unfern der Brücke Deldei befindlichen Wassersturzes
hörte. Der Weg zu dieser Brücke ging in fortwährend
direct südlicher Richtung meistentheils etwas
bergab, so dass ich den Unterschied des Niveaus zwischen
ihr und Dembasa auf tausend französische Fuss anschlagen
muss. Zwei Stunden von letzterem Orte passirten wir den
kleinen Fluss Alata, welcher, von Nord-Nordost her flies-
send, sich dreiviertel Stunden westlich von der Brücke in
den Abai ergiesst. Durch eine immer wilder und felsiger
werdende Gegend gelangten wir endlich nach ferneren
dreiviertel Stunden Wegs an die Brücke, deren Anblick
höchst eigentümlich und überraschend ist. In einer mehr
als sechszig Fuss tiefen, engen Felsschlucht, deren senkrecht
abstürzende Seitenwände an mehreren Stellen kaum
zwei Klafter weit von einander entfernt sind, rauscht der
hier nordöstlich fliessende Nil mit einer ununterbrochenen
Reihe von schäumenden Kaskaden dahin. Während der Regenzeit
ist nicht allein dieser ganze Felsspalt mit Wasser
ausgefüllt, sondern der Strom überfluthet dann auch eine
beträchtliche Strecke des südlichen Ufers, welche mit stark
abgeschwemmten vulkanischen Gerollen von kolossaler
Grösse bedeckt ist. Die Brücke besteht aus acht Bogen,
welche alle untereinander von ungleicher Grösse sind, und
von denen der nördlichste über die Felsenschlucht selbst
gesprengte, und somit allein permanent vom Strome durchflossene
*), bei weitem der grösste von allen ist. Die Länge
der Brücke beträgt neunzig Schritt und ihre Breite fünfzehn
Fuss. Sie bildet, in ührer Längen-Erstreckung, keine
gerade Linie, indem sie an den drei nördlichen Bogen sich
etwas nach Westen zu wendet. Die Wölbung der Bogen
ist aus kleinen behauenen Sandsteinen erbaut, das Uebrige
aber aus Lavafels. In der Mitte der Brücke befindet sich
eine Quermauer mit einem Thor, und an ihrem Nordende
ist eine Art von Vertheidigungs-Thurm, der aber jetzt in
Trümmern lipgt **).
Die unmittelbar an den Ufern des Flusses liegenden
Hügel sind wild zerrissene vulkanische Felsmassen und zum
Theil mit einem kräftigen Baumschlag und rankigem Strauchwerk
bewachsen. Etwa hundert Fuss nach Westen zu nähern
sich die obern Ränder des das eigentliche Strombette bildenden
Felsspalts einander bis auf neun Fuss, und man
versicherte mir, dass öfters kühne Springer diesen Raum
übersetzten. Wie weit sich die schäumenden Kaskaden nach
Osten zu erstrecken, konnte ich weder durch eigenen Anblick,
noch durch befriedigende Aussagen der Eingebornen
ermitteln. Nach Westen zu findet sich, eine Wegsstrecke
von etwa einer viertel Stunde entlang, eine Verkettung
ähnlicher Wasserstürze; der übrige Stromlauf bis zumZana-
See soll in Schlangen-Windungen einen üppigen Wiesengrund
durchschneiden. Beim westlichen Anfänge der Kaskaden
liegt eine kleine Insel mit dem Kloster Abo-Gedam,
bei welcher jener grössere Wasserfall zu suchen seyn
möchte, den Bruce, Vol. 3. pag. 482, folgendermassen be*)
Diess veranlasste vermuthlich Bruce (Vol. 3. pag. 481) von dieser
Brücke zu sagen: Le pont (d’Alata) n’est que d’une seule arche d’en-
viron 25 pieds.
**) Siehe auf Taf. 9. eine Abbildung dieser Brücke.