
sinierinnen ein entschiedenes Vorurtheil gegen diese Ce-
realie haben, weil sie mit dem daraus zu bereitenden Mehl
mehr Miihe als bei anderen Getreidearten haben. Der
Preis des Weizens ist in der Regel noch einmal so gross
als der der Gerste.
P o a a b y ssin ic a (Tef), ek>e dem Lande Abyssinien
eigentümliche Hirsenart , bildet die Lieblingsnahrung
sämmtlicher Einwohner. Es gibt davon mehrere Varietäten,
welche sich nach der vom Gelbweissen bis ins Graubraune
übergehenden Farbe des daraus gewonnenen Mehls bestimmen.
Der T ef ist die an Mehl ergiebigste aller Cerealienarten;
sein Preis ist gewöhnlich um die Hälfte
theurer als der der Gerste.
B ü sc h e lm a is (Holcus sorghum—Maschella) und K o lb
e n m a is (Zea mais — Schami) und eine andere dem
Lande eigentümliche Hirsenart, T o k u ssa mit Namen
(eine Eleusine), sind Cerealien, wovon besonders die erste
und letzte häufig gebaut und vorzugsweise zur Bereitung
des bierartigen Getränks Tetsch gebraucht werden, welches
hier zu Land sehr stark genossen wird. Beide stehen
mit der Gerste in ziemlich gleichem W erte. Der Kolbenmais
wird als eine Art Leckerbissen bloss über Kohlenfeuer
geröstet, gegessen. — Ausser den vorstehend erwähnten
kommen noch folgende zur Nahrung dienende Vegetabi-
lien auf den Markt von Entschetqab : Linsen (Missari),
Wicken (Atar), die in Egypten mit dem Namen Hummus
bezeichneten Schotenkörner (Cicer arietinum, im Abyssi-
nischen Schimbera genannt), Lupinen (Bagela), eine Art
von Leinsamen (Telwa), ein anderes schwarzes Saatkorn
(Sesamum orientale—Nuck), aus welchen beiden ein schlechtes
Oel, besonders zum Verbrauch während der Fastenzeit,
bereitet wird; Zwiebeln von einer kleinen Sorte (Schankurte),
sehr dickknolliger Knoblauch (Netsch Schankurte)
und eine Art von Krautgemüsse (Gamul).
R in d v ie h (Lam) war nicht sonderlich oft zum V erkauf
vorhanden, wahrscheinlich in Folge der in den letzten
Jahren das Land heimsuchenden Kriegsraubzüge, wegen
derer auch fortwährend aus südlicher gelegenen Pro
vinzen Vieh zugeführt ward. Trotz dem bezahlte man
einen schönen, fetten, zum Ackerbau tauglichen Ochsen
nur mit vier bis fünf Speciesthalern; eine Kuh galt drei
Thaler und ein einjähriges Rind anderthalb bis zwei Tha-
le r. Die S ch afe (Beg), welche sämmtlich schwarz waren
und mehr straffe als wollige Haare hatten, wurden je
vier Stück von mittlerer Grösse für einen Thaler verkauft.
Sie kommen grossentheils aus der südlich gelegenen Provinz
Begemder, in welcher acht Schafe nur einen Thaler
gelten *). Werden bei dem Schlachten die Felle der vier
Schafe so abgezogen, dass sie für die landesübliche Schulterbedeckung
der Männer dienen können, so erhält man
für diese vier rohen Felle das Fleisch eines fünften Schafs.
Diese Thiere sind zwar klein, aber gewöhnlich gut genährt
und von schmackhaftem Fleisch; das abgezogene
Thier ohne Kopf, Eingeweide und Läufe dürfte etwa siebenzehn
Pfund wiegen. — Die Z ie g e n (Fijel) , welche
gleichfalls hier häufig feilgeboten werden, sind gewöhnlich
etwas theurer als die Schafe; die jungen Böcke werden
meistens verschnitten und in Folge davon leichter gemästet;
ihre Haut wird zu Schläuchen oder auch zu P ergament
verarbeitet. Das Fleisch der Ziegen ist in Simen
besser als in ändern Provinzen Abyssiniens.
*) Der Name der Provinz Begemder kömmt vermuthlicli von ihrem
Reichtlium an Schafherden, denn Beg lieisst Schaf und Meder Land
oder Provinz.